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der Abtei Fulda angehörte. In den Jahren 1376
und 1379 ging das Dorf durch Kauf von ihnen
an die Herren von Han st ein über, nachdem
diese sich ihres Besitzes flußabwärts von Witzen-
haufen (Ermschwerd, Stiedenrode, Blickershausen)
zu Gunsten derer von Berlepsch entäußert hatten.
Die „Kemenate", die bei dieser Gelegenheit er
wähnt wird, ist wohl in der massiven Scheune
eines Gutshofs erhalten, die sonderbar genug im
örtlichen Sprachgebrauch „das Kloster" heißt; ein
Kloster hat hier nie bestanden.
Nach rund hundert Jahren.' Denn in den drei
ßiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist es ge
wesen, daß der Stockmacher Wilhelm Ludwig
W a g n e r von Eddigehausen unter der Plefse in
Lindewerra ansässig wurde und hier seinen vom
Vater überkommenen Arbeits- und Absatzbetrieb
eröffnete. Er kam, wie eö heißt, bei Nacht und
Nebel, und der Verdacht ist nicht ganz unbegrün
det, daß er vor einer polizeilichen Verhaftung als
Wilddieb aus dem Hannöverschen ausgerückt war.
Die Stockmacher, die beim Aufsuchen ihres Ma-
Blick von der Teufelskanzel
Von bäuerlichen Pächtern der Hansteinö
stammt die Olonomenfamilie Oesterheld, aus der
zwei Brüder 1817 und um 1820 durch Kauf in
den Besitz des Bornhofs in Bornhagen und des
ehemals dörnbergifchen Ritterguts in Ellershausen
gelangt find. Des weitern interessieren uns die
Hansteiner (der letzte hier ansässige ist 1824 ge
storben) nur noch als Besitzer der Waldungen, die
sich auf der Ost- und Nordseite des Dorfes an
den Hängen des Höhebergs und des Odenbergs
hinaufziehen. Denn sie haben zunächst und auf fast
ein Mmschenalter hinaus den Stock machern
hauptsächlich das Material geliefert für ihren Be
trieb, der ein Heimgewerbe von langsam wachsen
der Blüte gewesen ist bis auf unsere Tage, wo er
in dieser'Form durch zwei Fabrikanlagen gefähr
det scheint.
terialö mit so manchem Versteck des Rehwildes
vertraut werden, find ja der Versuchung des Wil-
derns begreiflich ausgesetzt, und so haben sich auch
Sie Lindewerrer zeitweise gegen den üblen Leumund
wehren müssen, der von Seiten der Nachbardörfer
herkam. Heute kann davon längst nicht mehr die
Rede sein!
Mit Wagner wurde das Stockmachergewecbe
in dem stillen, vom Verkehr abseitsliegenden
Wdrradorf rasch heimisch; während es an der
Plefse, trotz mehrfacher Rückwanderung, noch vor
dem Weltkriege ganz eingegangen ist, blühte es in
Lindewerra derart auf, daß man zeitweise gegen
dreißig eigene Heimbetriebe zählte — und auch
heute noch dürfte die Zahl nicht weit dahinter zu
rückbleiben. Aber Heimarbeit ist es stets geblieben,
zu einer Zunft mit Meistern, Gesellen und Lehr