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Auch eine herrschaftlich Hoingsche Feuerspritze, die
also offenbar Meister Matheus auch schon herge
stellt hatte, wird erwähnt. Der Preis für die
Spritze in Reichelsheim ist mit 244 Gulden an
gesetzt; die Spritze für Homburg soll 21g Gulden
kosten. Die Homburger Spritze soll in vier 9Ito-
uaten fertig sein, fiir die Herstellung der Reichels-
heimer ist dem Meister *4 Jahr gewährt. Tat
sächlich ist vann auch für Laubach eine Spritze ge
kauft und mit 87 Gulden bezahlt worden 3 ). Nach
freundlicher Mitteilung von Herrn Archivrat Dr.
Uhlhorn ist in Laubach noch eine alte Feuerspritze
mit einfachen, aber gefälligen barocken Verzierun
gen vorhanden. Man wird annehmen können, daß
dieses die von Mattheus Bach für Laubach ge
lieferte Feuerspritze ist. (Abb. 6).
Bei den weiteren Akten ans dem Archiv zu
Laubach handelt es sich um die Reparatur dieser
herrschaftlichen Feuerspritze in Laubach, für die
Johann Georg Bach, „der Gprützenmacher von
Hungen", i? 4 Z die Summe von 120 Gulden
fordert. Er erbietet stch aber umsonst zu reparie
ren, wenn er die Gnade haben könne, eine neue
große zu verfertigen in dem Accord wie er der
gleichen nach Dillenburg oder Kirchhain ehemalig
geliefert. Die Mitteilung von diesem Angebot
an den Grafen wird von C. I.-von Günderode
gegeben: Der Graf hat dazu die Randbemerkung
gemacht, daß es keiner neuen Spritze bedürfe; die
Reparation der alten könne er tun, wenn er erst
einen billigen Aceord getroffen. Von Günderode
teilt darauf mit, daß Bach von seiner Forderung
mn 30 Gulden abgehen wolle, worauf der Graf
am Rande vermerkt, daß er 75 Gulden haben
solle. Johann Georg Bach schreibt eigenhändig
darunter „Ich bin damit zufrieten". Schließlich
werden ihm über die 73 Gulden hinaus noch 2
Gulden Trinkgeld gewährt. Dem Bericht sind
angefügt noch ein Überschlag des Spritzen-
inachers über die notwendigen Ausbesserungen und
eine „Spezifikation" der Arbeit, sie er über
den Aceord gemacht hat. Am wichtigsten find
uns aber die abschriftlich auch beiliegenden Ver
träge des älteren Bürgermeisters Johann Philipp
Beel von Dillenburg vom 13. Juni 1741 mit
Johann Georg über eine zn fertigende Feuer
spritze und des Bürgermeisters und Rats von
Kirchhain vom 28. Novemb-er 1742. Johann
Georg wird in dem ersteren der „ehrbahre Meister
Johann Georg Bach, Bürger, Sprützenmacher
und Rothgießer zu Hungen wohnhaft" genannt.
Er soll die Spritze „nach der neuesten Invention"
3) Archiv Lanbach, Eintrag vom 23. Juni 1720 in der
Rentkassenrechnung von 1720 S. ig 4 -
auf die Art und Weise, „wie er derer laut pro-
duzirter authentischer attestatorum nach Wormbs,
Heidelberg, Manheim, Marburg, Franckfnrt,
Hanau, Arolsen und Hohensolms gemacht hat",
anfertigen.
Der Vertrag mit Kirchhain wird geschlossen
mit dem „ehrbahren Meister Herrn Johann
Georg und dessen Sohn Johann Peter Bach,
Bürger, Sprützenmacher und Freygießer zu Hun
gen wohnhaft". Als Orte, die schon von ihm be
liefert worden sind, werden angeführt: Mann
heim, Heidelberg, Worms, Frankfurt, .Kur
pfälzische Schönfelder Saline, Marburg, Hanau,
Arolsen, Mainz, Hohensolms, Dillenburg und
Lautern. Die beiden Meister Bach versprechen,
daß die Spritze das Wasser 70 Schuh hoch trei
ben soll, der Schlauch soll 120 Schuh lang von
tüchtigem guten Leder usw. sein. Der Preis be
trägt für diese Spritze 630 Gulden; die Feuer
spritze für Dillenburg kostete 300 Gulden.
Die von Mattheus Bach hergestellte Spritze
haben wir oben bereits kennengelernt. Von dem
Werk des Johann Georg und des Johann Peter
für Kirchhain ist wenigstens noch ein Stück, wohl
von dem Wasserkasten, übrig geblieben, das im
Rathaus zn Kirchhain aufbewahrt wird. In
sorgfältiger Malerei ist darauf das Kirchhainer
Stadtwappen, von einem von Löwen gehaltenen
Kranz umgeben, dargestellt mit der Inschrift:
„Kirchhainer Stadtwappen 1743." Die Spritze
für Dillenburg ist offenbar in der heutigen sog.
„Oranier-Spritze" noch erhalten. In dem Kas
senbuch der Fürstin Jsabella aus den Jahren
1736—46 ist von dem Geschenk eines Spritzen
hauses und einer neuen Spritze an die Stadt die
Rede. 1741 bewilligt der Fürst Wilhelm K. H.
Friso bei seiner Anwesenheit in Dillenburg dem
Stadtmagistrat auf sein Gesuch 100 Gulden zur
Anschaffung einer Feuerspritze (s. C. Dönges,
Festschrift zum 26. nass. Feuerwehrsverbandstag,
Dillenburg 1924, S. 32). Das Datum 1741
stimmt also genau mit dem Datum des uns er
haltenen Vertrages überein. Die Spritze trägt
heute nur noch die Aufschrift „Renoviert 1737".
Die Angaben von Konrektor Bach, daß alle
seine Vorfahren Glockengießer gewesen seien, und
da dieses Handwerk allein nicht den Ileann er
nährt habe, in der ruhigen Zeit und im Winter auch
Feuerspritzen gemacht hätten, erfährt durch unsere
Ausführungen wohl eine Einschränkung dahin,
daß nur der nach 2Dindecken ausgewanderte Zweig
die Glockengießer stellte — dieser allerdings bis
in die neue Zeit (zuletzt unter der Firma „Phi
lipp Heinrich Bach und Söhne"); Konrektor