89
heimatlichen Menschen mindestens ebenso viel
wert wie die Kenntnis des Französischen oder
Englischen, wenn er sich vielleicht anch nicht in
klingende Münze umrechnen läßt.
Ihr Bauern ans dem Lande sprecht also ge
trost mit euern Kindern Mundart! Weist jedem
„Gebildeten" die Türe, der euch die Mutter-
sprache verekeln will! Hütet das wertvolle Gut
Hessenlied.
Als der Herrgott die Erde gemacht,
Hat er am besten die Heimat bedacht:
Mein Hessenland, ich tu es kund,
Ich liebe dich aus Herzensgrund,
Ich lobe dich mit frohem Sinn,
Bin stolz, daß ich ein Hesse bin!
Eö wird gesagt, eö gab' in Hessen
Nur große Schüsseln und nir zu essen.
Wer das erzählt, ein Bösewicht,
Im Hessenland war der noch nicht.
Gastfreundschaft bracht von altersher
Dem Hessenstamm viel Freund' und Ehr'.
Die beiden Bastehöfe.
(Schluß)
Da verschwand Eckerd auf seine Kammer, nahm
seufzend sein bestes Werk aus dem Kleiderschrank:
einen genähten Kittel, ein Paar neue leinene Hosen mit
blauen Hosenbändeln, die Sammetse Kapp und kleidete
sich schweren Herzens neu an.
Nach einer Viertelstunde knarrte die Haustür und
Eckerd schritt des Wegs nach Jostcburn Haus zu, wäh
rend sein Vater sieben siedende Donnerwetter auf die
ganze Bande herabsluchte.
Bei Jostebaste wurde Eckerd zwar nicht mit offenen
Armen empfangen, aber schließlich sagte die Joste-
bäueriu zu ihm und Elg: „Wenns garnicht anders sein
kau», dann ja, aber ich fürcht, ich fürcht, dem Eckerd
sein Häd (Vater) wird mit zwei Fäusten dreinschlagen.
Der hat den richtigen Baste Dickkopf."
Daß seine zukünftige Schweiern damit auf dem rich
tigen Weg war, wußte Eckerd nur zu gut, aber er
schwieg, er fühlte sich unaussprechlich glücklich.
Kaum waren Eckerd und Els aus der Stube, er
schien Jost im neuesten Staat.
„Wo willst denn du hin?" forschte Joste Witwe,
„kommst ja daher wie ein Bräutigam".
„Bin ich auch halb und halb, Ncutter, ich wollt Euch
bitten, erlaubt mir, daß ich um Eckerdsbaste Mariekath
anhalt."
„klm Mariekäth anhalt? Jung", sagte die Mutter,
„seid ihr' zwei denn einig?"
„Ja, Mutter, von Kindesbeinen an." lind Jost be
richtete seiner Mutter manches liebe Erlebnis.
„Hast du auch überlegt, daß zwischen uns und
Eckerdsbaste ein alter Zwist besteht? Vater Eckerd
wird zu eurer Freiere! kaum seine Einwilligung geben."
der Heimat, wie ihr die Schönheit der Landschaft,
die alten Baumriesen, die Blumen und Tiere
der Heimat vor Schaden und Tod zu wahren
sucht! Dann erhaltet ihr den Zusammenhang
mit den Ahnen, die euch diese Güter zur liebe
vollen Pflege anvertraut haben, nicht zum sinn
losen Vergeuden und Zerstören!
Von Heinz Clos.
Auch werden wir, es ist bekannt,
Die blinden Hessen oft genannt.
Jawohl, wir schlagen blind drauf los,
Gehtö auf den Feind, der Mut ist groß.
Der Hessensohn stets tapfer ficht,
Angst hat er selbst vorm Teufel nicht.
Die Treue hat er stets bewahrt
Der Heimat und der deutschen Art.
Und fest und treu steht allzugleich
Der Hessenstamm zum Deutschen Reich.
Das schwöre ich mit frohem Sinn:
Bin stolz, daß ich ein Hesse bin!
Schurri!
Von Johann Heinrich Schwalm.
„Mutter, woher kommt denn dieser alte Groll?"
Jostebastemutter rückte verlegen auf ihrem Sitz im
Sorgenstuhl hin und her, sie sann eine ganze Weile
nach, dann stammmelte sie: das ist schon vom Eller-
häd (Großvater) her, ich weiß die klrsach selbst nicht
mehr.
„Himmelbataillon, da frißt der Haß und der Grünst
weiter, und du weißt nicht mal den Grund des Streits.
Oer muß nicht weit her gewesen sein."
„Doch, mein lieber Jung. Aber meinen Segen hast
du zu deiner Freierei, hör, was der alte Basteeckerd
angiebt. Dem jungen Eckerd hab ich eben die Zustim
mung gegeben, daß er Els freien darf."
„Gute Mutter" jubelte Jost. „Wären Mariekàths
Leut nur halb so ..."
Er ging ab und brachte bei Mariekàths Vater sein
Herzensanliegen vor.
Kaum hörte der, um wag es sich handelte, schwoll
er furchtbar auf: „Da schlag doch gleich das Donner
wetter drein! Kaum ist der eine fort, kommt der an
dere. Merk auch du dir: Aus der Gschicht gibt's nichts,
so lang ich atme."
„Sagt mir doch wenigstens den Grund, Vater Eckerd.
Ich krieg ein Gut, das Euerm nicht viel nachsteht, mir
kann kein Mensch was Schlechtes nachsagen, und
Mariekàth und ich haben uns gern."
„Mag alles sein, ja, das ist so. Dein Elleroater hat
aber meinen Vater fast ins Loch (Gefängnis) gebracht,
und 1800 Taler hat er von ihm rausgepetzt (gepreßt).
Seit der Zeit ist ein breiter Scheid zwischen uns. Da
hast du's. Und nun raff dich!" (geh eilig).
Jost sagte: „Was können wir, Mariekàth und ich,
dazu!"