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H. Otto f (1919) Zeichnung
Ñus „Hessenkunst" 1920. IT. <5. Llrvert, Verlag, Marburg
Prinz Wilhelm das Kasseler Gymnasium be
suchte, Zeichenunterricht gehabt zu haben. Mit
den Willingshäusern hatte er enge Freundschaft
und war stets zu launiger Unterhaltung mit
ihnen aufgelegt. Sein Andenken steht deshalb im
Dorf noch in hohen Ehren. Das Malerstübchen
bewahrt eine ganze Reihe seiner schönen Studien.
Durch Adolf Lins war auch dessen Düsseldorfer
Freund Hugo Mühlig (geb. 9. Nov. 1654
in Dresden, gest. 16. Febr. 1929 in Düsseldorf)
nach Willingshausen gekommen. Mmhlig ent
stammte der großen Dresdner Malerfamilie
Mühlig. Sein Vater, Meno Mühlig, den er
schon als Junge häufig znm Studienmalen be
gleitete, war ein hervorragender Figuren- und
Landschaftsmaler, ein Onkel und dessen Sohn Al
bert Mühlig waren Landschaftsmaler, die aus
schließlich die sächsische Heimat, oft mit jagdlichen
Vorgängen, darstellten. Hugo Mnhlig ging nach
Besuch der Dresdner Kunstakademie, auf der er
hauptsächlich Schüler von Paul Mohn, einem
Schüler Ludwig Richters, war, 1881 nach Düs
seldorf, wo er als selbständiger Künstler tätig war.
Mnhlig gehörte zu dem treuen Stamm der
WAlingöhäuser RUaler, er besuchte das Dorf von
188Z bis 1691 alljährlich, malte dann viel in der
Rtähe Düsseldorfs, kam 1904—06 wieder nach
Willingshausen und gründete mit Adolf LinS zu
sammen 1908 die Zweigniederlassung in RöllS-
hausen a. d. Schwalm, wo er auch eine Reihe
von Jahren tätig war.
Mribligs Schaffensgebiet war die Landschaft,
die er in allen Jahreszeiten liebte, aber fast nie
ohne einen Vorgang aus der Landwirtschaft oder
nach Familienüberlieferung mit jagdlichen Vor
gängen darstellte. Weite reife Kornfelder mit den
Figuren der Schnitter und der Frauen, deren
dunkelblaue Röcke als die einzigen Dunkelheiten in
dem sommerlichen Bild er geschickt zu verteilen
wußte, Waldlandschaften im Frühnebel mit
einem Stück Wild oder einem Jäger auf dem
Pürschgang, Herst- und Winterlandschaften mit
dem Auszug der Jäger und Treiber zur Treib
jagd, oder der zum Jagdfrühstück um ein Fener-
chen versammelten Jagdgesellschaft waren Gegen
stand der Willingshäuser Studien, nach denen er
dann in Düsseldorf seine Bilder malte. Freude
am übersprudelnd witzig Lebendigen, die vielen
Sachen eigen ist, erfüllte den Menschen Mühlig
und spricht aus allen seinen Bildern und Zeich
nungen, die aber dabei ebenso wieder wie der
Mansch von größter Gediegenheit und Treue
waren.