255
Boden und Landschaft im Kreise hünfeld
Von Dr. Ern ft Sobotha, Günthers
Oer Kreis Hünfeld gehört zur nördlichen Vorrhön.
Im Westen erstrecken sich ausgedehnte Sandsteinflächen,
in die das Tal der Haune mit meist kurzen Nebentälchen
eingesenkt ist. Im Ostteil finden sich Kalkhöhen, in brei
ten Muldungen lagert fruchtbarer Lehm. Stattliche
Bergkuppen, deren höchste der Soisberg ganz im Nord
osten mit 630 Meter ist, überragen die Landschaft. Sie
sind Zeugen vulkanischer Vorgänge, Basalt baut sie auf.
Am dichtesten sind die Durchbrüche vulkanischer Massen
im Südosten des Kreises gehäuft, hier sind die Formen
der Landschaft am unruhigsten.
Die heutigen Großformen der Landschaft werden maß
gebend durch die jüngere Einmuldung bei Hünfeld und
die ältere Einbiegung der Kalklandschaft um Nasdorf
bedingt. Sie beeinflußten die Abtragungsvorgänge, die
an der Zerstörung flüchenhafter Einebnungen arbeiten.
Dank ihrer größeren Widerstandsfähigkeit bilden die Neste
vulkanischer Erscheinungen auffällige Erhöhungen, die
höhere Flächen erkennen lassen. Im Westen der Land
schaft schafft an Störungen gebundene Salzauslaugung
besondere Formen im Bereich des Buntsandsteins.
Die geologische Geschichte: Ein großes
Meer bedeckte einstmals die ganze Fläche unserer Hei
matlandschaft. Salzige Wasserfluten wogten unter der
Glut heißer Sonne, die das Wasser schwinden ließ, bis
daß mehrere hundert Meter mächtige Salzlager entstan
den waren. Selbst die leicht löslichen Kalisalze gelangten
zweimal zur Ausscheidung. Wind deckte rechtzeitig die
angesammelten Salzmassen mit Tonstaub zu, sodaß sie
wohlgeborgen in der Tiefe lagerten, als wieder Wasser
massen eingebrochen waren und Kalke und Dolomite sich
auf dem Grunde des Meeres niederschlugen. Dann kam.
lange Festlandzeit. In wüstenhaftem Becken, in dem
gelegentlich flache Überflutungen auftraten, wurden Tone
und feine Sande Zusammengetragen. Allmählich vergrö
berten sich die mitgeführten Massen, von Süden her flös
sen zeitweilig größere Wassermassen in das wüste Becken
hinein und brachten grobe Sandkörner, ja gelegentlich
auch kleinere Gerölle mit. Gegen Ende der Sandsteinzeit
werden wieder gewaltige rote und grüne Tonmassen ab
gelagert. In flachen Salzseen schieden sich Steinsalz-
würfelchen aus, wurden dann wieder aufgelöst und hin
terließen bis zur Jetztzeit beständig die Füllmassen der
entstandenen Hohlräume als „Steinsalzpseudomorpho-
sen" H. Langsam ändern sich die bisher den Lebewesen
so feindlichen Bedingungen der Nötzeit, zunächst sind es
nur bedürfnislose Schalenkrebschen (Estheria minuta), die
in flachen Becken sich ansiedelten, bald kommen auch
Muscheln (Myophoria vulgaris) vor, Zähne erzählen
von Sauriern und Chcadeensamen von PflanzenP.
Doch das Meer trat jetzt eine lange Zeit hindurch die
Herrschaft über unser Gebiet an. Mächtige Kalkschlam-
1) Zu finden bei Molzbach und Gruben (B l a n k e n h o r n).
2) Zu finden bei Hünfeld (H a s s e n k a m p).
Massen entstanden, in denen Würmer und andere Tiere
ihre Spuren hinterließen. Die Lebensbedingungen der
Tierwelt wechselten, zeitweise nur waren sie derartig,
daß sich ihre Neste auffällig häufen. Heute finden sich
dementsprechend wiederholt feste Kalkbänke eingeschaltet,
die erfüllt sind mit Schalenresten und Steinkernen von
Muscheln, Schnecken, muschelähnlichen Armfüßlern, den
Stielgliedern der Seelilien und Nesten von Korallen 3 ).
Mit Ende der Wellenkalkzeit endigt die Herrschaft eines
wenigstens zeitweise tierreichen Meeres. Seine Neste
trocknen aus, in weiten Teilen Deutschlands bilden sich
Salzlager, eingelagert in tonige Schichten und Mergel
mit auffälligen Zellendolomiten. Doch dann kehrt das
Meer wieder zurück. Weithin erstrecken sich auf seinem
Grunde die Nasen der Seelilien, um dann bei stärkerer
Schlammführung rasch zu verschwinden und den Am
monshörnern Platz zu machen. Die Ceratitenzeit bildet
den Abschluß der Muschelkalkzeit. Die Keuperzeit, in der
bunte Letten weitverbreitet abgelagert wurden, war wie
der überwiegend Landzeit. Ein dünnes Lettenkohlenband
ist sogar aus den Nesten der damaligen Pflanzen ent
standen 4 ), Schachtelhalme spielten damals ein- besondere
Nolle. Doch zeigen daneben Muschelreste in Dolomiten,
daß zeitweilig Wasserflächen unser Gebiet überdeckten.
Die Absätze der auf die Keuperzeit folgenden Jahr-
millionen fehlen heute in unserer Landschaft, erst die
Tertiärzeit hinterließ uns wieder Zeugen für das dama
lige Bild der Landschaft. Vorher aber hatte das ruhige
Einsinken des Bodens, das Naum lieferte für immer
neue Ablagerungen, ein Ende gefunden. In Schollen
zerbrochen bewegten sich die Teile der Erdkruste, die vor
den Ablagerungen der Zechsteinzeit schon entstanden wa
ren, gegeneinander, mächtige Sprünge setzten durch die
inzwischen verhärteten jüngeren Bildungen zur Ober
fläche hinauf, schmale Schollen brachen ein. Die Schich
ten der Trias wurden schräg gestellt, hier wölbten sie sich
empor, dort sanken sie ein, an langen Verwersungslinien
verschoben sie sich gegeneinander, an manchen Stellen
wurden auch ältere Schichten aus der Tiefe emporge
preßt. Abtragung setzte sofort ein und beseitigte die
stärker hochbewegten Schichten, während sie die in der
Aufwärtsbewegung zurückgebliebenen zunächst nicht er
reichen konnte. So wurde beiderseits der unteren Haune
der Buntsandstein freigelegt, während bei Ober-Üffhau-
sen, zwischen Leibolz und Mittelaschenbach sogar die
Schichten des Keupers erhalten blieben, hier wurden nur
bei Kirchhasel die besonders stark horstförmig auswärts-
bewegten Schichten des Keupers und Muschelkalkes rest
los beseitigt, daß in geringer Ausdehnung der Buntsand
stein aufgedeckt ist. (Oer mittlere Vuntsandstein bei
Treischfeld wurde erst in jüngerer Zeit angeschnitten).
3l Korallenkalk z. B. am Nößberg südlich Großenbach
(Blankenborn).
4) Im OSO von Neuwirtshaus (V l a n k e n h o r n).