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faßte etwa 54 Raummeter Wasser. Sem Stand
bild, ein Löwe, sowie die Wassernymphe auf dem
späteren Marktkumpf und der Mönch, die bei
den letzteren jetzt im Kunstinstitut aufbewahrt,
sind von der Hand deö Bildhauers Joh. Friedrich
Sommer aus Koburg. Hier möchte ich den Leser
auf den Aufsatz von F. Küch: „Ludwig Juppe,
eine Nachlese" (Hessenkunst 1920) verweisen.
Bei der neuzeitlichen LDasserversorgung haben
sich einige Kümpfe erhalten: Hinter der Sand
steinfassade auf der Neustadt in der ausgespreng
ten Felskammer, am Hirschberg in der Terrasse
unterhalb des Rathauses, am Beringbrnnnen
und am Elisabethbrunnen. Waeder hergestellt
könnten sie bei ihrer beträchtlichen Größe noch ein
mal zu Ehren kommen!
Die Röhren wurden aus dem Holz der städti
schen Erlenzucht im Afföller und im Weiden
häuser Graben hergestellt. Die Ausbohrung nahm
der städtische Zimmermann vor. Als Schutz der
empfindlichen Holzröhren dürfen wir eine frühzei
tige Pflasterung der Durchgangsstraße annehmen.
1468 wurden Bleiröhren gegossen, „um den
Born durch die T8>ettergasse auf den 8Narkt zu
bringen". 1523 legte Eurt Brnnnenleiter
städtische Tonröhren von dem Renthofbehälter
zum Neustadtkumpf, wobei wir nebenbei erfah
ren, daß Meister Ludwig Juppe für sein Haus
unterhalb der jetzigen Zahnklinik eine Art von
Privatanschluß besaß. 1688 kamen die ersten
eisernen Röhren aus Rosental; aber es dauerte
noch 160 Jahre bis zu den ersten Hauöanfchlüs-
sen. Die von den landgräflichen Leitungen her
bekannten Schäden, insbesondere die Frostschäden
verschlangen einen großen Teil der städtischen
Gelder.
Dritter Teil:
Die Wasserversorgung in der Neuzeit.
Am 22. April 1679 kaufte die Stadt von
dem Dorfe Wehrda den „kalten Bach", der süd
lich vom Weißenstein in die Lahn fließt. Die
Quelle, durch mehrere Bohrlöcher erschlossen,
fließt von dem Brunnenkasten in einem 5260
Meter langen Rohr mit nur 169 Zentimeter Ge
fälle in den im Jahre i66i auf ein Fassungsver
mögen von 600 Raummetern ausgebauten Nent-
hofbehälter. Genügte zunächst dieser Wasserzu
wachs, so mußte im Hinblick auf die für das
Jahr 1895 rn Aussicht genommene Schwemm
kanalisation die Wasserversorgung auf eine ganz
neue Grundlage gestellt werden.
Am Nordrand Wehrdas liegt eine rhom
bische Buntsandsteinscholle, von tertiären Tonen
und Sonden bedeckt, die sonst auf der Höhe der
Lahnberge vorkommen. Dem etwa 180 Meter
tiefen Absturz dieser Scholle ist die Erschließung
eines sehr reichen Wasserhorizontes zu verdanken.
Die Quellen treten an dem östlichen Riß, im
Lahntal hervor. Dies Grundstück erwarb die
Ñbbildung 4
Maßstab l : 800 (nach Tafel 8 des Ñtlas von Rüch).
Haideleitung zum Schloß in den „roten Hahn" (1) mit
Fallrohr zum Renthof (2). Städtische Leitung aus der
Marbach zum Behälter auf dem Nenthof (R). Bei
Z Kumpf auf dem Hain (3), Fallrohr zum Kumpf in
der Borburg ( 4 ). Anordnung der städtischen Kümpfe:
Neustadt N, Wettergasse W, Zudcngassc Z, Markt
platz M, Hirschberg Hi, Korn- (jetzt Heu)markt, (Bä
renbrunnen K), Hofstadt H, llntergasse 11 , Barfüßer
straße B, Augustinergasse A, am Steinweg Klingel
born C, Monchsbrunne» Mö, Quellen am Plan
(Kreis) und am Pilgrimstein (Kreis mit Punkt).
Stadt 1688 und Z Jahre später die auf der
Südostecke der Scholle 180 Meter ü. N. N.
gelegene Mühle, die man alsbald in ein großar
tiges Wasserhebewerk umzubauen begann. Wie
Z00 Jahre zuvor Meister Baldwein das Ge
fälle der Lahn für feine 24 Raummeter fördernde
Maschine einspannte, so trieb auch hier ein
Mühlenrad die Pumpe. An dessen Stelle trat
1 89Z eine Turbine gekuppelt mit einer Vier-
kolbenmaschine von 45 Raummeter Stundenlei
stung, die täglich 1000 Raummeter Wasser in
den im gleichen Jahre erbauten Hochbehälter im
Stadtpark, dem alten Hain, schafft. Er liegt