Full text: Hessenland (49.1938)

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Fürstabtei Fulda: Fuldatal, Lütter-, Haune- und 
Viebergrund. 
Grafschaft Henneberg: Werra- und Feldatal. 
Strittig: Mstergrund und Sinntal. 
Dazwischen lagen als strategisch wesentliche Positio 
nen die Übergangspässe und die ihnen vorgelagerten 
„Brückenköpfe", z. B. der Gersfelder Talkessel. Die 
würzburgischen und fuldaischen Interessendrucklinien muß 
ten somit im oberen Fuldagrund, oberen Ulstergrund und 
im Sinntal (Durchgangsstraße Fulda-Motten-Brückenau- 
Hayimelburg) aufeinanderstoßen. 
An die oft sehr weltlichen Auseinandersetzungen dieser 
streitbaren Herren im geistlichen Gewände erinnert noch 
heute der Flurname „Haderwald" im Gersfelder Bezirk. 
Was lag näher, als Grenzfragen aus altherkömmliche 
Weise zu bereinigen? Aus altgermanischen Adelsge 
schlechtern entstammend, wußten sie nicht nur als Strei 
ter Gottes Wort und Feder, sondern auch Schwert und 
taktische Kriegsregeln trefflich zu handhaben. Es kam 
ihnen nicht daraus an, das geistliche Gewand mit dem 
Nitterharnisch zu vertauschen und zu Roß zu steigen, um 
ihre reisigen Scharen in den Kampf zu führen. „So kam 
es 1242 Zu einem Streit um den Besitz des Dammers- 
feldes. Der Würzburger Fürstbischof Hermann I. hatte 
sich dieses zum Fuldaer Besitzes gehörigen Gebietes be 
mächtigt. Abt Konrad III. zog ihm entgegen, besiegte 
ihn in einem blutigen Gefecht und trieb ihn mit seinen 
Scharen über die Grenze des Fuldaer Landes Zurück. 
Noch heute sind droben auf dem Dammersfeld, wo einst 
die Äbte eine große Meierei besaßen, die alten Grenz 
steine Zu sehen, die das Fuldaer vom Würzburger Ge 
biete schieden". 
Im Endergebnis der jahrhundertelangen Gebietsstrei 
tigkeiten und des oft gemeinsam gegen die Nitterschaft 
durchgeführten Kampfes konnte sich jedoch Würzburg le 
diglich lehensrechtlich im Gersfelder Talkessel und besitz- 
rechtlich im Amt Hilders festsetzen, Fulda hatte nun 
einmal geopolitisch — nicht immer finanziell — die 
stärkeren Trümpfe in der Hand, um über die den Eber 
steinern entrissenen Gebiete und über den Biebergrund, 
sowie von Geisa-Tann aus dem würzburgischen Druck 
im Mstergrund begegnen Zu können und einen Flanken 
stoß über Ostheim ins Steutal, sowie über Brückenau- 
Hammelburg ins Sinn- und Saaletal erfolgreich Zu un 
ternehmen. 
Verfolgen wir nun in kurzen Zügen den Kampf zwi 
schen Bischofsstab und Ritterschwert, das Schicksal der 
einzelnen Nitterherrschasten. Es ist um die zweite Hälfte 
des 13. Jahrhunderts. Die Hohenstaufenkaiser haben 
wieder beste deutsche Kraft im Kampfe um das Erbe 
Roms verbluten lassen, ihr letzter Sproß fällt einem 
italienischen Henker zum Opfer. In Deutschland wütet 
die „kaiserlose, die schreckliche Zeit", bis Kaiser Rudolf I. 
von Habsburg mit fester Hand ordnend eingreift. 66 
Raubburgen werden Zerstört, 29 thüringische Ritter hin 
gerichtet. Ihm zur Seite stehen Landesherren im Kampfe 
gegen das entartete Rittertum, so der Markgraf von 
Brandenburg und in Hessen Landgraf Ludwig, der 
Eiserne, der „hartgeschmiedete Landgraf". 
Auch in der Rhön greifen die anliegenden Landes 
herren von Fulda, Würzburg und Henneberg ein. Beson 
ders hervor tat sich Abt Verthold von Leibolz. „Er war 
selbst aus ritterlichem Geschlecht und ein kampfgeübter 
Herr, wenn auch klein von Gestalt, sodaß seine Feinde 
ihm den Beinamen „Abt Fingerhut" beilegten. Schon 
im 12 . Jahrhundert hatten die Fuldaer Äbte gegen die 
Ritter einschreiten müssen- 1119 zerstörten sie die Feste 
der Ritter von Milseburg aus dem Liedenküppel und er 
bauten als Gegenfeste 1150 Schloß Bieberstein, im glei 
chen Fahre nahmen sie die Ebersburg ein, ohne sie je 
doch zu schleifen. 120 Jahre später nun ging Abt Bert- 
hold ohne Schonung gegen die Ritter vor. Er Zerstörte 
15 Burgen und belagerte auch die Ebersburg. Es 
gelang den Rittern, über die Abteigrenze zu entfliehen 
und sich in dem würzburgischen Städtchen Bischofsheim 
festzusetzen, in dem die Ebersberger ein Gut besaßen. 
Aber auch hier vertrieb sie Berthold, wobei Bischofsheim 
in Flammen aufging. Den dabei in seine Hände gefallenen 
Ritter Hermann von Ebersberg setzte er in Fulda ge 
fangen und ließ ihn dann auf dem Marktplatz daselbst 
mit Schimpf und Schande öffentlich enthaupten." Nun 
steigert sich der Kampf in erbitterster Form zu drama 
tischer Höhe. Durch sein Vorgehen bringt der Abt die 
gesamte Nitterschaft des Landes gegen sich auf, die die 
öffentliche Hinrichtung eines der Ihren als Schimpf ge 
gen die ganze Nitterschaft betrachtet. Am 15. April 1271 
wurde Abt Berthold ermordet. 
Das Schicksal der Herren von Ebersberg, Eberstein 
und Steinau war damit zunächst besiegelt. Ihre Burgen 
werden geschleift, der Besitz von Fulda enteignet. Aber 
noch Jahrhunderte dauerte der Kampf Zwischen den nun 
mehr gefürsteten geistlichen Herren zu Fulda und den 
Rittern um den Besitz der Nhönberge und Talgründe, 
der Bauern und ihres kargen Fronzinses, bis eine mäch 
tigere Hand diesem jahrhundertelangen Zwist zu Beginn 
des 19. Jahrhunderts ein Ende machte und ihnen allen 
Hoheitsrecht und Besitz nahm. 
Die Herren von Ebersberg söhnten sich um 
1300 mit dem Abt von Fulda wieder aus. Sie erhielten 
Zwangsaufenthalt in einem unbefestigtem Schloß in 
Weyhers Zugewiesen und führten seitdem den Beinamen 
„genannt von Weyhers". Den größeren Teil ihrer Be 
sitzungen erhielten sie als fuldaisches Lehen zurück. Gegen 
Ende des 14. Jahrhunderts bauten sie mit den Herren 
von Steinau-Steinrück, die nach dem ehemals eberstei- 
nischen Poppenhausen verbannt waren, in diesem Ort ein 
befestigtes Schloß, bauten auch die Ebersburg wieder 
auf. Durch vergebliche Belagerung Poppenhausens er 
muntert, beunruhigten die Ebersberger und Steinauer 
das Fuldaer und Henneberger Land durch Fehden, bis 
ihr fester Sitz, die Ebersburg, nunmehr endgültig ge 
schleift wurde, (1459—60). Der steinauische Besitz in 
Poppenhausen ging 1560 durch Erbschaft an die Herren 
von Thüngen und 1619 durch Kauf an Fulda über. 
Die Herren von Ebersberg hatten inzwischen (1435) 
den Besitz der Herren von Schneeberg in Gersfeld käuf 
lich erworben, der 1350 fuldaisches und 1401 würzbur- 
gisches Lehen geworden war. Es ist das Gebiet der 
vormaligen Herrschaft Gersfeld, das heutige Kirchspiel 
Gersfeld. Nachdem bereits große Teile des ursprünglichen 
ebersburgisch-weyhers'schen Besitzes durch Kauf und 
Tausch an Fulda übergegangen waren, erwarb das
	        
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