Full text: Hessenland (49.1938)

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Eine Glanzleistung Ludwig Bickells. 1881 entdeckte er in Gelnhausen, verdeckt unter allerlei Anbauten, Deutschlands ältestes Nathans. 
Er legte die prachtvolle romanische Fassade frei. Daß der neue Besitzer das denkwürdige Haus bis Zur Unkenntlichkeit verschandelte, 
konnte Vickell allerdings nicht verhindern 
Sammlung überlassen und 1884 durfte er die Glanzstücke 
daraus auf der Hessischen Landesausstellung im Oran 
gerieschloß zu Kassel einem größeren Kreis präsentieren. 
Heute ist das von Vickell mühsam zusammengetragene 
wertvolle Material auf das Museum der Universität 
Marburg und das Landesmuseum Zu Kassel verteilt und 
zeugt dort von den unvergänglichen Verdiensten Bickells 
um die Bewahrung althessischen Kultur 
gutes. 
Als Zweites Hauptbetätigungsfeld nannten wir die 
Photographie. Was er hier geleistet hat, ist über 
alles Lob und alle Anerkennung erhaben. Erstaunlich ist 
schon der Umfang seines Schaffens, liegen uns doch heute 
noch, abgesehen von zahlreichen Platten, die Spezial 
studien betreffen, an architektonischen Aufnahmen vor: 
Aus dem Kreis: Aufn. 
Kassel 45 
Eschwege 32 
Frankenberg 72 
Fritzlar 150 
Fulda 37 
Gelnhausen 430 
Gersfeld 28 
Hanau 40 
Hersfeld 31 
Hofgeismar 117 
Homberg 15 
Hünfeld 9 
Marllrirg 780 
Melsungen 40 
Ninteln 94 
Rotenburg 10 
Schmalkalden 31 
Waldeck 21 
Witzenhausen 88 
Wolshagen 19 
Ziegenhain 54 
Andere Orte (Biedenkopf, Als 
feld, Marburg, Münden u. a.) . 200 
Doch viel wesentlicher als die Menge der Aufnahmen 
ist die Auswahl der Motive und die Güte seiner photo 
graphischen Arbeit. Er brachte hierzu ein überaus feines 
Gefühl für Erkennung der wahren Werte und eine mei 
sterhafte Begabung für die Beherrschung der photo 
graphischen Technik mit. Er ließ sich keine Mühe ver 
drießen, den rechten Aufnahmestandpunkt zu finden und 
die Platten bis zur Vollendung durchzuarbeiten. So ist 
das von ihm erstrebte und in mühseliger 30jähriger Ar 
beit geschaffene „Denkmäler-Archiv" eine Quelle althes 
sischer Bauforschung geworden, aus der jeder wird schöp 
fen müssen, der sich mit baugeschichtlichen Studien unseres 
Landes besaßt. In der bisher erschienenen einschlägigen 
Literatur, in den Bänden der „Bau- und Kunstdenk 
mäler", in Holtmehers „Hessischen Rathäusern" usw. 
usw., Zuletzt auch in Karl Rumpfs vortrefflicher „Hand 
werkskunst am Hessischen Bauernhaus", hat man davon 
bereits reichen Gebrauch gemacht. Doch erst jetzt wird 
man aus den Grund dieses unerschöpflichen Borns kom 
men können, nachdem das Bickell-Iubiläum Anlaß zu 
vollständiger Renovierung des großen Platten-Schatzes 
bot, den der Zweigverein Marburg des Hessischen Ge 
schichtsvereins als kostbares Erbe hütet. 
Einige Bilder geben wir diesen Zeilen bei, um zu zei 
gen, wie oftmals die Bickellschen Bilder das einzige sind, 
was von den wertvollen Bauten erhalten blieb, die der 
Vergänglichkeit alles Stofflichen oder noch mehr der 
menschlichen Unvernunft zum Opfer fielen. 
Der großen photographischen Leistung Bickells kann 
man aber erst dann voll gerecht werden, wenn man sich 
vergegenwärtigt, welche Schwierigkeiten dem Photo 
graphen seiner Zeit im Wege standen. Vis in die 80er 
Jahre hinein gab es noch keine Trockenplatten, man 
mußte vielmehr die lichtempfindliche Schicht an Ort und 
Stelle in einer mitzuführenden Dunkelkammer selbst be 
reiten und konnte dann die Belichtung nur in noch nassem 
Zustand vornehmen. Die Apparate waren ungefüge Mon 
stren. Zur Entwicklung, Verstärkung und Haltbar 
machung der Aufnahme waren viele Chemikalien not 
wendig. Hieraus ergibt sich, daß unser Vickell auf seinen
	        
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