Full text: Hessenland (49.1938)

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Dehio in seinem oben erwähnten Werke diese „Stein- 
fammcrn" oder „Kemenaten" als einzige heizbare Wohn - 
räume eines ganzen Anwesens bezeichnet, so mag seine 
Annahme, bezogen auf die zuletzt gekennzeichneten Bau 
ten, wohl berechtigt sein. So führen uns diese Steinbau- 
tcn in eine recht frühe Periode der städtischen Entwick 
lung zurück, in eine Zeit, in der die Stadt hauptsächlich 
nur aus einer Anzahl von Burghäusern und Höfen 
innerhalb des Mauerrings bestand. Eine seiner Eigen 
art und seinem Zweck entsprechendere würdigere Un- 
Die Zweckbestimmung des unteren Museumsraumes 
war durch den vorhandenen, mit der Jahreszahl 1604 
bezeichneten Kamin gegeben, der mit seiner seinen Spät 
renaissanceform wohl an die Stelle einer älteren Feue 
rungsanlage getreten ist. Der Raum wurde als bäuer 
licher Küchen- und Werkraum hergerichtet. Im Kamin, 
dessen Hinterwand eine schöne gußeiserne Platte abdeckt, 
hangen an den sägeblattförmigen Hängeholen (Kessel 
haken) schwere Eisentöpfe. Auf den zwei Bauerntischen 
und an den Wänden finden wir die alten alltäglichen 
Waldeck'sche Stube 
Aufn.: Jos. Grobbol, Fredeburg (Wests.) 
terkunft als in einem dieser Steinhäuser konnte für das 
Heimatmuseum wohl kaum gefunden werden. 
Vis zum Jahre 1934 war der Ausstellungsraum recht 
beengt. Die einzelnen Museumsstücke konnten daher nicht 
wirkungsvoll aufgestellt und Zusammengehöriges nicht zu 
geschlossenen Gruppen vereinigt werden. Durch den 
Ausbau eines von der Stadt erworbenen, anliegenden 
Gebäudeteils wurde beträchtlicher Raum gewonnen und 
eine Aufgliederung der Sammlung nach kulturellen und 
geschichtlichen Einheiten ermöglicht. Dank der tatkräf 
tigen und großzügigen Förderung seitens der Stadtver 
waltung unter Leitung von Bürgermeister Dr. Zimmer 
mann und dank der sachkundigen Beratung des Mu 
seumsverbandes für Kurhessen und Waldeck konnte nun 
durch vollen Einsatz der Mitarbeiter das Museum so 
ausgebaut werden, daß es uns jetzt ein eindrucksvolles 
Bild vergangener Zeit vermittelt. 
Gebrauchsgegenstände einer vergangenen Zeit. Auf dem 
Bordbrett neben dem Kamin ist eine schöne Zusammen 
stellung von Sllichtern aufgebaut. — Ferner enthält der 
Raum noch eine Sammlung von Wetterfahnen. Die äl 
teste von ihnen trägt neben einem waldeckischen Achtstern 
die Jahreszahl 1515. Eine andere ist mit germanischen 
Sinnbildern des Segens und der Furchtbarkeit (Hahn, 
Sechsstern, Doppelspirale) ausgestattet. 
An den Wänden des Werkraumes hängen alte Stiche 
von Merian und Meißner, die waldecksche Städte um 
1620 bis 1650 darstellen. Sehr schön sind auf den 
Kupferstichen von Korbach die hohen Stadtmauern mit 
ihren wehrhaften Türmen, die hochragenden Kirchen — 
auch die Kilianskirche trägt damals noch den schlanken, 
spitzen Turm — und das Schloß aus dem nahen Eisen 
berg zu sehen. — Die Wände des Treppenaufganges 
bedecken eine größere Zahl von Druckstöcken mit feinen
	        
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