Full text: Hessenland (49.1938)

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haften, das im Jahre 1677 erbaut ist, und entdeckt hier 
an der Anordnung der Hölzer in der Brüstung des 
ersten Stockwerks deutliche Beziehungen zur Teufels 
mühle. Es sind die beiden Schmuckplatten und in der 
Mitte das aus Hölzern gefügte Sternmotiv, worüber der 
„wilde Mann" (dem aber beide Arme fehlen) angebracht 
ist. Auch hier wirkt der überaus breite Nähmbalken, der 
Erd- und Obergeschoß trennt, wie ein schwarzes um das 
ganze Haus geschlungenes Band. Die zweigeschossige 
Fassade mit dem schmuckvollen der Hauptstraße zuge 
kehrten breiten Fachwerkgiebel ist durch das Gleichmaß 
der senkrechten starken Eichenpfosten, der gegenständigen 
Streben und waagerechten Niegelungen, sowie den profi 
lierten Gebalkauskragungen wirkungsvoll und symmetrisch 
gegliedert. 
Die riesige Figur des „wilden Mannes" an den Eck 
pfosten und in der Mitte des zweiten Stockwerkes der 
Giebelwand schauen weit ins Vogelsberger Land. Kräf 
tige Hölzer — wie alles Bauholz, Eiche — fanden für 
das Fachgerüst Verwendung, wie auch für die Streben 
in der Brüstungszone, und den nicht in seiner hessischen 
Sondersorm gebildeten halben „wilden Mann" an der 
hinteren Längsfront. 
Betritt man dann preußischen Boden und das Dorf 
Radmühl, so überrascht hier das schöne Fachwerk 
der Obermühle, die ebenfalls um die Mitte des 17. Jahr 
hunderts erbaut ist. Außer der Verzierung der Lüngs- 
front in der Brüstungszone durch die sechs symmetrisch 
angeordneten Schmuckplatten erkennt man, stark verwit 
tert, die für das 17. Jahrhundert charakteristische Flach- 
schnitzerei mit streng stilisierten aufsteigenden Ranken- 
motiven. Reste von roter Farbe lassen erkennen, daß 
diese Schnitzereien ehemals farbig bemalt waren. Das 
Ouergebälk ist mit Wulst und Kehlen profiliert. 
Klarer und deutlicher lassen sich Beziehungen zur Teu- 
selsmühle an einem alten, im Jahre 1611 erbauten Fach 
werkhaus in Bad Orb, Kreis Gelnhausen, an dem eben 
falls ähnliche schmückende Füllhölzer angebracht sind, 
feststellen, und ganz besonders an dem vierten Vertreter 
dieser Sondergruppe, am alten Pfarrhaus in Steinau, 
Kreis Schlüchtern, das erst 1937 freigelegt wurde. Hier 
hat der Meister ganz besonders gute Proportionen der 
Giebelfläche, rythmische Gliederung der einzelnen Ge 
schosse durch schmückende Füllholzanordnungcn erzielt 
und dadurch einen harmonischen Eindruck in Schönheit 
und Vielgestaltigkeit gewinnen wollen. Vom ersten Stock 
werk bis hinauf zum Scheitel des Giebels belebt er die 
Flüche symmetrisch durch geschwungene, ausgeschnitzte 
Hölzer und geometrische Musterung. 
Dieser Fachwerkbau ist um die Mitte des 17. Jahr 
hunderts zu setzen und ähnlich dem älteren, 1552 erbau 
ten steinernen Pfarrhaus mit aufgesetztem Fachwerk, das, 
ebenfalls freigelegt, weiter unterhalb steht- er zeigt in 
seinem Balkengefüge Klarheit und Symmetrie, d. h. 
Selbstbewußtsein und Schönheit der Menschen seiner 
Zeit. Auch hier bildet der technische Aufbau Zugleich das 
schmückende Ornament. 
Vielleicht hat Hans Muth, der Erbauer der Teusels- 
mühle und vermutliche Baumeister des „Edelhoses" in 
Crainfeld, auf seiner Wanderschaft auch Steinau be 
rührt und danach all das Aufgenommene, vermischt mit 
seiner reichen Phantasie, an seinem Bauwerk angewandt. 
Er war ein schöpferisch veranlagter Mensch, der befruch 
tend auf andere Meister gewirkt und dadurch einer gan 
zen Gegend einen besonderen Charakter gegeben hat. 
Das Khön-Museum in Gersseld 
Die Kultur der Rhön und ihre museale Betreuung 
von Helmut Kramm 
Als das Gersfelder Rhönmuseum vom Museumsver 
band in Kurhessen und Waldeck durch den Berichterstatter 
eingerichtet werden sollte, war kein Museums- 
gebüude zu beziehen, sondern eine der üblichen kleinen 
Rhönbauten, die besonders in Gersfeld vor einem 
Fahrhundert errichtet wurden, stand zur Verfügung. 
Dies kleine Haus, das aus dem Jahre 1812 stammt, 
besaß keine modernen Museumsräume, die eine neutrale 
Haltung bewahren, um den ausgestellten Gegenstand 
zur Geltung zu bringen, sondern das Wohnbedürfnis 
um 1812, wie es zu dieser Zeit in der Rhön 
mit allen seinen kleinen Belangen und Eigentümlichkei 
ten vorlag, hatte die Gestaltung des Grundrisses be 
stimmt. Eine Wohneinrichtung war zu schaffen, die den 
Charakter der einzelnen Zimmer zu wahren hatte und 
auf die Absicht des Baumeisters Bedacht nehmen mußte. 
Es blieb also auch in der Museumseinrichtung die Gute 
Stube die Verkörperung einer besonderen Wohnlichkeit 
und eines Aufwandes, der auch in seinem bescheidenen 
Maß schon ein wenig den Rahmen des Notwendigen 
überschneidet und der Freude am zusätzlichen Schmuck und 
an gefälliger Gestaltung am stärksten nachkommt. Es 
mußte der Küchenraum auch jetzt wieder alle Gegen 
stände und das Gerät einer Nhönküche aufnehmen, wie 
auch in die Kammer das Bett, der Schrank, die Lade 
gestellt ist. Ein viertes, langes und schmales Zimmer 
konnte Zeugnisse aufnehmen, die Geschichte und allge 
meine Kultur der Gersfelder Rhönlandschaft veranschau 
lichen. So ist insgesamt das Gersfelder Rhönmuseum be 
zogen worden, nicht viel anders, als wenn sich eine Fa 
milie mit ihrem Hausrat und Einrichtungsgegenständen 
im neuen Heim niedergelassen hätte. 
Was zunächst gezeigt werden soll, bildet die in der Rhön 
übliche Wohnkultur, die in den allgemeinen, gelegentlich 
aber auch besonderen Stücken zur Geltung kommt. Diese 
Absicht wurde auf das Glücklichste durch die Art des 
Häuschens unterstützt. Seine Zimmerordnung drängte zu 
dieser Lösung. Und wenn heute das alte schmiedeeiserne 
Aushangschild in dem Giebelfeld verkündet, daß hier 
das Rhönmuseum von Gersfeld untergebracht ist, wird
	        
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