71
744 erstand in Fulda ein Mittelpunkt kirchlicher,
katholisch-christlicher Herrschaft, die mit ihren
Kirchen, Klöstern und Feldkreuzen noch heute der
Landschaft ihr Gepräge gibt. In kirchlichen Be
sitz gelangen große Güter dort, wo allerbester
Boden war. Eine Karte, die Bodenart, Haupt
brotfrucht (Weizen oder Roggen) und Anteil der
Betriebe mit mehr als rg Hektar am Ackerland
zusammenstellt, zeigt eindringlichst, daß kleinbäuer
licher Betrieb nur auf schlechtem Boden, also in
Noggengebieten, überwiegt. In Gemarkung Jo
hannisberg (Weizenboden) fehlt er sozusagen
gänzlich, hier umfaßt die Domäne fast die ganze
Flur, in Kämmerzell (Sandboden) überwiegt er
mit etwa dreiviertel. Typisch sind die Verhält-
Ortschaften wachsen rasch und verlieren die länd
liche Bauweise. Ihr Wachstum strebt besonders
an den zur Stadt führenden Straßen voran, und
da von der Stadt ausgehend jüngste Bautätigkeit
nach außen strebt, wachsen Stadt und Dorf zu
sammen, zwischen Horaö und Fulda, Neuenberg
und Fnlda z. B. ist eine Grenze nicht mehr zu er
kennen. In das Landschaftsbild fügen sich manche
der neuesten Bauten nicht besonders schön ein, am
krassesten dürfte der nndeutsche Bau der Landes
bibliothek wirken, der als typischer Bau der
„Neuen Sachlichkeit" nicht aus dem dauerhaften,
bodenständigen Buntsandstein der nahen Pilger
zeller Steinbrüche, sondern aus Kunststein und
Beton hergestellt wurde, was sich in bedeutend ge-
stbb. 6. Gesamtbild der 5tadt Fulda mit dem Frauenberg
Hinter dem barocken vom dehnen sich die Buntsandsteinflächen, die die Zulda
durchbricht. Vas Kloster rechts liegt auf einer Basaltkuppe.
niste am Rauschenberg: Der schwere Röt am
Nordhang unterhalb des Waldes wird von Bau
ern als Ackerland genutzt, während bester Löß
lehmboden in bedeutend günstigerer Hanglage dem
Großgrundbesitz als TVeide dient, da das betref
fende Vorwerk vom Hauptbetrieb abgelegen ist.
Selbst die Stadt Fulda wurde in ihrer Ent
wicklung stark gehemmt durch eine erst unlängst
eingemeindete Domäne, die Säkularisation ließ
diese staatlichen Güter ans ehemaligen Kirchen
gütern hervorgehen. Gerade in jetziger Zeit wäre
es sehr erwünscht, einmal festzustellen, wieweit
etwa die alten Kirchengüter einst aus ehemaligem
Bauernland hervorgingen, anderweitig wurden in
dieser Frage sehr interessante Ergebnisse erzielt.
In der Beckenlandschaft entstand eine städtische
Siedlungsgemeinschaft. Die klösterliche Grün
dung am Hange des Frauenberges und die alte
Stadt auf der Hauptterrafse wuchsen zusammen.
Zu z. T. bodenständiger Industrie (Weberei)
kamen weitere Industriezweige, ein Luftbild zeigt,
wie nach Süden zu sich die Fabriken einstellen.
In den umliegenden Dörfern beginnt die Fabrik-
arbeiterbevölkerug immer mehr den landwirtschaft
lichen Volksteil zurückzudrängen, die betreffenden
ringerer Widerstandsfähigkeit gegen Wetter und
mechanische Beanspruchung äußert. Die Güte
deö heimischen Sandsteines läßt das wundervolle
Barockviertel dagegen gut erkennen.
Außerhalb der städtischen Siedlungögemein-
schaft ist noch heute die Beckenlandschaft reines
Ackerbaugebiet. Kalkbrennerei ist in einzelnen Ge-
Rbb. 7. Grangerie Fulda