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Die ä l t e st e n Gesteine, Kristallin und
Palaeozoikum, sind nur durch Bergbau (im Kali
gebiet von Neuhof-Ellers), durch Bohrungen
(ebendort, dazu bei Hettenhausen und z. T. nur
wenige Kilometer außerhalb der Kreisgrenzen im
Oberhessischen wie im bayerischen und thüringi
schen Gebiet) und durch Einschlüsse in vulkani
schem Gestein, das auf seinem Wege zur Ober
fläche Gesteinsbrocken aus der Tiefe mitriß (Kal
varienberg, Schackau), bekannt.
Talmulden in Glimmerschiefer-, Granit- und
Gneißgebiet, also in Gesteinen, wie sie heute im
Spessart und Thüringer Wald anstehen, wur
den zur Notliegendzeit mit Schottern,
Sanden und Tonen erfüllt.
Zur Z e ch st e L n z e i t kam von Norden das
Kupferschiefermeer. Aber dem Transgressions-
konglomerat setzte sich sulfidreicher, dunkler
Schlamm ab, dann kam es zur Abscheidung von
Kalken, ein mächtiges Bryozoenriff entstand bei
Hettenhausen, wo schon zur Rotliegendzeit ein
schuttfreieö Hochgebiet vorlag. Eine Abschnürung
des sich über Deutschland erstreckenden (Meereö-
armes führte zur Eindunstung, nach Gipsen bezw.
Anhydriten mußte sich endlich sogar Steinsalz,
weiter über 100 Mieter mächtig, ausscheiden, und
zweimal kristallisierten aus den letzten Resten des
alten (Meerwafsers sogar die am leichtesten lös
lichen Kalium- und (Magnesiumsalze aus. So
entstanden die se etwa Z Meter mächtigen und
durch 50 (Meter Steinsalz getrennten Flöze
Thüringen und Hessen. Die Flöze wurden mit
Steinsalz zugedeckt, und dieses erhielt gegen Ende
der Zechsteinzeit eine schützende Decke von Letten,
die im Plattendolomit durch eine geringmächtige
Dolomitschicht unterbrochen sind.
Die mit dem Bröckelschiefer einsetzenden meso
zoischen S ch i ch te n sind von den folgenden
Bildungen des Unteren Buntsandsteins an bis
zum Oberen Keuper, wenige Kilometer westlich
des Kreises sogar bis zum Lias, an der Ober
fläche anstehend zu finden. Zum Teil umfang
reiche Aufschlüsse gestatten natürlich, eingehender
Bildungsverhältnisse der Gesteine festzustellen.
Zur Zeit des Unteren Buntsand-
st eins wurden in wüstenhaftem Becken Tone
und feinköringe Sande abgelagert, plötzlich stellen
sich dann grobe Sande ein, die Schichten des
M ittleren Buntsand st eins entstehen.
Sie dürften die Ablagerungen einer Sandwüste
sein, in die von Süden her rasch versiegende
Flüsse und' Schichtfluten außer Sand auch bis
kopfgroße, meist aber nur ei- oder nußgroße
Milchquarzgcrölle und nußgroße Kieselschiefer
brocken von den umrahmenden Gebirgen mitbrach
ten und örtlich zu richtigen Konglomeraten an
häuften. Auffällig ist aber die Abergußschichtung,
die nach Osten zu gerichtet ist, die von Süden
herangeführten Sande und Gerölle müssen durch
von Westen kommende Kräfte umlagert bezw.
aufgeschüttelt sein. Nach Regengüssen müssen
örtlich Tümpel entstanden sein, in denen die bei
Lehnerz gefundenen kleinen Schalenkrebschen
(Estheria spec.) lebten. Beim Eintrocknen
feuchter Tonflächen entstanden Trockenrisse, die
durch hineingewehten Sand gefüllt und so bis zur
Jetztzeit erhalten wurden. In weichem Boden
prägten sich auch die Fährten großer Kriechtiere
ab, ganz vorzüglich sind sie in der Umgebung
Fnlda's erhalten. Mit der Bausand st ei n-
z 0 n e hatte die Zufuhr von Sand ihren Höhe
punkt erreicht, mächtige Tonmafsen des R ö t s
kamen zur Ablagerung. Zn Schichten mit stetem
Wechsel kaum millimeterdicker Sand- und Ton
lagen, die am besten mit dem Schwemmkegel
eines versiegenden Flusses verglichen werden, fand
Verfasser in Fulda einen deutlichen Fischabdrnck.
Mehrmals müssen flache Wasserflächen sich aus
gedehnt haben, wie undeutliche Muschelabdrücke
bei Maberzell (Vinzenzkapelle) und Fulda (Wai
des) anzeigen. Öfters und zwar rasch müssen aber
diese Wasserflächen durch Austrocknung ver
schwunden sein, Gipse (Milseburgtunnel) und
auch Salze schieden sich aus. Wurden die auö-
kristallist'erten Steinsalzwürfel von neu eindrin
genden Wassermassen aufgelöst, so konnten die
Hohlräume mit Ton gefüllt werden, so daß heute
Tonwürfel und -rechtecke als Steinsalzpseudomor-
vhosen auftreten (Galgengraben).
Nack, Anstcht des Verfassers könnte man die Land
schaft im Unteren Buntsandstein vielleicht mit dem Ta-
nezrouft (Abb. s. Löwy in Z. Ges f. Ek. 1933. Tafel
VIII u. IX), vergleichen, wo in ausgeprägtester Wüste
zeitweilig ausgedehnte Wasserstächen entstehen, den obe
ren Mittleren Buntsandstein mit den Bildungen Cen-
tralasiatischer Wüsten und die Rötlandl chaft mit den
Ton- und Salzwüsten von Iran.
Zur Zeit des TV ellenkalkes hatte das
(Meer für längere Zeit unsere Heimat erobert.
(Mächtige Kalkschlammassen entstanden, in denen
(Würmer und andere Tiere ihre Spuren hinter
ließen. (Mehrere (Male fand die Tierwelt be
sonders günstige Lebenöbedingnngen, m bestirnm-
ten Bänken häufen sich dann ihre Reste: (Mu-
scheln, Schnecken, Armfüßler, Seelilien (Stiel-
glieder), Ammonshörner, auch ein Seeigel konn
ten nachgewiesen werden. Zm M ittleren
(M u s ch e l k a l k erfolgte ein Zurückweichen des
(Meeres, seine Reste trockneten aus, von den da-