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Vermählte: Architekt Johannes Bosch und Frau
Gerda, geb. Sommermann (Kassel, 23. 2.); Zoll
sekretär Emil Perne und Frau Gustel, geb. Schlitt
(Marburg, 10. 3.): Dr. phil. Eduard Justi und Frau
Ursula geb. Gaede (Potsdam, 16. 3.); Prof. Or. med.
Hermann Nagel! und Frau Margarete, geb. Fink
(Berlin-Wilmersdorf).
Gestorben: Rittmeister a. O. und Königl. Kammer
herr Rudolf von Schutzbar-Milchling auf Hohenhaus,
83 I. alt (Hohenhaus, 11. 1.); Konrektor Jean Heck
(Kassel, i/s. 2.): Rechnungsrat Georg Herwig, 8z I.
alt (Kassel, ist. 2.); Frau Bertha von und zu Gilsa,
geb. von Sanders, 80 I. alt (Gilsa, 16. 2.): General
leutnant a. O. Exzellenz Adalbert von Wurmb, 73 I.
alt (Rittergut Müschen, 20. 2.); Direktor i. R. Carl
Schaub, 78 I. alt (Kassel, 20. 2.); Frau Agnes
Gaubsch, geb. Spieß, 67 I. alt (Marburg, 24. 2.);
Oberpostrat i. R. Johannes Bauer (Kassel, 23. 2.):
Mittelschullehrer Friedrich Ruppel (Kassel, 6. 3.):
Reichsbahninspektor i. R. Heinrich Großenbach, 72 I.
alt (Kassel, n. 3.); Oberst a. O. Wilhelm Moder
sohn (Kassel, i2. 3.); Justizinspektor i. R. Emil
Wessel, 68 I. alt (Marburg, 17. 3.): Apotheker Otto
Kleinschmidt, 78'I. alt (Kassel, 18. 3.); Rektor i. R.
Wilhelm Gonnermann, 73 I. alt (Kassel, 27. 3): Dr.
phil. Thea Müller (Marburg, 26. 3.); Oberpostsekr.
i. R. Adalbert Ruch (Kassel, 31. 3.).
Mitteilungen des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde.
Herausgegeben vom Vorstande des Vereins.
Aweigverein Kassel.
Am 3. Dezember 1934 sprach Herr Studienrat Dr.
W. Schmitt über hessische Studenten im Ausland.
Nach einem lleberblick über das Werden der Hoch
schulen ging er zunächst auf Heinrich von Langenstein
aus dem gleichnamigen Dorfe bei Kirchhain ein, den
berühmten Gelehrten, der Karl IV. bewog, die Bil
dung einer alemannischen Nation auf der Pariser Uni
versität durchzusetzen, und der dann später erfolgreich
>» Wien lehrte, und auf den aus Wolfhagen stam
menden Heinrich Hartniann gen. Klein, der in langen
Studienjahren Frankreich, Italien, England und die
Niederlande durchreist und fast alle Hochschulen be
sucht hat. In Wien haben verhältnismäßig viele Hes
sen studiert, während demgegenüber Graz ganz zu
rücktritt. Besondere Anziehungskraft übte auf unsere
Landsleute Straßburg aus, was wohl mit seiner po
litisch-religiösen Stellung zusammenhing. Basel und
Gens erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit bei
den hessischen Studenten, Zürich dagegen nicht. Ebenso
wurden die niederländischen llniversitäten Leyden,
Utrecht und Groningen von Hessen stark besucht, wo
bei man berücksichtigen muß, daß namentlich in den
Tagen des Landgrafen Moritz der niederländische Cal
vinismus sehr anziehend gewirkt hat. Das gilt beson
ders für die Studenten aus Hanau. Die Universitäten
des Nordens und Ostens wurden dagegen kaum von
hessischen Studenten aufgesucht. Oie hessischen Stu
denten stammten meist aus Kassel, Marburg, Hanau,
Fritzlar und Fulda, aber auch kleine Landstädte, wie
Hoinberg in Niederhessen und Wetter, stellten oft eine
überraschend hohe Zahl.
Oer hessischen Burgenkunde galt der wissenschaftliche
Aussprachabend am 17. Dezember. Nach einem Hin
weis auf den bevorstehenden 130. Geburtstag von Ja
cob Grimm und die Grimm-Ausstellung der Landes
bibliothek, die am 4 - Januar 1935 eröffnet werden
sollte, behandelte Herr Landegbibliotheksdirektor Dr.
Hopf die verschiedenen Arten der Burgen an Hand
von hessischen Beispielen. Besonders betonte er, daß
man sich auch heute noch oft ganz falsche romantische
Vorstellungen von dem Leben auf den Burgen mache.
Herr Baurat Dr. T e x t 0 r , heute zum Pfleger un
serer Burgen bestellt, sprach dann aus dem reichen
Schatz seiner Erfahrungen, die er bei den Sicherungs
arbeiten von Burgruinen sammeln konnte. Näher ging
er dabei auf das Reichenbacher Schloß, die Melnau,
Sababurg, Krukenburg, Boyneburg und Weidelsburg
ein. Im Ausklang seiner Darstellungen gab der Red
ner noch ein Bild von den Möglichkeiten der Verwen
dung des Freiwilligen Arbeitsdienstes und dem dafür
vorgesehenen umfassenden Plane. Herr Studienrat
W i tz e l behandelte die Welt der Sagen, die die
Trümmer unserer Burgen umspinnen. Viele bekannte
Sagenmotive, so besonders das von den treuen Frauen,
die ihre Ehemänner retten (so die Weiber von WeinS-
berg), find auch in Hessen nachzuweisen. Herr Volks
wirt Bruno Jacob sprach dann endlich über die
Wasserversorgung der Burgen und erläuterte ste an
dem Beispiel des Marburger Schlosses.
Am 7. Januar 193Z sprach Herr Landesbibliothekg-
direktor Dr. Hopf, anknüpfend an dag im Jahre
'933 erschienene Buch von Philipp Losch (vgl. „Hes
senland" 1934 S. 12), aber auch unter Benutzung der
älteren Werke von Preser, Brunner u. a. über den
„Hessischen Soldatenhandel". Er gab einen Überblick
über die von Hessen abgeschlossenen Subfidienverträge,
besonders die mit England. Das Märchen vom Sol
datenoerkauf ist auf feindliche, besonders französische
Kriegspropaganda zurückzuführen, die dann später
immer weiter verbreitet wurde. Wir haben also durch
aus nicht nötig, es immer wieder vor allem in der
schönen Literatur nachzuschwatzen. Oer Anwurf, der
zuerst im sogenannten üriasbrief dem Landgrafen
Friedrich II. gemacht worden ist, daß nämlich für jeden
Toten und Verwundeten der hessischen Truppen ihm
ein besonderes Blutgcld zugeflossen sei, wurde als
Lüge entlarvt.
Bei der Grimm-Feier am 21. Januar, die von mu
sikalischen Darbietungen von Frl. Ernestine Oschmann
aus Weimar begleitet von Herrn Bibliotheksrat Dr.
Israel umrahmt wurde, sprach Herr Studiendirektor
Dr. Schoos aus Hersfeld über die Märchensamm
lung der Brüder Grimm und Herr Sanitätgrat Dr.
v. Wild teilte persönliche Erinnerungen an seinen
Oheim Herman Grimm und dessen Geschwister mit.
Wir werden davon noch ausführlicher berichten.
Am 4 - Februar endlich sprach Herr Bibliothekgrat
Dr. Israel über deutsche Auswanderung nach Osten.
Wir werden den Vortrag demnächst im „Hefsenland"
veröffentlichen.
Für die Schriftlcitung verantwortlich Archivrat Or. F. Uhlhorn, Marburg a. L., Lothringer Straße 20. Zuschriften an
diese Adresse oder an den Herausgeber, Marburg a. L., Markt 21. Verlag und Druck: Or. C. Hitzeroth, Marburg a. L.
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