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Dehio in seinem oben erwähnten Werke diese „Stein-
fammcrn" oder „Kemenaten" als einzige heizbare Wohn -
räume eines ganzen Anwesens bezeichnet, so mag seine
Annahme, bezogen auf die zuletzt gekennzeichneten Bau
ten, wohl berechtigt sein. So führen uns diese Steinbau-
tcn in eine recht frühe Periode der städtischen Entwick
lung zurück, in eine Zeit, in der die Stadt hauptsächlich
nur aus einer Anzahl von Burghäusern und Höfen
innerhalb des Mauerrings bestand. Eine seiner Eigen
art und seinem Zweck entsprechendere würdigere Un-
Die Zweckbestimmung des unteren Museumsraumes
war durch den vorhandenen, mit der Jahreszahl 1604
bezeichneten Kamin gegeben, der mit seiner seinen Spät
renaissanceform wohl an die Stelle einer älteren Feue
rungsanlage getreten ist. Der Raum wurde als bäuer
licher Küchen- und Werkraum hergerichtet. Im Kamin,
dessen Hinterwand eine schöne gußeiserne Platte abdeckt,
hangen an den sägeblattförmigen Hängeholen (Kessel
haken) schwere Eisentöpfe. Auf den zwei Bauerntischen
und an den Wänden finden wir die alten alltäglichen
Waldeck'sche Stube
Aufn.: Jos. Grobbol, Fredeburg (Wests.)
terkunft als in einem dieser Steinhäuser konnte für das
Heimatmuseum wohl kaum gefunden werden.
Vis zum Jahre 1934 war der Ausstellungsraum recht
beengt. Die einzelnen Museumsstücke konnten daher nicht
wirkungsvoll aufgestellt und Zusammengehöriges nicht zu
geschlossenen Gruppen vereinigt werden. Durch den
Ausbau eines von der Stadt erworbenen, anliegenden
Gebäudeteils wurde beträchtlicher Raum gewonnen und
eine Aufgliederung der Sammlung nach kulturellen und
geschichtlichen Einheiten ermöglicht. Dank der tatkräf
tigen und großzügigen Förderung seitens der Stadtver
waltung unter Leitung von Bürgermeister Dr. Zimmer
mann und dank der sachkundigen Beratung des Mu
seumsverbandes für Kurhessen und Waldeck konnte nun
durch vollen Einsatz der Mitarbeiter das Museum so
ausgebaut werden, daß es uns jetzt ein eindrucksvolles
Bild vergangener Zeit vermittelt.
Gebrauchsgegenstände einer vergangenen Zeit. Auf dem
Bordbrett neben dem Kamin ist eine schöne Zusammen
stellung von Sllichtern aufgebaut. — Ferner enthält der
Raum noch eine Sammlung von Wetterfahnen. Die äl
teste von ihnen trägt neben einem waldeckischen Achtstern
die Jahreszahl 1515. Eine andere ist mit germanischen
Sinnbildern des Segens und der Furchtbarkeit (Hahn,
Sechsstern, Doppelspirale) ausgestattet.
An den Wänden des Werkraumes hängen alte Stiche
von Merian und Meißner, die waldecksche Städte um
1620 bis 1650 darstellen. Sehr schön sind auf den
Kupferstichen von Korbach die hohen Stadtmauern mit
ihren wehrhaften Türmen, die hochragenden Kirchen —
auch die Kilianskirche trägt damals noch den schlanken,
spitzen Turm — und das Schloß aus dem nahen Eisen
berg zu sehen. — Die Wände des Treppenaufganges
bedecken eine größere Zahl von Druckstöcken mit feinen