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dem erwähnten Rapport etwa 84 Raummeter
Wasser und konnte ber Versagen der Wasser
kunst durch ein Bleirohr vom roten Hahn aus
Zufluß erhalten. 1577 wurde der steinerne
Stock zur Aufnahme des Zuleitnngsrohres durch
bohrt und der Vorhof „aufzuhacken, abzuspitzen
und zu vergleichen verdingt". Der Bildhauer
Hartmann von Straßburg meißelte das große
landgräfliche Wappen und 1578 vergoldeten die
Maler ein Mesfingbild für den Kumpf. Durch
Kitt und Dl von Zeit zu Zeit abgedichtet, diente
der Behälter seit der Erbauung des Marstalls
als Pferdeschwemme. Seit der modernen Was
serversorgung, vermutlich aber schon von Anfang
an, sammelt er das Regenwaffer von den Dächern.
Der Zugang, der große noch sichtbare Rund
bogen, wurde bis auf eine kleine Pforte ver
mauert.
J 578/79 entstand als Neubau der Wafser-
Lurm auf dem Hain, jetzt eine malerische Seiten-
kulifse des Schloßparktheaterg. Das Basfin, das
vie Bewässerung des hoher gelegenen Lustgartens
ermöglichte, erhielt 1591 neue Steinplatten und
Tafeln, später einen großen Kupferkefsel. Das
Fallrohr lag in einem gemauerten Gang; dieser
„Andante" (Aquaeduct) verlief unter dem Judi-
cierhaus (1626), der Renrtbahn (aus dem Ende
des 15. Jahrhunderts) und in 42 Fuß Länge
unter dem Pferdestall (1635) hinweg. 1585
wurde die Leitung von der Zugbrücke weggenom
men und unter dem Halsgraben hindurchgeführt,
wo damals ausgedehnte Sprengungen stattfanden.
1563 setzte Landgraf Ludwig d. A. in den
Mittelpunkt seines Lustgartens einen mit Löwen
köpfen und einer Brunnenfigur verzierten, auf der
Abbildung Hogenbergs sichtbaren Springbrun
nen, der vom Wafserturm aus gespeist wurde
(s. Küch, Hefsenkunst 1924).
Die an Stelle der 1723 äbgerifsenen Bar
füßerkirche erbaute Rennbahn erhielt ihr Wasser
aus dem Steigrohr der Wasserkunst in der Höhe
des Barfüßertores (B. auf Ab. i).
Die Wasserkunst war, abgesehen von der be
trächtlich, bis zu 20 Fuß tiefen Lage der Röh
ren, gegen Frost sehr empfindlich. Das Rad, von
einem Schuppen überbaut, suchte man durch den
Ranch eines offenen Feuers, die Maschine durch
eine Heizvorrichtnng zu schützen. Man konnte das
Rad emporleiern und die Schaufeln enteisen (Be
richt des Kammerratö Kunckel in Kastei 1738).
Das Basfin im Turm fror leicht ein. Das Radi-
kalmittel hiergegen war die Verlegung des Druck
rohres in grader Richtung durch Unterkellerung
von Bückings Garten zu einem Krahnwerk im
Halsgraben; von hier bog es rechtwinklig ab
einerseits in den Vorhof, andererseits zum Turm,
den man für die Bewässerung des Gartens nicht
entbehren konnte. 4 Jahre später, 1769, wurve
der bisher überbrückte Graben auf die Höhe des
Vorhofs aufgefüllt und die Leitung entsprechend
umgelegt. Nach der Annexion des Kurfürsten
tums unternahm der Landbaumeister Regenbogen
den Neubau der Wasserkunst. Für die Insassen
des 1813 zu einem Gefängnis herabgewürdigten
Schlosses reichte die alte Anlage nicht aus. Die
Regierung in Kassel bewilligte 2000 Taler für
die 1030 Mieter lange Leitung von 32 Milli-
meter lichter Weite. Sie wurde am 3. 12. 1867
von den Sträflingen fertiggestellt und kostete 600
Taler weniger als bewilligt. Am 26. i. 1668
wurde ein neues Rad eingesetzt und am 22. 9. die
neue Pumpmaschine montiert mit einer 10 Stun-
den-Förderung von 22,3 Raummetern. Die alte
Maschine war big zum 16. 8. noch in vollem
Gange. Die gesamte Lieferung führte die Justus
hütte bei Gladenbach aus.
3. Der tiefe Brunnen oder
Ziehbrunnen.
1646 begann oie große Landgräfin des 3ojähri-
gen Krieges, Amalie Elisabeth, von einem 10
Meter unter der Oberfläche vor dem Wilhelms
bau gelegenen Keller aus einen n 4 Nieter tie
fen, 230 Zentimeter weiten Stollen durch den
Fels bis zum Grundwaffer niederzubringen
(s. Abb. 2. Kreis bei Z., Küch, Tafel 10,2 und
129,1). Nach einer längeren Unterbrechung
wurde der Schacht von der Landgräfin Hedwig
Sophie in den Jahren 1673 öis 1673 fertigge-
stellt, eine fast unbegreifliche bergbauliche Leistung.
Wie eine Untersuchung im Jahre 1880 ergab,
ist ver Schacht in den oberen 40 Fuß und in den
unteren 270 Fuß gegen die Versandung mit star
ken Quadern ausgemauert; der dazwischen lie
gende 40 Fuß hohe Abschnitt geht durch den nack
ten Felsen. Wie in einem Bergwerk führen Lei
tern stockwerkweise bis auf den Grund hinab. Der
Denkstein sagt: „Puteum ingentis non minus
profunditatis quam commoditatis 1673 re
staurari fecit anno 1675 perfecit' 4 . Das
Wort restaurari wird verständlich durch die An
nahme eines älteren Schachtes an gleicher Stelle;
auf ihn weisen mehrere Angaben in den Bau
rechnungen hin: 1478 kommt ein „zwigstern" vor,
eine Zisterne, 1302 eine Scheibe an der „cystern"
mit Kette daran; 1382 heißt es: „13^, alb. Lud
wig Sem Brnnnenleiter, daß er uff m. g. f. h.
bevelin den Ziehbrunnen uffm Gloß vorm Back-