131
außerhalb nach Hessen kamen, ist besonders Paul Baum
zu nennen, über dessen Leben und Werk nunmehr ein
umfassender Bericht vorliegt. Carl Hitzeroth, ein Freund
des verstorbenen Künstlers, war der gegebene Schrift
steller, um die Kunst und das Leben von Paul Baum
sachlich und in klarer, gründlicher Form zu würdigen.
Damit ist nicht nur der hessischen Kunstgeschichte ein
großes Verdienst geschaffen worden, auch die Bewertung
der deutschen Kunst hat damit einen wichtigen Anhalts
punkt erhalten. Paul Baum als gebürtiger Sachse, Hut
sich eigentlich nirgends recht beheimatet gefühlt, sein We-
Italien zu kommen, was ihm 1924 auch gelingen sollte.
Seinen Wohnsitz behielt er in Marburg und kehrte
zur Erholung in den nächsten Fahren öfter dorthin zurück,
so 1927, als ihn die Marburger Universität zum Ehren
doktor ernannte, zum letzten Male im Winter 1930/31,
was sein letzter Aufenthalt in Deutschland sein sollte.
Er starb im Mai 1932 in San Gimignano.
Carl Hitzeroth hat diesen Lebensweg mit Sorgfalt
beschrieben und dabei ein Bild der k ü n st l e r i s ch e n
Entwicklung gegeben. Innerhalb der künstlerischen
Entwicklung von Paul Baum bildet die hessische
Landschaft im Juni, Momberg bei Neustadt. Aquarell
sen, das stets nach seiner künstlerischen Vollendung strebte,
ließ ihm nie recht Zeit, sich an eine Stätte fester zu
binden. Von seinen verschiedenen Aufenthalten in Bel
gien oder Holland, in Italien, Böhmen oder Berlin, ist
aber die Zeit seiner hessischen Wirksamkeit für sein Schaf
fen ein wichtiger Abschnitt geworden. Sein Freund Carl
Vantzer hatte ihn 1915 nach Willingshausen geholt. Im
nächsten Jahre bleibt Paul Baum auch schon während
des Winters in Willingshausen. 1917 siedelt er nach
Neustadt über, und als im folgenden Jahre Bantzer
Direktor der Kasseler Kunstakademie wurde, begleitete
ihn auch Paul Baum dorthin als ordentlicher Lehrer.
Die damaligen Schwierigkeiten des Akademielebens, die
durch die verschiedenen Anschauungen der künstlerischen
Einstellungen wesentlich bedingt waren, ließen ihn frei
lich bald diesen Posten wieder aufgeben. Im Oktober
1921 verließ er Kassel. Er zog nach Marburg, wo er
Freunde hatte. Hier entstehen drei Aquarelle. Jeweilig
im Sommer der beiden folgenden Jahre ging er nach
Kirchberg a. d. Jagst, um dort zu malen. Jedoch bald
nach der Inflation schmiedete er Pläne, um wieder nach
Zeit einen entscheidenden Wendepunkt. Es
ist für die hessische Kunstgeschichte nicht ohne Belang,
daß diese neue Orientierung des Schaffens von Paul
Baum sich wesentlich im Hessischen vollzieht. Betrachtet
man die Werke, die vor 1915, vor der hessischen Zeit
entstanden sind, so ist nirgends jene spätere Sicherheit
und Zuverlässige Beherrschung des Gesamteindruckes zu
finden. Noch kämpft er im einzelnen um den Farbwert
und prüft in peinlichster Gewissenhaftigkeit die verschie
denen Möglichkeiten einer sachlichen Landschaftsdeutung.
Der Kampf um das Technische beherrscht noch einen
Teil seines Schaffens und seine künstlerische Verantwor
tung, die mit unerbittlicher Strenge jede Form und
jeden Farbwert zur äußersten Klarheit treibt, gestattet
ihm kein bloßes Nachahmen einer abgesehenen Technik.
Eine künstlerische Mode als modische Erscheinung ver
pflichtend für die eigene Kunst zu achten, war ihm eine
innere Unmöglichkeit.
Oer Umschwung in seinem Schaffen setzte mit seinen
Aquarellen ein, die zum größeren Teil in der
hessischen Landschaft entstanden sind. Durch