160
sich darauf, daß das Kloster noch nach 1552 dnrch eine
Nonne besetzt gewesen sei, während der Graf behaup
tet, dag Kloster Meerholz sei als Tochteranstalt des
Klosters Seelbold mit dessen Abtretung 1554 ebenfalls
an den Grafen von Psenburg abgetreten und reformiert
worden. Alle Einwendungen halfen nichts, das Kloster
wurde dem Prämonstratenferorden zugesprochen, der
i 6 zi Besitz ergriff. Aber nicht für lange. Beim Sie
geszuge Gustav Adolfs, in demselben Jähre fiel das
Kloster an die Psenburger zurück. — Nach lebhafter
Aussprache schloß der Vorsitzende um Mitternacht die
Versammlung.
Am ig. März fand unter Leitung des Geschäfts
führers des Vereins, Herrn Lehrer Oruschel, die Jah-
reshauptversamnilung des Zweigvereins statt. In sei
nem Berichte teilte dieser mit, daß Herr Rektor Kauf
mann als Führer des Gelnhäuser Geschichtsvereins an
erkannt worden sei und Herr Frey vom Reichsmini-
sterinm des Innern den Ausweis eines Sippenforschers
erhalten habe. Die vom Zweigverei» herausgegebenen
Gefchichtsblätter haben ihm eine Anzahl neuer Mit
glieder gebracht. Der Bericht erwähnte noch die Er
werbung des Münzfundes in Somborn und der Reis-
fchen Wettermafchkne durch Herrn Professor Hahn.
Der Bericht schloß mit dem Bekenntnis: „Wir danken
der Führung der NSDAP, für die takräftige Förde
rung der Museunisangelegenheit und versprechen, uns
voll und ganz für die Aufgaben des Gefchichtsvercins
im neuen Staat in Sinne der Regierung einzusetzen.
Dies gilt im allgemeinen für unsere Mitarbeit, aber
im Besonderen für die Rassen- und Sippenforschung
und die Vorgeschichtsarbeit. Wir sehen es als eine
große Aufgabe an, unser Volk im weitesten Sinne für
seine große Vergangenheit zu begeistern und die Er
kenntnis zu verbreiten, daß wir mit unserem Tun und
Denken auf der Vergangenheit fußen, daß der Ein
zelne nur ein Glied der Gesamtheit ist und wir alle
nur als Volk bestehen, wenn wir uns als Ganzes füh
len. Gerade die landesgeschichtlichen Vereine können
für solche Erkenntnis wirken. Volkstum, Siedlung,
Heimat: sie in ihrer Bedingtheit, ihrem Werte, ihrer
Auswirkung für das Volksganze zu verdeutlichen und
zu schildern, stnd die Glieder des Gefainlvereins be
rufen.
Herr Jäger erstattete den Kassenbericht. Oie Zahl
der Mitglieder beträgt etwa 100. Als korrespondie
rendes Mitglied wurde Professor Morghäuser in
Aschaffenburg in Anerkennung seiner bisher geleisteten
Beiträge zur Geschichte Gelnhausens, besonders über
die Verbindungen zwischen Gelnhausen und Aschaffen
burg, ernannt. — Herr I. L. Koenter berichtete über
den Stand der Museumsangelegenheit. Nachdem die
Stadtverwaltung weitere Räume im alten Landratsamt
zur Verfügung stellt, kann der ganze Bestand des Mu
seums dahin üherführt werden. — Über die Ausdeh
nung des Arbeitsgehietes auf den Kreis wurden ver
schiedene Ansichten ausgewechselt und die Hoffnung
ausgesprochen, daß sich diese Frage im Einverständnis
mit den betreffenden Verwaltungsstellen in befriedigen
der Weise lösen wird. — Herr Drusche! machte Mit
teilung über die Veranstaltung einer Ausstellung von
etwa 70 bis 80 Bildern Gelnhäuser Familienglieder,
deren Vorarbeit er bereits feit langer Zeit geleistet und
die sich zu gegebener Zeit verwirklichen lassen wird. —
Herr Reißmann berichtete über seine Teilnahme an
einer Tagung in Friedöerg. — Herr Frey sprach über
die familiengeschichtliche Forschung, die jetzt im Reichs
oerein für Sippenforschung und Wappenkunde zentra
lisiert ist, dem beizutreten aufgefordert wird. — Herr
Drusche! verlas ein Schreiben an die Stadtverwaltung,
das im Sinne feines Berichtes gehalten war und von
der Versammlung beifällig beurteilt wurde.
Der am 8. Juli igZ/f ans den Glauberg unter
nommene Ausflug des Zweigvereins wurde zu einem
wertvollen Erlebnis. Unter der vortrefflichen Führung
des Herrn Gewcrbelehreres Nies aus Büdingen, der
in fast Z Stunden dauernden Ausführungen die Anlage
und die bisherigen Ergebnisse der Ausgrabungen er
klärte, gewannen die Teilnehmer ein Bild des Lebens
und der Kultur der den Glauberg von der älteren
Steinzeit bis in das 16. Jahrhundert besiedelnden
Menschen. Die beherrschende Lage des Berges in dem
hügeligen Gelände des südlich in die Ebene anslaufen
den Vogelberges zwischen Nidder und Kinzig und ver
schiedenen vorgeschichtlichen Straßen war zu einer geschütz
ten Siedlung wie geschaffen. Oie erste Besiedlung fällt
in die Steinzeit, und zwar haben sich die Überreste von
zwei neolithischcn Völkern gefunden, solche der Michels
berger Kultur angehörend, deren Fundstellen sich denen
des Glaubergs gleichwertig zur Seite stellen und von der
bisher nur spärliche Funde in Oberhessen gemacht wor
den sind. Es fanden sich Scherben der typischen Mi-
chelsberger Töpfereien, dnrch Fingereindrücke verziert,
Mahlsteine, Beile und Hacken aus Hornblende, Säge»,
Schaber, Pfeilspitzen aus Feuerstein und Ouarzit.
Die anderen steinzeitlichen Kulturreste gehören zur
Rössener Kultur, deren charakteristische Verzierung,
Strichmuster, sich mit der altzeitlichen vermischt.
Aus der jüngeren Broncezeit finden wir in der
Mitte des Glaubergs eine zusammenhängende Sied
lug um die natürliche Mulde, die, von den Siedlern
ausgeräumt, als Becken für Regenwasser diente. Kupf-
erz, Schlackenstücke und Bronceguß weisen auf
Schmelzgruben hin. Auch Stücke der für die Zeit
charakteristischen Kerauik wurden gefunden.
Auf die jüngere Eisenzeit deutet eine Erneuerung
und Verstärkung des Walles. Auch stammt der An
schlußwall zur Einbeziehung der Quellen aus dieser
Zeit. Die Funde weisen auf keltische Besiedlung.
Nach Verdrängung der Kelten wurde der Berg von
Germanen bewohnt. Der Hauptwall wurde bedeutend
verstärkt. Oie starken Mauern auf der Ostseite lassen
auf einen alemam'schen Fürstensitz schließen. Ob eine
römische Besiedlung stattgefunden hat, ist noch nicht
geklärt, doch möglich, weil in etwa 5 Kilometer Ent
fernung des Limes vorbeizog und reichlich Scherben
von römischen Gefäßen gesunde worden sind.
Aug der in der Frühzeit nur periodisch bewohnten
Fliehburg wurde in der germanischen Zeit eine dau
ernde Herrenburg. An die Stelle des alamannischen
tritt ein fränkischer Fürst. Die Errichtung der eigent
lichen Burg fällt in die Karolingerzeit. Reste dieser
Gebäude sind schon vor einigen Jahren ausgegraben.
Weitere Grabungen, die am Anfang Juli begonnen
sind, werden Aufschluß über diese gewaltige Anlage
bringen, von deren Bedeutung man sich eine» Begriff
machen kann, wenn man bedenkt, daß sie 850 Meter
lang und durchschnittlich 150 Meter breit ist und ihre
Wälle auf dem steilen Abhang sich noch heute teil
weise bis zu 12 Meter erheben.
Drusche!.
Verantwortlicher Schriftleiter, Verlag und Druck: Or. C. Hitzeroth, Marburg a. L. O. A. II/ 34 : 850