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Posse war er tätig, in vielen ernsten Rollen seine
schauspielerische Kunst bewährend, vor allem aber
unerschöpflich und einzig auf dem Gebiet der
komischen Darstellung. Nie hat ihm hier die
Gabe des Humors versagt, und fern von jeder
Uebertreibung hat er auch in der kleinsten Rolle
nach höchster Wahrheit gestrebt und stets künst
lerisch Vollendetes geboten. Darum fehlte es ihm
auch nie an der allgemeinsten Anerkennung, über
seine Leistungen auf der Bühne herrschte von je
nur eine Stimme". Und nun gleich die andere
Seite seiner Kunst zu berühren: „Neben seiner
schauspielerischen Tätigkeit entfaltete Häser auch
eine musikalische. Der hervorstechendste Charakter-
zug in Häsers Tondichtungen ist die innige, wir
möchten sagen, fromme Gemütswärme, die fie
atmen. Seine Lieder haben mit der, namentlich
seit Robert Schumann üblich gewordenen, geist
reichen Verarbeitung des Gesangstextes nichts zu
schaffen; sie gehören zur alten Schule der Lieder-
kompofitionen, ein eigentümlich feiner, poetischer
Duft, das oft zauberische, oft raffinierte und eher
betäubende als wohltuend wirkende Arom, wie es
z. B. die Gesänge von Robert Franz aushauchen,
vermißt man in den Häserschen ganz und gar.
Seine bestgelungenen find einfach und schlicht,
aber tief und warm empfunden. Ein so simples,
schmuckloses, aber wahrhaft frommes, köstliches
Liedchen wie Häsers „Ständchen" (Gedicht von
Reinick) konnte nur ein mit keuschester Gemütö-
innigkeit begabter Mensch hervorbringen. Die
erste Anregung zum Komponieren erhielt Häser
durch die Entstehung des Kasseler „Liederkranzes".
Für diesen Verein, der seine Zusammenkünfte an
fänglich im Luckhardt'schen Garten hatte, wurden
die frühesten Häserschen Quartette geschrieben.
Die zuerst durch den Stich vervielfältigten Kom
positionen des Künstlers find die weit verbreiteten
„Frühlingstoaste". Unter den mit Opus 3 be
zeichneten Männergesängen (Verlag Luckhardt,
Kassel) findet sich auch diejenige Tondichtung, die
in einem Maße, wie wenige der Neuzeit populär
werden sollte: „Der2Vald" (O iWald mit deinen
duft'gen Zweigen). Außer Mendelssohns be
rühmtem „Abschied vom Wald" (Gedicht von
Eichendorff) ist kein neueres, für Männergesang
geschriebenes Lied so zum Liebling aller deutschen
Gesangvereine geworden wie diese Schöpfung Hä
sers. Sie hat ihren Weg über den Ozean gefun
den und immer wieder in fernen Landen die Sehn
sucht nach der unvergessenen Heimat geweckt. So
blieb sein Name gekannt und geehrt weit über die
Grenzen seines deutschen Vaterlandes hinaus, so
weit nur deutsche Lieder erklingen." Nach der
Mitteilung einer englischen Musikzeitung von
1679 soll Häser auch der Dichter dieses Liedes ge
wesen sein. Von seinen zahlreichen übrigen Lieder-
kompositionen sind „Za, müßte die Lieb' nicht
scheiden" (Gedicht von Sternau) und „Zch weiß
ein teuerwertes Land" (Gedicht von Altmüller)
die bekanntesten.
Man sollte meinen, daß ein Künstler, dem alle
Herzen entgegen schlugen, weil er so viel Sonne
in sie zu zaubern wußte, nun auch selbst ein son
niges Dasein geführt haben müßte. Aber es lag
ein tiefer Schatten über dem Leben dieses Man-
neö. Wir kennen seit je die absolute Unfähigkeit
mancher Künstler, hauszuhalten. Und doch lag
die Schuld an den materiellen Bedrängnissen Hä
sers wohl nur zum kleinsten Teil an ihm selbst.
Er bezog während seiner langen Bühnenlaufbahn
ein verhältnismäßig geringes Zahreögehalt von
900 bis 3000 Mark, das er aber bei den steten
Abtragungen seiner Schuldenlast wohl nie voll
zählig erhalten hat, so daß er fich bis in seine alten
Tage hinein die größten Entbehrungen auferlegen
mußte.
Sein von Direktor Feige, Hofrat Vogel und
Louis Spohr unterschriebener Kontrakt vom 10.
Oktober 1833 ist noch erhalten. Darin verpflich
tet sich der 24jährige gegen ein Zahreögehalt von
300 Talern hauptsächlich für Väter- und komische
Eharakterrollen in Oper und Schauspiel, aber
auch zur Uebernahme aller anderen ihm zugeteil
ten Rollen, soweit fie seiner Individualität nicht
entgegen waren. Dieser Kontrakt wurde dann
immer wieder verlängert, später stieg dann die