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Mais (Mäuse) kehrn die Stuv aus,
Ratte träin (tragen) de Dreck raus.
Sitzt e Vä'lche (Vögelchen) off'm Dach,
Hot sich mauskaput (mausetot) gelacht". —
Und in dem kecken Vers, mit dem die Märchen
und Geschichten abgeschlossen werden, fehlt die
Katze wieder nicht:
„Dat Märche es aus,
die Katz Hot en Maus,
en Maus hat die Katz
un du — bist en Watz!"
Und wenn ein kleiner Gernegroß stolz von sich
sagt:
„Hier steh ich auf der Kanzel
un predig wie en Amsel",
wie gehtö da zum Schluß aus?:
„Da kam die Katz un lacht mich aus,
do wor die ganze Predigt aus!"
Zur Vorgeschichte der Kurhesslschen Verfassung.
In meinem Aufsatz: „Das erste Auftauchen
des Knrhesfifchen Verfassnngsgedankens vor joo
Jahren" erwähnte ich u. a., daß die am 16. Sep
tember 1830 von Hanau nach Kassel abgegangene
Viermännerdeputation x ) dort das vom Kurfürsten
bereits am 15. September 1830 auf dem Fried-
richsplatz freiwillig der dort versammelten Volks
menge gemachte Angebot einer Verfassung vor
gefunden habe. Ich habe des weiteren versucht,
darzulegen, daß eS nicht die unruhigen Hanauer
waren, die den Kurfürsten zu seinem unerwarte
ten Verfassungsversprechen vom 1,5. September
1830 veranlaßt hatten, sondern dessen Maitresse,
die Gräfin Reichenbach. Diese Auffassung hat
jetzt eine unerwartete authentische Bestätigung
aus dem Nachlasse deö Hanauer Deputations
mitgliedes Franz Heinrich Nickel erhalten. Nickel
war am 28. Dezember 1783 als Sohn des Klei-
dcrmachers, Taxators und Auktionators Sebastian
Nickel in Hanau geboren. Er war Maler. Am
3. August 1800 reiste er nach Spanien und kehrte
erst am 29. September 1613 nach Hanau zurück.
Von Mai bis August weilte er in der Schweiz.
Am 14. Mai 1824 verlobte er sich mit der Toch
ter des Advokaten Mästsinger in Kreuznach, die
ihm aber nach kurzer Ehe 1823 durch den Tod
entrissen wurde, In zweiter Ehe verheiratete er
sich 1826 mit der Tochter des Bijoutiers Reinhard
Beck in Hanau. Vom 24. Juli big 22. August
1829 besuchte Nickel Paris. Er hat viele Mä-
niaturen von Hanauer Persönlichkeiten gemalt,
eine von ihm selbst ist bei Zimmermann, Hanau
Stadt und Land, 2. Aufl., S. 796 6, abgebildet.
Sein am 3. Nov. 1829 geborener Sohn Johann
Heinrich Nickel hat etwa 4o Jahre als Mitglied
den städtischen Körperschaften angehört und in Stadt
und Land als Vizebürgermeister gewaltet. Zuletzt
1) Hessenland 1931 S. 6 ff.; vgl. anch Fraeb: „Aus
der Vergangenheit der Stadt Hanau". Hanau, 1928, Ver
lag des Han. Gesch. Verein S. 27.
Von Landgerichtsrat Dr. F r a e b , Hanau.
bekleidete er das mühevolle Amt des Gemeindeaus
schußvorstehers. Erst bei der Neugestaltung in
folge Einführung der Städteordnung schied Nik
kei aus. Als Zeichen dankbarer Anerkennung
der hervorragenden Verdienste um die Stadt
Hanau verlieh ihm seine Vaterstadt am 31. Marz
1898 das Ehrenbürgerrecht. Lange Jahre noch
vertrat Nickel die Stadt Hanau als Abgeord
neter im Kommunallandtag. Von der Frei
sinnigen Volkspartei war er 1864 als Abgeord
neter deö Wahlkreises Hanau in das preußische
Abgeordnetenhaus gewählt worden, in dem er bis
1887 verblieb. Von 1887—1890 vertrat er den
Hanauer Neichstagswahlkreis im Reichstage.
Nickel war auch Mitbegründer des 1864 ins
Leben gerufenen Hanauer Kreditvereins. Außer
dem betätigte er sich in zahlreichen Ehrenämtern
so z. B. als Handelsrichter und in der Handels
kammer. Am 13. November 1908 verstarb er
in Hanau im Alter von 79 Jahren. Seine Le
bensarbeit war dem Besten von Hanaus Handel,
Industrie und Gewerbe gewidmet gewesen. Franz
Heinrich Nickel ist am 31. Marz 1849 verstor
ben und hat ein kleines Familiennotizbuch hinter
lassen, in dem er auch einiges über seine Reise
nach Kassel berichtet. Von meinem Vetter, dem
Schmuckwarenfabrikant Friedrich Deines, der eine
Urenkelin von Heinrich Nickel zur Frau hat, ist
mir der nachstehende Auszug aus dem Familien
notizbuch überlasten worden.
Auszug
ans dem Familien-Notiz-Buch von Franz Hein
rich Nickel. Stadtrat in der Neustadt Hanau.
Am 13. Sept. 1830 reiste ich als Deputierter
des Magistrats nach Castel:
Als die in Vergessenheit kommen werden
den Französischen Ordonnanzen unter Carl X.
vom 23. Iuly 1830 erschienen, welche den Ab-