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lügen Person von dannen nacher Cassel zu genüge
vernommen, Ob es nun zwar mir an mei
nem ort eine besondere große frende gewesen were,
das nach erlangetem E. F. G. gnedigen befelch,
ich also balt in unterthemgkeit hette parieren, und
wie ich pflichtschuldig mich gehorsamblich stellen
mögen, So haben aber Ihr Churs. Gn. zu Sachsen
mir gnedigst dahin andentten laßen, das bis aus fer
nere E. F. G. gnedige resolution, ich mich keiner
dimission zu versehen haben solte, Sondern
zweiffel auch aus denen Ursachen, weil Ihr
Churs. Gn. wegen instehenden Fewertagen, und
im abwesen Mächaels Praetor«, als vom Haus
ans bestalten Capelmeisters alhier, meiner We
nigen Dienste nicht gerne entrathen wollen,
Mache mir aber keinen zweiffel es werden Ihr
Churs. Gn. nach verflißung der Festage sich gne
digst gefallen laßen, das diesem E. F. Gn. be-
schehenen befelch ich untterthenige folge leisten,
nndt zum förderlichsten mich zu Cassel einstellen
möge, wie dan an meinem ort ich mitt möglichen
Vleis dahin arbeiten will,
Unter desen geruhen E. F. Gn. diesen meinen
Verzug in gnaden und anders nicht zu verstehen,
als das dero gnedigen befelch ich mich, ausserhalb
Gottes gewalt, nicht einen augenblick hette ent-
zihen wollen, wofern mit beurlauben Ihr Churf.
Gn. ich demselben hette nachsetzen können,
Ich lebe aber der tröstlichen ungezweiffelten
nntterthenigen Zuversicht, es werden E. F. Gn.
mit dieser meiner entschuldigung vor dißmal in
gnaden zufrieden sein, und mit bis anherv gepflo
genen Gnaden, mir nochmahln zugethan verblei-
ben, Und bin E. F. Gn. und deroselben
löblichen Fürstlichen Hause, wie Alle natürliche
und Göttliche gesetze mich vermanen, ich die Zeit
meines Lebens aufzuwarten und alle mögliche un-
terthenige Dienste zu leisten, so begierig als
pflichtschuldig, Hirmit Gott dem
Almechtigen vor E. F. Gn. deroselbe geliebte Ge
mahlin, F. fürstliche) Junge Herrschaft und
Frewlein, anruffende, das er neben einem glück-
feeligen freudenreichen Newem Jahre, denenfel-
ben, Glücköpütige Regierung, volstendige leibes-
gesundheit, sambt aller Wohlfahrt an leib und
seel reichlichen verleyhen wolle. Datum Dresden
am 16 tage Decembriö 1616.
E. F. G.
Untthertheniger pflichtschuldiger
gehorsamer diener
Henrich Schütz Mpp.
(Anschrift:)
ÄEm Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten
Und Herrn, Herrn Moritz Landgraffen zu
Hessen, Graffen zu Catzenelnbogen, Diehtz,
Ziegenhain Und Nidda etc.
Und Nidda etc.
Meinem gnedigen Fürsten
Und Herrn.
(Sekretariatsvermerk:)
Heinrich Schütz seine abforderung von Dresden
betreffende.
Cassel 22. Decembris 1616.
Die Wasserversorgung des Schlosses und der Stadt Marburg
einst und ^ptzt» ) Son Karl 3 11 n l in srrarburg.
Nt i t 5 Abbildungen.
Erster Teil: Das Schloß.
Anfänglich waren die Bewohner der Burg auf
Zisternen und Fronfuhren aus dem Tal angewie
sen. Eine leckere Beigabe war die kleine Grot
tenquelle im nahen Dammelöberg. Aus den Klüf
ten des hangenden Gesteins träufelt das vom
Waldboden gefangene Regenwasser in das Na-
turbastin. Brachte man eine verschließbare Tür
an und dichtete gar den Grund ab, so konnte man
alle Tage aus dem Vollen schöpfen. Ein Esel
i) Oer vorliegende Beitrag zur Heimatkunde und
zur Kenntnis mittelalterlicher Technik überhaupt hat
seine wesentliche Grundlage in der selbstlosen Freund
lichkeit des Herrn Geheimen Archivrates Professor Dr.
schleppte das DJaster durch das umhegte Dickicht
des Vorgeländes, den Burghagen oder Hain
(s. Abb. i)H, jetzt Stadtpark, und Hans der
F. Küch: er überließ mir den einschlägigen Teil seiner
Aktenexcerpte, einer Frucht Jahrzehnte langer Sam
meltätigkeit, und spendete in unseren Gesprächen über
Alt-Marburg aus der Fülle seines Wissens. Sein
Atlas der Marburger Baudenkmäler, auf den mehr
fach verwiesen wird, gab auf den Tafeln io und 131
die Aufschlüsse über die Modellierung der Burgkuppe.
Zu Dank bin ich außerdem verbunden Herrn Staatg-
archiodirektor Dr. C. Knetsch, meinem geologischen Be
rater Herrn Dr. W. Dietor und dem Direktor des
städtischen Wasserwerks, Herrn Richard Schulz.
2) Bei Sebastian Münster (und Hogenberg, s. Tafel
iZ,i und 16,1) ist, wie Herr Küch vermutet, aus dem
„Heyne" der Ori'ginalzeichnung durch falsche Lesung
des Holzschneiders „Geyne" geworden.