beging. Wir haben da erfreuliche und vorbildliche Bei
spiele des Zusammengehens von gleichstrebenden, volkg-
lümlichen Kulturoereinigungen zu verwandten Zielen,
Schrittsteine auf dem Wege der vom Führer des
deutschen Volkes, Adolf Htler, mit so hei
ßem Herzen ersehnten inneren Verbundenheit seines
Volkes in allen seinen Stämmen. — Mit der ihm eige
nen tiefgründigen Art des Geschichtg- und Sippenfor
schers, des in der engeren Heimat verwurzelten Hesten-
länders, dessen höchstes Wesen in das Deutschtum aus
mündet, bot Dr. Braun eine fesselnde Darstellung
von Jakob und W i l h e l m Grimms Werde
gang, von ihrem heroischen Kampf um alte deutsche
Kulturgüter, wie das Volksmärchen, die alten Helden
sagen, um germanistische Funde und Heiligtümer über
haupt, um den deutschen Sprachschatz, der so weitreichend
ist und urgründlich auch.
Selbst bewegt an seinem innersten Menschen und be
wegend für den Nachfühlenden entwarf der Redner, der
ein Maler des Wortes ist, dag Bild jener deutschen
Künder und Wegbereiter Jakob und Wilhelm Grimm, in
ihrem Schicksal des Propheten, der im Vaterlande nicht
gilt, und wie sie dieses Geschick als Märtprer und still-
aufrechte Helden ihres heimatverwurzelten Herzens
trugen, mit einem tiefen Fernblick in deutsche Zukunft! —
Menschlich und zugleich wissenschaftlich von wesentlicher
Bedeutung, im Zusammenhang mit Fragen, die unsere
Zeit durchbrennen und durchleuchten mit ihren erkannten
Wahrheiten, ist die innige Verbundenheit der Brüder
Grimm, deren Ahnentafel ins iZ. Jahrhundert
zurückreicht, des weiteren „das Muster einer deutschen
Frau", die sie Mutter nennen durften. Sie war ein
unvergänglich-eindringliches Beispiel dafür, wie Eltern,
die insbesondere dazu berufene Mutter, ihre Kinder ver
antwortungsbewußt, als Bildnerin von Wertgliedern
ihres Volkes, natürlich gegebene Kulturträgerin und
-schöpferin am Vaterlande wird. Wundervoll einpräg
sam das Wort: „Wenn die Gemeinschaft des Geistes
zwischen Goethe und Schiller einzigartig in der Welt
geschichte ist, so gleichermaßen die Gemeinschaft durch
Bande des Blutes bei den Brüdern Grimm." Der Vor
tragende führte viele ergreifende Beispiele und Aus
sprüche an. Sehr fein auch seine Charaktermalcrei der
beiden großen Hessen in ihren Wesenverschiedenheiten, die
wiederum zu einer wundervoll sich ergänzenden Einheit
wurden: Wilhelm — der stille schürfende Gelehrte,
Jakob, — dag kühn ausholende, schöpferische Genie in
der klebersetzung der Edda, als klebermittler deutscher
Sagengeschichte. Erschütternd inmitten dieses Kampfes
uni die Heimat, der innerlich wie äußerlich von so vielen
Härten durchsetzt war, für einen geradezu klassischen Ver
treter des deutschen Heimwehs — für das es auf der
Welt in Empfinden, Begriff und Ausdruck keinen Ver
gleich gibt — ist der Aufruf Jakob Grimm's in seiner
Antrittsrede in Göttingen. Als er, auf den Vorschlag
Ludwig Ilhland's, zum Vorsitzenden der Germanisten-
Versammlung in Frankfurt gewählt wurde, warb er mit
einem Wort aus der Tiefe, da, wo die Duellen des Le
bens liegen, für einen Zusammenschluß von Nord und
Süd in deutschen Landen. Gegen Glaubenshader. Für
Edelsinn und lebendiges Christentum! Denn: „Gott lastet
seine Sonne scheinen über alle Menschen."
Hitler's Geist, so schloß der Redner, weht in der
Persönlichkeit der Brüder Grimm aus deutscher Ver
gangenheit zu uns herüber.
Interessant und manchem wohl nicht bekannt war die
Feststellung, daß Horst Wessel, wie sein Lied, das mit
dem Deutschland-Lied den Festvortrag einleitete, hessischer
Abstammung sind. In einem Aufsatz von Johann Le
walter, in Nummer 7/8 der Marburger Zeitschrift
„Hessenland" vom Jahre 1933, heißt es u. a.: „daß
Horst'g Vater, „der Pfarrer Dr. Ludwig Westel", in
Hessisch-Oldendorf geboren ist, als Sohn des dortigen
Bahnhofswirtes und Enkel des Fischbecker StiftSamtö-
mannes Wilhelm Westel, der ein Sohn des Pfarrers
von Niederaula war." — Des weiteren heißt es am
Schluß dieses interessanten Aufsatzes von Lewalter, der
auch den Ursprung des Horst-Westel-Liedes eingehend
nachweist: „Auch die Mutter Horst Westel'g entstammt
einer hessischen Pfarrersfamilie als Tochter des Pfarrers
Richter von Aerzen." Dies ein zwingender Beweis da
für, wie eng die Zusammenhänge zwischen den deutschen
Gauen und Stämmen sind und damit innerhalb der gro
ßen Volksgenieinschaft. Es dürfte daher jede Stammes
art die andere interessieren und da wieder jede Persönlich
keit von Bedeutung Beachtung finden beim Nachbarn im
deutschen Reich, beim Verwandten gleichsam, der an einer
anderen Ecke des Vaterlandes wohnt, auf daß der Her
zenswunsch des Führers Adolf Hitler einmal lebendige
Erfüllung werde: ein einig Volk von Brüdern. — Der
Führer selbst, Deutschlands Retter aus allen und höch
sten Nöten, ist, ein Sohn der bayrisch-österreichischen
Grenze, zu Recht gleichermaßen umjuhelt von Nord und
Süd in deutschen Landen.
In diesem Sinne und Zusammenhang bleibe nicht un
erwähnt, daß Dr. Hans Braun, ein Sohn Kassels, ver
dienter Begründer des Hamburger Zweigvereins des
„Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde", der
in diesem Jahre auf ein loojähriges Bestehen des Kas
seler Hauptvereing zurückschauen darf, reich an Geben
und Erleben, ist. Dem Leiter der Hamburger Zweig
vereinigung, Dr. Hans Braun, verdankt mancher Nord
deutsche, Hamburger, Altonaer u. a. m., Abende voll
fesselnden Gehalts und heimatlichen Geistes, die alle im
Gefühl und Gedanken zu einem Wesen und Begriff zu
sammentreffen: Heimat, Volk, Vaterland. Auch dag
Gefühl eines Familienzusammenhanges umschließt alle
Teilnehmer, die Hörer, wie den Sprecher, den hessisch
beheimateten, wie den Gast aus Niedersachsenland, der
dort auch mehrfach zu Gehör kam, nicht zuletzt aus der
Tatsache heraus, daß Dr. Braun Familienforscher ist
(in der Liste der Sippenforscher im Reichsinnen-
ministerium als solcher mit wenigen anderen Gelehrten
eingetragen), Verfasser eines 6^oseitigen Werkes ist:
„Grundlagen zu einer Geschichte der Familie Braun",
dag nur dem bescheidenen Titel nach eine Familien-An-
gelegenheit scheint, tatsächlich aber ein hervorraegnd
lehrreiches und anziehendes Dokument hessischer Ge
schichte ist, und darüber hinaus, tief eingreifend in die
deutsche Geschichte big zum lZ. Jahrhundert — wie
u a. die Reformationszeit und den dreißigjährigen Krieg
in allen Auswirkungen — ein Stück Weltgeschichte,
durchweht vom Hauch der Heimaterde, durchwuchtet vom
gewaltigen Pulsschlag des nordischen Menschen, den die
Natur auch zum Dichter berief, mehrfach in Versstücken
und Dichtungen in ungebundener Rede, die unserem
Norddeutschland, unserem Niedersachsen in erstaunlich
eingefühlter Art gewidmet sind. Besondere Zeugnisse
hiervon ist das Gedicht „Der Hestensteiner Wald" (der
zum Schloß Pauker bei Lütgenburg in Holstein gehört,
im Besitz der Landgrafen von Hessen; eine Verbunden
heit also zwischen Nord und Süd auch hier!) und das
tieferfassende Eigenerleben: „Licht über dem Sachsen
wald!" I. Gennerich.
Verantwortlicher Schriftleiter: Lothar Schneider, Marburg a. L. / Verlag und Druck: Dr. C. Hitzcroth, Marburg a. L.
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