Full text: Hessenland (49.1938)

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Mundartgrenzen um Marburg 
Von Heinrich Bender 
Das Heft 5/6 des 49. Jahrgangs von „Hessenland" 
brachte einen Artikel von Prof. B. Martin „Das Hessen- 
Nassauische Volkswörterbuch". Aus diesem Bericht erfah 
ren wir etwas von der Arbeit/ dem Charakter und der 
Bedeutung dieses Unternehmens, das mit den anderen 
deutschen Wörterbüchern zusammen das Gegenstück Zum 
„Deutschen Sprachatlas" bildet. Während die Wörter- 
das Wasser, nicht: ik hole dat Water. Durch 
die Linie ich — i k, die nördlich von Frankenau, Wal 
deck, Kassel verläuft, wird das Hochdeutsche vom Nieder 
deutschen getrennt. Innerhalb des hochdeutschen Gebie 
tes gehört Hessen Zum Mitteldeutschen, nicht Zum Ober 
deutschen, denn wir sagen: appel statt apfel. Im 
Mitteldeutschen unterscheidet man wieder West- und Ost- 
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4 . Schnee rni:§nei 
bücher der Verbreitung der einzelnen Wörter nachgehen 
und auch kartenmäßig darstellen, steht im Deutschen 
Sprachatlas die Lautgeographie ganz im Vordergrund. 
Die Karten des Sprachatlasses zeigen — die wenigen 
wortgeographischen ausgenommen — die Verbreitungs 
gebiete der Laute in den Wörtern, oder, anders ausge 
drückt, sie zeigen die landschaftlich verschiedene Aus 
sprache der einzelnen Wörter. 
Wenn wir uns an dieser Stelle ein wenig mit den 
lautgeographischen Verhältnissen des Marburger Landes 
beschäftigen wollen, ist es vorteilhaft, Zunächst einmal 
kurz festzustellen, in welchen größeren Sprachraum unser 
Gebiet gehört, um dann innerhalb desselben einige 
wichtige Grenzen aufzuzeigen H. 
Unsere Landschaft gehört Zum hochdeutschen, nicht zum 
niederdeutschen Sprachgebiet, denn es heißt: ich hole 
1) Vgl. Fr. Maurer, Die oberbessischen Mundarten (mit l 
Karte). Gießener Anzeiger: Iubiläums-Ausgabe vom 1.11.1925. 
/liegen —flija: ffeija 
mitteldeutsch. Jenes spricht p u n d (Pfund), dieses fund. 
Die Linie pund — fund Zieht von Südwesten nach 
Nordosten und Norden etwa an Bruckenau, Bischofs 
heim, Fulda vorbei durch die hohe Nhön. Im Westen der 
Provinz Hessen-Nassau läuft wieder eine Linie von Süd 
west nach Nordost bezw. Norden, und zwar zwischen 
Nastätten und Boppard hindurch an Limburg und Dil- 
lenburg vorüber. Westlich dieser Grenze spricht man 
d a t und w a t, östlich aber das und was, wonach 
man das Westmitteldeutsche in westliches Moselfränkisch 
und östliches Nheinfränkisch teilt. Unser Gebiet gehört 
zum Nheinfränkischen. Das Nheinfränkische wird wieder 
durch die Grenze f e st — fescht in einen südlichen und 
einen nördlichen Teil zerlegt. — Das sind die Haupt 
linien, die das nördliche rheinfränkische Sprachgebiet, zu 
dem auch unsere Landschaft gehört, umschließen. 
Es ist klar, daß das soeben umrissene Gebiet in sei 
ner Mundart nicht einheitlich ist. Wer die hessischen
	        
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