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Aufnahme: v. Baumbach, Fronhausen
auch seine aus Witz, Laune und schärfster Cha-
rakterist'erungskunst geborenen Karikaturen, mit
denen er bei feierlichen Gelegenheiten den frohen
Kreis der Freunde überraschen und erfreuen
konnte.
Natürlicherweise hat ihn seine Künstlerader
auch zum Kunstgeschichtler werden lassen: er hat
auf diesem Gebiete eine Fülle von scharfsinnigen
und geistvoll geschriebenen Untersuchungen geschaf
fen, von denen manche kleinere im Kalender „Hes
senkunst" steht. Die bedeutendsten handeln über
den Lettner und den Landgrafenchor der Elisabeth
kirche. Den großen Ntarburger Bildhauer Lud
wig Iuppe hat er entdeckt. Von seiner leider un
vollendeten Beschreibung der Ntarburger Bau-
und Kunstdenkmäler hat er wenigstens noch den
Tafelband vorlegen können.
Küch ist bei allen seinen Arbeiten nie von all
gemeinen Erwägungen, sondern immer von dem
ausgegangen, was er einzeln beobachtet hatte.
Aber er ließ das Belanglose dabei am 2Dege lie
gen. Und er hatte gar keine Neigung, im Einzel
nen stecken zu bleiben, sondern den Drang, mit
Anderen zusammen und für Andere zu arbeiten.
Die intime Kenntnis der Schätze seines Archivs
hat ihn hervorragend dazu befähigt, umfassende
Forschungspläne aufzustellen und zu organisieren.
Unvergänglich ist sein Verdienst um die „Histo
rische Kommission von Hessen unv Wal-deck",
deren rechte Hand und treibende Kraft er seit
ihrer Gründung war und die er ein Jahrzehnt
lang geleitet hat.
Uno dann fiel ihm in späteren Jahren (seit
1922) auch noch die Aufgabe zu, als akademi
scher Lehrer zu wirken. Als Honorarprofessor un
serer philosophischen Fakultät hat er einen ihm
eng verbundenen Schülerkreis um sich gesammelt
und seine Vorträge und Übungen über Archiv-
wissenschaft, Schrift- und Aktenknnde, Siegel
und Wappenweseu, über Deutsche Altertümer
mit der Erfahrung des Praktikers zu unterbauen,
mit zahlreichen, von ihm selbst gesammelten bild
haften Beispielen eindrucksvoll zu gestalten und zu
beleben gewußt.
Daß er kein bloßer Stubengelehrter war, be
wiesen seine heimatkundlichen Lehrauöflüge, die,
lange vor unseren heimatoffenen Tagen zeigen
sollten, daß Geschichte nicht nur in Büchern ver
schüttet liegt, sondern, daß sie allenthalben im
Lande lebendig ist, und durch die urgeschichtlichen
Grabungen, die er, z. T. gemeinsam mit seinem
alten Lehrer Georg Wolfs, rings um Ntarburg
veranstaltete, in einer Zeit, als die zünftige Prä
historie an der Philippsuniverfität noch nicht ver
treten war.
Wenn man die Arbeiten Kücbs überschaut, so
tritt Eines immer wieder hervor: diesem anspruchs
losen, zurückhaltenden und mit dem Worte kar
genden Ntanne, der im vertrauten und gewohn
ten Kreise immer, aber fast nie da zu finden war,
wo es zu repräsentieren galt, gingen Sachlichkeit
und Echtheit über Alles. Dies machte wohl den
innersten Kern seiner Persönlichkeit aus. Er haßte
Alles, was nur scheinen wollte, ohne zu sein; und
er konnte scharf werden und spotten über anma
ßende üniversalunternehmungen, denen doch das
Erlebnis der selbsterarbeiteten Forschung fehlte