Full text: Hessenland (45.1934)

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stbb. 2 
verschiedene Ursachen. An erster Stelle ist zu 
nennen der Jahrhunderte lang betriebene, fast einer 
Ausrottung des Baumes gleichkommende Raub 
bau, der des begehrten Holzes wegen betrieben 
wurde und dem keinerlei irgendwie gleichwertiger 
natürlicher oder künstlicher Nachwuchs entsprach. 
Die Eibe ist schon von Natur nicht zu rascher 
Vermehrung und Verbreitung befähigt; die Ge 
trenntgeschlechtlichkeit, die das Beieinanderstehen 
männlicher und weiblicher Bäume erfordert, die 
Schwere und Flugunfähigkeit des Samens, der 
auf Transport durch Vögel angewiesen ist, die bis 
zu zwei oder mehr Jahren verzögerte Keimung des 
Samens, dessen Keimfähigkeit außerdem nur kurze 
Zeit dauert, erschweren die Vermehrung erheblich. 
Dazu kommt, daß der junge Nachwuchs sehr 
unter Wildfraß (Hirsch- und Rehwild) zu leiden 
hat. So erzählte mir Herr Forstmeister Büttner 
in Zwiesel (Bayerischer Wald), in dessen Revier 
noch ein stattlicher Eibenbestand vorkommt, daß 
viel junger Nachwuchs vorhanden sei, aber ent 
weder gestohlen werde oder des starken Reh 
bestandes wegen nicht hochkomme. Und die Forst 
wirtschaft hat sich der Kultur der Eibe nie an 
genommen, da sie ihres langsamen Wachstums 
wegen zu unrentabel ist und erst nach Jahrhun 
derten Erträge an Holz abwerfen würde. Dazu 
kommt der vielfache Uebergang von der Plänter- 
wirtschaft zum Kahlschlag, der der Eibe den erfor 
derlichen Schatten nimmt, und der mit zunehmen 
der Entwaldung, Rodung und Melioration fin 
kende Grundwasserspiegel, worunter Frische und 
Feuchtigkeit des Bodens leiden, wie die Eibe sie 
verlangt. Und schließlich müssen wir wohl nach 
all unsern Erfahrungen die Eibe als eine alternde 
Baumart ansehen, deren Aussterben wohl noch 
lange aufgehalten, aber schließlich nicht verhindert 
werden kann. 
Wo gibt eö nun in Deutschland noch Eiben? 
Von zahlreichen zerstreuten, z. T. recht stattlichen 
Exemplaren abgesehen, von denen wir vielfach 
nicht wissen, ob es sich um angepflanzte oder spon 
tan gewachsene Bäume handelt, gibt eö in den 
verschiedensten Gegenden Deutschlands zweifellos 
noch urwüchsige Eibenbestände verschiedenen Aus 
maßes, die sich heute überall des Schutzes und der
	        
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