Full text: Hessenland (49.1938)

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Boden und Landschaft im Kreise hünfeld 
Von Dr. Ern ft Sobotha, Günthers 
Oer Kreis Hünfeld gehört zur nördlichen Vorrhön. 
Im Westen erstrecken sich ausgedehnte Sandsteinflächen, 
in die das Tal der Haune mit meist kurzen Nebentälchen 
eingesenkt ist. Im Ostteil finden sich Kalkhöhen, in brei 
ten Muldungen lagert fruchtbarer Lehm. Stattliche 
Bergkuppen, deren höchste der Soisberg ganz im Nord 
osten mit 630 Meter ist, überragen die Landschaft. Sie 
sind Zeugen vulkanischer Vorgänge, Basalt baut sie auf. 
Am dichtesten sind die Durchbrüche vulkanischer Massen 
im Südosten des Kreises gehäuft, hier sind die Formen 
der Landschaft am unruhigsten. 
Die heutigen Großformen der Landschaft werden maß 
gebend durch die jüngere Einmuldung bei Hünfeld und 
die ältere Einbiegung der Kalklandschaft um Nasdorf 
bedingt. Sie beeinflußten die Abtragungsvorgänge, die 
an der Zerstörung flüchenhafter Einebnungen arbeiten. 
Dank ihrer größeren Widerstandsfähigkeit bilden die Neste 
vulkanischer Erscheinungen auffällige Erhöhungen, die 
höhere Flächen erkennen lassen. Im Westen der Land 
schaft schafft an Störungen gebundene Salzauslaugung 
besondere Formen im Bereich des Buntsandsteins. 
Die geologische Geschichte: Ein großes 
Meer bedeckte einstmals die ganze Fläche unserer Hei 
matlandschaft. Salzige Wasserfluten wogten unter der 
Glut heißer Sonne, die das Wasser schwinden ließ, bis 
daß mehrere hundert Meter mächtige Salzlager entstan 
den waren. Selbst die leicht löslichen Kalisalze gelangten 
zweimal zur Ausscheidung. Wind deckte rechtzeitig die 
angesammelten Salzmassen mit Tonstaub zu, sodaß sie 
wohlgeborgen in der Tiefe lagerten, als wieder Wasser 
massen eingebrochen waren und Kalke und Dolomite sich 
auf dem Grunde des Meeres niederschlugen. Dann kam. 
lange Festlandzeit. In wüstenhaftem Becken, in dem 
gelegentlich flache Überflutungen auftraten, wurden Tone 
und feine Sande Zusammengetragen. Allmählich vergrö 
berten sich die mitgeführten Massen, von Süden her flös 
sen zeitweilig größere Wassermassen in das wüste Becken 
hinein und brachten grobe Sandkörner, ja gelegentlich 
auch kleinere Gerölle mit. Gegen Ende der Sandsteinzeit 
werden wieder gewaltige rote und grüne Tonmassen ab 
gelagert. In flachen Salzseen schieden sich Steinsalz- 
würfelchen aus, wurden dann wieder aufgelöst und hin 
terließen bis zur Jetztzeit beständig die Füllmassen der 
entstandenen Hohlräume als „Steinsalzpseudomorpho- 
sen" H. Langsam ändern sich die bisher den Lebewesen 
so feindlichen Bedingungen der Nötzeit, zunächst sind es 
nur bedürfnislose Schalenkrebschen (Estheria minuta), die 
in flachen Becken sich ansiedelten, bald kommen auch 
Muscheln (Myophoria vulgaris) vor, Zähne erzählen 
von Sauriern und Chcadeensamen von PflanzenP. 
Doch das Meer trat jetzt eine lange Zeit hindurch die 
Herrschaft über unser Gebiet an. Mächtige Kalkschlam- 
1) Zu finden bei Molzbach und Gruben (B l a n k e n h o r n). 
2) Zu finden bei Hünfeld (H a s s e n k a m p). 
Massen entstanden, in denen Würmer und andere Tiere 
ihre Spuren hinterließen. Die Lebensbedingungen der 
Tierwelt wechselten, zeitweise nur waren sie derartig, 
daß sich ihre Neste auffällig häufen. Heute finden sich 
dementsprechend wiederholt feste Kalkbänke eingeschaltet, 
die erfüllt sind mit Schalenresten und Steinkernen von 
Muscheln, Schnecken, muschelähnlichen Armfüßlern, den 
Stielgliedern der Seelilien und Nesten von Korallen 3 ). 
Mit Ende der Wellenkalkzeit endigt die Herrschaft eines 
wenigstens zeitweise tierreichen Meeres. Seine Neste 
trocknen aus, in weiten Teilen Deutschlands bilden sich 
Salzlager, eingelagert in tonige Schichten und Mergel 
mit auffälligen Zellendolomiten. Doch dann kehrt das 
Meer wieder zurück. Weithin erstrecken sich auf seinem 
Grunde die Nasen der Seelilien, um dann bei stärkerer 
Schlammführung rasch zu verschwinden und den Am 
monshörnern Platz zu machen. Die Ceratitenzeit bildet 
den Abschluß der Muschelkalkzeit. Die Keuperzeit, in der 
bunte Letten weitverbreitet abgelagert wurden, war wie 
der überwiegend Landzeit. Ein dünnes Lettenkohlenband 
ist sogar aus den Nesten der damaligen Pflanzen ent 
standen 4 ), Schachtelhalme spielten damals ein- besondere 
Nolle. Doch zeigen daneben Muschelreste in Dolomiten, 
daß zeitweilig Wasserflächen unser Gebiet überdeckten. 
Die Absätze der auf die Keuperzeit folgenden Jahr- 
millionen fehlen heute in unserer Landschaft, erst die 
Tertiärzeit hinterließ uns wieder Zeugen für das dama 
lige Bild der Landschaft. Vorher aber hatte das ruhige 
Einsinken des Bodens, das Naum lieferte für immer 
neue Ablagerungen, ein Ende gefunden. In Schollen 
zerbrochen bewegten sich die Teile der Erdkruste, die vor 
den Ablagerungen der Zechsteinzeit schon entstanden wa 
ren, gegeneinander, mächtige Sprünge setzten durch die 
inzwischen verhärteten jüngeren Bildungen zur Ober 
fläche hinauf, schmale Schollen brachen ein. Die Schich 
ten der Trias wurden schräg gestellt, hier wölbten sie sich 
empor, dort sanken sie ein, an langen Verwersungslinien 
verschoben sie sich gegeneinander, an manchen Stellen 
wurden auch ältere Schichten aus der Tiefe emporge 
preßt. Abtragung setzte sofort ein und beseitigte die 
stärker hochbewegten Schichten, während sie die in der 
Aufwärtsbewegung zurückgebliebenen zunächst nicht er 
reichen konnte. So wurde beiderseits der unteren Haune 
der Buntsandstein freigelegt, während bei Ober-Üffhau- 
sen, zwischen Leibolz und Mittelaschenbach sogar die 
Schichten des Keupers erhalten blieben, hier wurden nur 
bei Kirchhasel die besonders stark horstförmig auswärts- 
bewegten Schichten des Keupers und Muschelkalkes rest 
los beseitigt, daß in geringer Ausdehnung der Buntsand 
stein aufgedeckt ist. (Oer mittlere Vuntsandstein bei 
Treischfeld wurde erst in jüngerer Zeit angeschnitten). 
3l Korallenkalk z. B. am Nößberg südlich Großenbach 
(Blankenborn). 
4) Im OSO von Neuwirtshaus (V l a n k e n h o r n).
	        
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