lvaentig
Bursche mit Pferd
ÍRur bei dem reinen Bildnis, wie bei dem vor
züglich gemalten und charakterisierten Bildnis der
Stickerin Anna Ermel in grünseidener Jacke und
schwarzer Geidenschürze, ist bei aller malerischen
Behandlung der Mensch die Hauptsache. Die
Kraft und Schönheit der Farbe in voller Sonne
stellte Waentig in seinem Bilde eines Burschen
in Weiß neben schwarzem Pferd dar. Auch
Waentigs Landschaftszeichnungen und Radierungen
der damaligen Zeit besitzen bei feinster Zeichnung
alle Vorzüge seiner malerischen Auffassung und
Darstellungsweise.
In der „Hefsenkunst" 1909 find die meisten
Arbeiten Waentigs aus seiner Willingshäuser
Zeit in sehr guten Wiedergaben zu finden, welche
Professor Christian Rauch ebendort in einem Auf
satz gewürdigt hat.
Später arbeitete Tñaentig einige Zeit in Nie
dersachsen und in Böhmen, dann zog es ihn aber
wieder nach Hessen zurück und er nahm festen
Wohnsitz in Gleimenhain, Kreis Alsfeld, wo er
von 1907—10 lebte. In einer Scheune hatte
er sich eine TLerkstatt eingerichtet, malte, zeichnete
und radierte aber außer einer Frau im Kuhstall
meist Landschaften.
Waentig lebt jetzt schon seit einer längeren
Reihe von fahren in Gaienhofen am Bodensec.
Wolfgang Zeller (geb. 28. 6. 1679 in Wur
zen), welcher ebenso wie Walter Waentig schon
7901 in Dörnberg selbständige Bilder gemalt
hatte, kam im selben Jahre auch zum ersten Mal
nach Willingshausen und arbeitete dort alljährlich
bis 1904. Ihn fesselten schon damals wie auch
heute noch die Schwälmer Menschen in ihrer Eigen
art. Er malte zuerst den alten Steinbrecher, ein
klapperdürres aber ungemein zähes Schneiderlein
mit einer starken Hakennase, tiefliegenden kleinen
Augen, großem weitvorspringendem Kinn und lan
gem dichten Haar in MAzhausen in seiner Werk
statt bei der Arbeit und ließ dann noch das Bild-
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