Full text: Hessenland (49.1938)

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Abb. 1. Museums-Haus 
man schon beim ersten Anblick dieses Hauses nichts an 
deres erwarten, als die Einrichtung eines Nhönbauern 
sehen zu können. 
In der Guten Stube steht der alte, reich verzierte 
Nhöntisch, der prächtig geschnitzte Schrank, die Bank mit 
mehreren Stühlen, die geschnitzte Truhe. An der Wand 
hangt die Uhr, und karger Bildschmuck vervollständigt die 
kleine Gute Stube. In dem anschließenden, schmalen 
Zimmer sind die Gerate der Flachsbearbeitung und 
des Spinnens, in einer Tischvitrine einzelne Stücke 
der Weißstickerei, Kopien besonderer Urkunden, Zeugnisse 
einer fantasievollen Volksempfindung, wie Liebes 
briefe und Poesiealben, ausgestellt, ferner stehen hier 
Apothekenstandgefäße, hängen Klingelbeutel mit dem 
herrschaftlichen Wappen, Bilder einer Folge von meh 
reren Nhönschilderungen. In der Kammer stehen Bett, 
Schrank, Tisch und Fruchlade. Die Küche birgt neben 
dem in der Rhön üblichen Haushaltungsgerat besonders 
die Stücke der alten keramischen Werkstatt in Gersfeld. 
Auf einem Regal ist die kleine wichtige Sammlung des 
Vlau-Weiß-Stcingutes aufgestellt. Das Aushängeschild, 
eine vortreffliche Arbeit des 18. Jahrhunderts, das 
nun im Giebelfeld angebracht ist, lag vordem auf dem 
Boden des Rathauses und diente ursprünglich den Zim 
merleuten und Schreinern als Aushang für ihr Lokal. 
Die Einrichtung eines solchen Museums hat zunächst 
die Aufgabe der Heimat zu dienen. Die Bevölkerung soll 
in ihm und seiner Einrichtung ihre Stätte empfinden und 
ihre Art bestätigt sehen. Es gilt, die überlieferte Kultur 
einer Landschaft in den besten Zeugnissen zusammenzu 
stellen, um dem Einheimischen das Können und die Be 
fähigung seiner Vorfahren und seines Blutes nachzu 
weisen, dem Fremden aber einen Anhaltspunkt und Hin 
weise zu gewähren, um die Bedeutung des Gebietes er 
kennen zu können. Heimat in dem besten Sinne dessen, 
was durch Blut und Boden bedingt ist, muß ihre klare 
Verkörperung finden, die im gerechten Verhältnis das 
herrschende Maß zu finden hat. Jede unnötige Über 
treibung und unverantwortliche Bevorzugung einzelner 
außergewöhnlicher Zeugnisse bedeutet eine gefährliche 
Fälschung des wahren Bestandes und verschiebt die 
grundsätzlich gegebene Kultur eines abgeschlossenen land 
schaftlichen Bezirkes. Man muß das eingeführte Gut vom 
einheimischen unterscheiden können, und es muß die Er 
kenntnis von Blut und Rasse mehr als eine formale 
Billigung und äußerliche Zustimmung erfahren haben. 
Wenn die Rasse nur ein formaler Begriff oder eine bloße 
Theorie gelegentlicher politischer Anschauungen bedeuten 
sollte und der Museumsmann nicht ein lebendiges 
persönliches Bekenntnis oder eigene Empfindung 
damit verbinden kann, wird es selten mit dem Aufbau 
eines Heimatmuseums zum Besten stehen. 
Das höchste und beherrschende Ziel der Museumsge 
staltung bedeutet die Darstellung der kulturellen Ge 
meinschaft, die in dem Museumsgebiete herrscht. Sollte 
es sich ergeben, daß man in einem Bezirke keine be 
stimmte Entwicklung einer deutlich abgesetzten eigenen 
Art und eigenen Geschichte feststellen kann und hat ein 
landschaftlicher Bezirk ausschließlich als Nutznießer einer 
größeren und anderen Gemeinschaft gelebt, dann wird sich 
die Einrichtung eines Heimatmuseums nicht rechtfertigen 
lassen. Das Museum verlangt eine bestimmte seelische 
Haltung, ein geistiges Antlitz, das sich aus der Land 
schaft und aus dem Volksstamm zu ergeben hat. Die 
Einrichtung benötigt einen großen Gesichtspunkt, der es 
allein zu verhindern vermag, daß sinnlos nur alte Gegen 
stände zusammengetragen werden, die allein deshalb ge 
sammelt wurden, weil sie alt geworden sind. Diese Alter 
tümerbetreuung ist eine unzulässige Häufung von totem 
Abb. 2. Das Museumsschild
	        
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