kommandeur war/ sind im 5)essenland von 1914 S. 303 ff.
genau beschrieben und wir möchten das dort Gesagte
nicht wiederholen. Nur die Worte eines seiner Mit
kämpfer/ der damals schrieb: „Worte macht der Prinz
nicht viel, aber schon sein Erscheinen wirkte auf die
Truppe: ,Unser Prinz ist der erste, wenn's gilt, und unser
Prinz sorgt für uns', das wußten wir, und deshalb hangt
das Regiment an seinem Führer in einem Grade, wie
ich es noch nie zu beobachten Gelegenheit hatte. Oer
Prinz behauptet nicht nur, der Kamerad seiner Sol
daten zu sein, er ist es auch da, wo die Kameradschaft
lichkeit oft aufhört: Er ist es in seiner Lebensweise..."
Der Großherzog von Hessen-Darmstadt schrieb damals
an seine jetzt so unglücklich umgekommene Gemahlin:
„Friedrich ist ein Held, seine Leute begeisternd, immer
voran". Nun ist mit dem „Held" damals ein Ziemlicher
Unfug getrieben worden. Aber auf den Prinzen (damals
war er noch nicht Landgraf) paßte das Wort wirklich,
wie man in der Geschichte des 81. Infanterie-Regiments
nachlesen kann. Am 7. September 1914 wurde der Prinz
bei Etrüpy schwer verwundet. Die letzte Granate, die
an diesem Tage abgefeuert wurde, traf ihn, und nur die
Behandlung eines befreundeten Arztes bewahrte ihn vor
dem Starrkrampf und dem wahrscheinlichen Tode.
Schwerer aber als die eigene Verwundung traf ihn die
Nachricht von dem Tode seines Zweiten Sohnes Mar,
der als Leutnant der Darmstüdter Leibdragoner am
>2. Oktober beim Kloster St. Chapellc b. Hazebrouk in
Flandern ein paar Tage vor seinem 20. Geburtstag fiel.
Auch sein ältester Sohn Prinz Friedrich Wilhelm, Leut
nant der Hanauer Ulanen, wurde ungefähr gleichzeitig
wie sein Vater bei einem Patrouillenritt schwer ver
wundet. Doch konnte er sich nach einer Operation wieder
erholen und zog wieder ins Feld. Zwei Fahre später
siel er am l2. September 1916 bei Cara Orman in der
Dobrudscha. Tief betrübt wie die Eltern und Geschwister
war auch die greise Großmutter, die alte Landgräfin
Anna, die an den Enkelkindern besonders hing. „Beide
Sonnensohne, begabt, fromm und rein, tapfer und brav ',
schrieb die Großmutter, die als älteste deutsche Fürstin
am 12. Funi 1918 ihren Enkeln, den „Sonnensöhnen"
nachfolgte. Dieses letzte Kriegsjahr, das ihm die Mutter
nahm, gab dem Prinzen für eine kurze Zeit einen unge
ahnten Hoffnungsschimmer. Im Oktober wählte der
finnische Landtag ihn zum König von Finnland, doch die
bald darauf einsetzenden unglücklichen Ereignisse sorgten
dafür, daß dem Prinzen erspart wurde, die Dornenkrone
über das Land der tausend Seen zu tragen, die schon
einmal vor ihm ein hessischer Landgraf getragen hatte.
Dann kamen die schrecklichen Novembertage, in denen der
Prinz nach den Erinnerungen des Prinzen Mar von
Baden ins Hauptquartier reisen sollte, um seinen kaiser
lichen Schwager zur Abdankung zu bereden, doch konnte
er sich nicht dazu verstehen. Dieser selbe Prinz Mar
von Baden wurde später, 1924, der Schwiegervater sei
nes Sohnes Wolfgang Moritz, der jetzt als Landrat in
Homburg wirkt. Nach der Revolution hatte der Prinz
eine schwere Zeit durchzukosten, zumal das Schloß Fried
richshof, das Erbteil seiner Frau von ihrer Mutter, der
Kaiserin Friedrich, in von der Entente besetztem Gebiet
lag. Nachdem seine militärische Laufbahn abgeschlossen
war, widmete er sich dem Studium der Kunst, Geschichte
und Literatur, wozu er ganz besonders befähigt ist.
„Exceptionally gifted" nennt ihn seine Schwägerin,
die Prinzessin Victoria von Preußen, in ihren englisch
geschriebenen Erinnerungen und ähnlich urteilen andere
Memoirenschreiber, wie z. V. Prinz Nicolas von Grie
chenland. Das mögen Verwandenurteile sein (obwohl
eine Nichte des griechischen Prinzen erst später einen
Sohn des Landgrafen heiratete), aber auch ein Ferner-
stehender, ein einfacher englischer Offizier, der ihn mehr
mals besuchte, nennt ihn „a quiet studious cultured
man, more os the type of a professor thau of a
soldier“ (Eoddie, Peace patrol. 204). Und daß der
Landgraf nicht nur großes Interesse speziell für hessische
Geschichte, sondern auch große Kenntnisse derselben hat,
dafür liegen untrügliche Beweise vor. Der Landgraf be
sitzt wohl die größte Sammlung von Hassiacis, und aus
seinem Besitz an Kunstwerken ist manches Stück in das
schöne Landgrasenmuseum gewandert, das die Stadt Kas
sel der künstlerischen Fürsorge des Prinzen Philipp, jetzt
des ältesten Sohnes des Landgrafen, verdankt.
Der Landgraf ist der einzige noch überlebende Schwa
ger Kaiser Wilhelms II. Er wohnt mit seiner Gemah
lin zu Friedrichshof im Taunus oder im Sommer in
seinem Geburtsort Panker, dem Hauptort der Herr
schaft Hessenstein in Ostholstein, die die Familie seit lan
ger Zeit besitzt. Vier Söhne sind ihm geblieben und sechs
Enkelkinder konnte der Großvater an seinem 70. Geburts
tag sein eigen nennen. Ph. L.
Bernhard Veß
Im 12. Band der Z. f. Hess. Gesch. stehen interessante
Auszüge aus dem Tagebuch eines Veteranen des sieben
jährigen Krieges, des 1810 gestorbenen Oberförsters
George Veß. Das ist der Urgroßvater unseres hessischen
Landsmannes Professor Bernhard Veß, der am 19. Mai
ds. Fs. seinen 75. Geburtstag feierte. Seine Wiege stand
in Nentershausen, — damals ein unbedeutendes Dorf,
jetzt Mittelpunkt einer großen Vergmannssiedlung —
wo er als Sohn des Pfarrers Bernhard Veß und seiner
Frau Mathilde von Vodenhausen geboren wurde. Der
Vater war später Metropolitan in Zwehren, der hier als
einer der ersten den Spuren der Grimmschen Märchen
frau nachging. Ein Bruder von diesem, Wilhelm Beß,
gehörte zu den Offizieren, die infolge der Wirren von
1850 ihren Abschied forderten und erhielten. Er trat
in Hamburger Dienste, kommandierte zeitweise das dor
tige Militär und starb als Oberst a. D. zu Marburg.
Bernhard Beß folgte den Spuren seines Vaters, indem
er Theologie studierte. Er wurde Repetent am Semina-
rium Philippinum in Marburg, promovierte 1890 mit
der Dissertation „Johann Gerson und die kirchenpolitische
Partei Frankreichs" zum Lic. theol. und habilitierte sich
in demselben Jahr als Privatdozent für historische Theo
logie H und erhielt als solcher 1891 den Titel „Pro-
1) Etwa gleichzeitig mit ihm war ebenfalls Privat-Dozent an
der Marburger Theologischen Fakultät, der kürzlich verstorbene
Professor Johannes Werner zu Leipzig, der weniger als Theo
loge als durch seine historisch-literarischen Bücher namentlich
"Franziska von Altenhausen" bekannt geworden ist.