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diese Schulung in der Aquarell-Technik fand er eine
malerisch lockere Lösung/ die ohne jede Technisierung
sein großes Können einer gewissenhaften Landschafts
deutung überzeugend bewies. In diesen Blättern, die
sich ihre Motive auf der Wilhelmshöhe im Habichts-
waldc, in Willingshausen, in der Umgegend von Neu
stadt oder von Homberg an der Efze und anderen hessi
schen Gegenden suchten, beginnt die Farbe einen feinen
und duftigen Ton Zu erhalten, das Ganze wird eine
lockere, reichgegliederte Gesamtheit, die mit bewunde
rungswürdiger Liebe gestaltet worden ist. C. Hitzeroth
schreibt zu diesem wichtigen Abschnitt der Kunst Paul
Baums: „Diese Aquarelle verlangten dazu ein neues
Sehen, forderten, daß er sich mit anderen Augen und
anderer Seele in die Natur versenkte. Und es ist nicht
gleichgültig, daß es deutsche Landschaft war, die er nun
gestaltete. Mit anderem Pinsel geht er gerade der ein-
fachen Herbheit der schönen hessischen Landschaft nach,
ein neues Blatt ist in seinem Leben wie in der Kunst
aufgeschlagen, mit der Rückkehr zur deutschen Landschaft.
Nachdem er in vollendeter Meisterschaft draußen das
Charakteristische der Landschaft, das Wesen der Natur
ergriffen hatte, ist er nun doppelt befähigt, deutsche
Landschaft zu erkennen und zu gestalten. Es ist zuwei
len, als ob Impressionismus und Neoimpressioismus
ganz vergessen seien, so einfach ist das Aquarell
gestaltet."
Dies einfache und schlichte Bekenntnis bildet das be
deutsame Vermächtnis des hessischen Wirkens in seiner
Kunst. Mit dieser völlig neuen Grundlage, die ihm ein
neues Schaffen ermöglichte, konnten die l e t; t e n gro
ßen italienischen Arbeiten entstehen, die ab
schließend seine Bedeutung für die deutsche Kunst be
legen. H. K.
Ansicht von Neustadt in Hessen.^Aquarell
Die Neue Mühle bei Kassel
Von Bruno Jacob
Unter den Mahlmühlen der Kasseler Gegend nimmt
die Neue Mühl e in der Gemarkung Niederzwehren
insofern eine besondere Stellung ein, als sie seit ihrer
Anlage eine herrschaftliche Mahlmühle gewesen ist, im
Gegensatze Zu den beiden Kasseler Mahlmühlen, die ur
sprünglich dem Kloster Ahnaberg eigneten und erst 1526
durch die Säkularisation in herrschaftliche Hände kamen.
Man darf mit Recht die Erbauung der Neuen Mühle
auf dem linken Fuldaufer dort, wo dieser Fluß die Aus
läufer des Habichtswaldes von der Söhre trennt, als in
der ersten Hülste des 15. Jahrhunderts, wahrscheinlich
unter Landgraf Ludwig I., annehmen. Denn 1348
wird bei dem Vertrage zwischen Landgraf Heinrich II.
und dem Stifte Kausungen über die Fischerei in der
Fulda der Mühle noch nicht gedacht, 1443 aber ließ
Landgraf Ludwig I. bei der Neuen Mühle fischen, wel
chen reichen Fischzug uns die Congeries berichtet. Dann
wieder treffen wir i. F. 1463 den Zimmermeister Jo
hann Herber als von Landgraf Ludwig II. mit der
Mühle belehnt, in gleicher Weise, wie sie vordem Bar-
t h o l o m e s der Zimmermann innegehabt. Rechnet
man aber, daß dieser etwa ein Menschenalter vor 1463
die Velehnung erhalten, so käme man ungefähr auf die
Zeit, die man für die Anlage der Mühle ansetzen darf.