Man hat über der berühmten geistlichen Führerge
stalt Hildegard, der Künderin eines visionären Welt
bildes, die Tochter der Musen fast vergessen. Hier
wird die große Dichterin der Mystik zum ersten Mal
in ihrer Bedeutung für die deutsche Geistesgeschichte
behandelt und das Wesen der Mystik aus dem rhein
fränkischen Bluterbe einer der größten Frauen des Mit-
Aus der Heimat.
Dem Präsidenten,
Professor Dr. Ludwig Laß- Berlin, einem gebürtigen
Hessen, zum Gedächtnis.
Ende Juni 1935 starb in Nenbabelsberg nach kurzem
Leiden der bekannte Sozialpolitiker Dr. Ludwig Laß
im 75. Lebensjahr. Er war in Kassel geboren, die
Mutter stammte ans Wetter (Staffel), der Vater aus
Kirchhain.
Ludwig Laß wurde im Jahre 1889 nach bestande
nem Gerichtsassessor-Examen Privatdozent an der Uni
versität Marburg, und zwar für soziales Versichernngs-
recht; diese Vorträge waren die ersten ihrer Art in
Deutschland und damit wohl in der ganzen Welt, weil
die staatliche soziale Versicherung bekanntlich von
Deutschland aus ihren Ursprung genommen hat. Auf
Wunsch von Althoff, dem maßgebenden Mann im
Preußischen Kultusministerium, kam Laß im Jahre 1893
als Privatdozent an die Universität Berlin, wo er seit
dem dieselben Vorlesungen mit großem Erfolg hielt.
Seit dem Jahre 1921 gehörte er dem Lehrkörper der
Berliner Alma mater als ordentlicher Honorar-Pro
fessor an, eine Würde, die nur sehr selten verliehen
ivorden ist.
In seinem staatlichen Hauptamt war Ludwig Laß
zunächst Regierungsrat im Reichsverstcherungsamt (1893),
dann eben dort Geheimer Regierungsrat (1906) und am
i. i. 1912 SenatSprästdent daselbst. Frühjahr 1912
wurde er Vortragender Rat im Reichsamt des Innern;
bei der Neugestaltung der sozialen Versicherung, der
jetzt noch geltenden Reichsversicherungsordnung, war er
— insbesondere bei der Neuregelung des Verfahrens —
entscheidend und maßgebend als Referent tätig gewesen.
Im Reichsdienst bekleidete er zuletzt die Stellung
eines Präsidenten des Oberschiedsgerichtg für Ange-
stelltenverstcherung; dieses Amt legte er nieder, als die
Rechtsprechung in Sachen der Angestelltenversicherung
an das Reichsversicherungsamt überging.
Ludwig Laß, ein unermüdlicher Forscher auf dem Ge
biete der sozialen Rechtskunde, hat eine Reihe von
Schriften verfaßt, die von bleibendem Wert sind; diese
Werke trugen ihm zahlreiche Anerkennungen ein, so
z. B. im Jahre 1900 auf der Pariser Weltausstellung
die Goldene Medaille und im Jahre 1904 auf der
Weltausstellung in St. Louis den großen Preis.
In seinen Mußestunden beschäfigte sich der gelehrte
und fleißige Mann vielfach mit praktischer Hansinnsik,
da er nebenher auch ei» ausgezeichneter Musikkenner
war. —
Oie ganze Tätigkeit des Professor Laß war von
hohem sozialen Geist durchweht, der stets dem Aus
gleich der Gegensätze zwischen Arbeitgebern und Arbeit
nehmern diente. Oie vielen Freunde und Verehrer des
hervorragenden Gelehrten werden Ludwig Laß immer
ei» dankbares, ehrendes Gedächtnis bewahren.
Da er mit großer Liebe an der hessischen Heimat
hing, auch dem Hessenverein in Berlin angehörte und
telalters als eine Form deutscher Gemütstiefe gedeutet.
Ein hochgestimmter Gedichtkreis und erlesene Prosa
legenden des rheinischen Dichters vereinigen sich mit
dem grundlegenden Charakterbild und zeigen, wie die
Zeitlosigkeit der lebendigen Werte aus der Gefühls
welt der bahnbrechenden Frau im Empfinden der Ge
genwart sich wiederspiegelt.
eine große Zahl von Freunden und Bekannten in der
engeren Heimat hatte, seien ihm diese Zeilen im „Hes
senland" in dankbarer Erinnerung gewidmet.
Dom Arbeitsring für hessische Heimatforschung an
unserer Landesuniversität.
Im Gegensatz zum Wintersemester 1934/86, >" ^em
zahlreiche Vorträge einen Überblick über dag weite Ge
biet unserer hessischen Heimatforschung zu geben ver
suchten, lag im Sommersemester 193Z der Schwer
punkt der Arbeit in den Exkursionen. Hier sollte das
theoretisch im Winter Vorgetragene durch die prak
tische Vorführung im Gelände erweitert, ergänzt und
vertieft werden. Im ganzen wurden drei Lehrausflüge
unternommen: ein nrgeschichtlich-geschichtlich-geographi-
scher in den Ebsdorfer Grund, ein geologisch-botanischer
zum Lollarer Kopf und Hangelstein und ein volksknud-
lich-kunstgeschichtlich-biologischcr zum Christenberg mit
der Fischbrutanstalt. Oie gut besuchten Ausflüge zeig
ten, daß man mit Erfolg bemüht ist, unsere Landeguni-
versität zu einer wieder mit Landschaft und Volk eng
verbundenen Hochschule zu machen, die von diesen bei
den Lebensquellen her ihr besonderes, eigenartiges Ge
präge erhält.
Hciniatansstcllung des Knüllgcbirgsvereins in Ziegen
hain. 16.-30. Juni 1935.
Es war ein glücklicher Gedanke, die Zi. Hauptver
sammlung des Knüllgebirgsoereins in Ziegenhain mit
einer Heimatausstellung zu verbinden. Oer Verein
zeigte dadurch seine enge, innere Verbundenheit mit der
von ihm betreuten Landschaft. Oie Ausstellung aber
vermittelte uns wieder einmal einen tiefen Eindruck
von dem Reichtum der Schwälmer Landschaft an Kunst
und Geschichte und ihrem fest mit der Heimat ver
wachsenen Volkstum, wie cs einzigartig in unserem
Daterlande ist.
Oer eine der beiden Ausstellungsräume enthielt eine
von Geheimrar Prof. Bantzer zusammengestellte um
fassende Übersicht über die Schwälmer Malerei, die
uns besonders unter dem Namen Willingshausen be
kannt geworden ist. Das Brauchtum war von Frau
Professor Thielmann und Verwaltnngginspektor Wit-
kngel zusammengestellt. Lehrer Julius Schultz, Kassel,
zeigte sein schönes Modell des Happelschen Hofes in
Obergrenzcbach. Der obere Saal enthielt eine vor
geschichtliche Abteilung, betreut von Prof, von Merhart,
Marburg, und eine geschichtliche, die Prof. Stengel aus
den Kartenbeständen des Instituts für geschichtliche
Landeskunde von Hessen und Nassau in Marburg zur
Verfügung gestellt hatte. Auch eine Übersicht über
das Schrifttum des Landes, die Verlagsbuchhändler
Braun, Marburg, vorgenommen hatte, fehlte nicht. All
das wurde noch durch künstlerische Photographien mit
Darstellungen von Land und Leuten ergänzt. Damit
verbunden war eine Leistungsschau des Knüllgebirgs-
vcreins selbst, die Modelle von Türmen und der
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