Full text: Hessenland (49.1938)

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Mcherschau 
Geographische Neuerscheinungen über Hessen 
Als 5. Heft der Beiträge Zur Westfälischen Landes 
kunde, Schriftenreihe des Geographischen Seminars der 
Universität Münster, liegt eine Untersuchung von Dr. 
Heinrich Leipold über „Die Niederschlagsverhält 
nisse des Sauerlandes" vor (Verlagsanstalt Heinr. & 
I. Lochte, Emdsdetten i. Wests., Preis ¿HJI 3.—). Die 
ser Arbeit ist eine über das engere geographische Fach 
gebiet hinausgehende Verbreitung zu wünschen, da die 
Niederschlagsverhältnisse des dargestellten Gebietes von 
allgemeinem Interesse sind. Durch die Schneefälle wird 
hier der immer mehr aufkommende Wintersport ermög 
licht. Die abfließenden Wassermengen werden im öst 
lichen Vorland in Staubecken gesammelt und dienen 
neben der Elektrizitütsgewinnung zur Regulierung der 
Weserschiffahrt. Weiterhin bilden die Niederschlags 
mengen eine wichtige Existenzgrundlage für die auf 
engem Raum Zusammengeballten nordwestdeutschen Jn- 
dustrieunternehmungen. Der besondere Wert der Arbeit 
liegt in der Herausarbeitung der räumlichen, durch die 
reiche vertikale Gliederung dieses Landschastsraumes be 
dingten klimatischen Verschiedenheiten. Das abstrakte 
Zahlenmaterial der meteorologischen Beobachtungsstatio 
nen ist in geographischer Betrachtungsweise ausgewertet 
und durch Karten veranschaulicht worden. Dadurch er 
hält die Arbeit eine unmittelbar praktische Bedeutung 
für die Beantwortung aller Fragen, die die ursächlichen 
Zusammenhänge Zwischen den Lebensverhältnissen und 
den Niederschlagsverhältnissen des Sauerlandes auf 
greifen. 
In der bekannten Geographischen Verlagsanstalt von 
Ludwig N a v e n st e i n ist die „Offizielle Wander 
karte des Rhönklubs e. V." neu erschienen- Maßstab 
1:120 000, Preis in Taschenformat auf Papier 
1.50, auf Leinwand ¿¡ML 3.60. Die Karte ist dem heu 
tigen Stand entsprechend berichtigt und Zeigt neben den 
Wanderwegen die bewirtschafteten Hütten des Rhön- 
klubs, die Jugendherbergen, die das Wandergebiet er 
schließenden Kraftposten, die Schwimmbäder und schließ 
lich auch die Ringwälle und Hügelgräber. Die kombi 
Ku§ der 
Landgraf Friedrich 
Es dürfte nicht oft vorgekommen sein, daß ein Gene 
ralleutnant, Chef eines Regiments, noch dazu ein Prinz, 
als einfacher Kommandeur dieses Regimentes ins Feld 
zog und an der Spitze seines Regiments schwer ver 
wundet wurde. Das ist aber im Weltkriege geschehen 
und der Mann, der dies tat, war ein hessischer Prinz, 
der jetzige Chef des Hauses Hessen-Kassel, Landgraf 
Friedrich Karl, der am 1. Mai ds. Js. seinen 70. Ge 
burtstag feierte. Es ist ihm nicht an der Wiege gesungen 
daß er der Chef seines Hauses werden sollte, denn er 
war der dritte und jüngste Sohn des Landgrafen Fried 
rich Wilhelm und seiner Gemahlin Anna von Preußen, 
der am 1. Mai 1868 Zu Panker das Licht der Welt er- 
nierte Geländedarstellung durch Höhenlinien und Schum 
merung vermittelt ein plastisches Bild der Oberflüchen- 
formen, sodaß die Karte auch hierdurch mehr als eine 
bloße Orientierungsmöglichkeit bietet. 
Kurt Scharlau. 
Walter Schliephacke, Ein deutscher Maler. Mit 5 
Abbildungen im Text und 16 Kunsttafeln. Herausgegeben von 
Karl Paetow. Bärenreiter-Verlag zu Kassel. 1938. Preis: 
JUl 3.—. 
Walter Schliephacke ist 1877 in Ilsenburg am Harz geboren. 
Paetow erzählt, daß er aus kunstliebendem Hause stammt. 
In Hannover besucht Schiephacke die Kunstgewerbeschule. Nach 
der Bildhauerei Zieht es ihn in die Malschule von Jordan 
und Knotterius Meyer, wo er auch Löns persönlich kennen 
lernte. Mit 26 Jahren kommt der junge Maler nach Mün 
chen, zieht sich aber dort schnell nach Schleißheim, wo ja 
immer eine kleine Malerkolonie zusammen war, zurück. Aus 
der Suche nach einem Wohnsitz wählt er Kassel, wo er dann 
eine Familie gründete. Der Weltkrieg, an dem er zuletzt als 
Kompanieführer teilnahm, hinterläßt auch Spuren in seiner 
künstlerischen Tätigkeit. Als er 1918 zurückkehrt, nimmt er, 
„unbeirrt durch die damaligen heftig drängenden Kunstströ 
mungen, die alte Entwickiungslinie wieder auf". Hier in 
Kassel, sagte Paetow, fand Schliephacke seinen Weg maleri 
scher Verinnerlichung und damit die Grundlage seines Stils. 
Gchliephackes Kunst ist auf der einen Seite stark wirklichkeits 
gebunden, im Sinne des Impressionismus, zugleich aber stark 
von einer eigenen Phantasie geleitet. Ein prägnantes Bei 
spiel ist das „Waldhaus in Frankreich" nach einer Skizze aus 
dem Kriege, eine nach der Abbildung zu urteilen ausgezeich 
nete Arbeit. Seine Landschaften, vielfach aus Niederhessen, 
belebt er gern mit Figuren. Die Landschaft ist groß gesehen, 
auch da, wo sie reine Wirklichkeit wiedergeben will. Alles 
aber strebt dem Idealbild zu, das schließlich in der Kom 
position großen Stils endet. Es sind oft mythische 
Gestalten, Geschichten und Erzählungen, die er zeigt. „Mit 
tagsrast" mit dem südlichen Charakter, „Waldeinsamkeit mit 
Mutter und Kind", die „Flucht am See" mit der heiligen 
Familie und dem Esel, der „Sonntag im Heidewald", der biet 
zu erzählen hat, „Reiters Abschied" in der düsteren Stimmung 
u. a. m. In den letzten Jahren hat Schliephacke auch Fres- 
kenen gemalt, 1937 das altertümliche Hersfeld (Ratskeller), 
und das Wandbild im neuen Generalkommando, eine Dar 
stellung von Altkassel. Der Maler bevorzugt die Tempera, 
wie er auch vor allem in der Farbe eigene Wege sucht. Die 
beigegebenen Zeichnungen erweisen ihn als einen sorgfältigen 
Beobachter der Wirklichkeit. Dr. C. Hitzeroth 
Heimat 
ttarl 70 Jahre alt 
blickte. Aber durch den vorzeitigen Tod seines ältesten 
Bruders Wilhelm und durch den Verzicht seines Bruders 
Alexander wurde er 1925 Landgraf, wozu er als Ge 
mahl der Prinzessin Margarete von Preußen, der jüng 
sten Schwester Kaiser Wilhelms II., und Vater von vier 
Söhnen, besonders berufen erschien. Er hatte sogar sechs 
Söhne gehabt, aber die beiden ältesten, Friedrich Wilhelm 
und Max, hatte er im Weltkrieg verloren, und nur zwei 
Zwillingspaare blieben ihm übrig, von denen der nun 
mehr älteste Sohn Prinz Philipp, der Gemahl der Prin 
zessin Mafalda von Savoyen, in Hessen besonders be 
kannt ist. Die militärischen Taten des Landgrafen im 
Weltkrieg, der ein geradezu vorbildlicher Regiments
	        
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