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Amtstracht; der Klerus aber bekleidet mit weißen
Stolen und Chorröcken (oder Überwürfen; „8wper-
pellicis: mit ihren Beffen").
NB.! Dieser Erzbischof Hermann bestimmte,
daß der (Dom-)Klerus zu allen Horen Chorröcke
tragen solle, was bisher nur bei Festen und Pro
zessionen üblich gewesen war. In den Kirchen
zweiten Ranges dagegen trug überhaupt niemano
Chorröcke, mit Ausnahme der Prälaten der Kirche
von S. Gereon, die sich der Domkirche vergleicht,
und wegen des Vorranges der Kölner Kirche von
S. Gereon. Derselbe Herr Erzbischof bewilligte
den erlauchten Kanonikern derselben Kirchen Chor-
rocke und den Priestern rote Streifen 2 ) zu ihren
Dem Dichter Fritz Deubner ein
seinem 60. Geburtstage.
Der bekannte pädagogische Schriftsteller und
Dichter Fritz Deubner, wohnhaft zu Brotterode
am Großen Inselberge, feierte im Januar dieses
Jahres seinen 60. Geburtstag. Er hat mehrfach
für Hessen und Thüringen als Dichter gewirkt.
So hat er ein Bändchen Schwälmer Lieder ge
schrieben, denn von 1921 bis 1925 amtierte er in
der Schwalm, in Ziegenhain, Bezirk Kassel. Ein
zelne von diesen Liedern find in Zeitungen und Zeit
schriften veröffentlicht worden. In Ziegenhain an
geregt ward er außerdem zu seinem großen Drama
„Heinz Lüder". Dieses vaterländische Schauspiel
liegt jetzt fertig vor und findet hoffentlich bald
einen Verlag und eine Bühne, denn es ist vollkom
men zeitgemäß, und in markigen Worten unv
wuchtigen Szenen rollt sich vor uns ein Stück
Heffengeschichte ab, in dem der schändliche Vertrag
zu Halle ähnliche Zustände auslöste für Hessen,
wie der Schandvertrag zu Versailles für ganz
Deutschland. Soeben erscheint von Deubner ein
Liederkranz um Brotterode unter dem Titel „Sin-
schwarzen Nlänteln in der TCinterszeit und nur
den Prälaten weißes Pelzwerk auf den Mantel-
kapuzen zu tragen.
Der Wahltag eines neuen Erzbischofs wurde
auf den Tag S. Briccii (23. November) festge
setzt und Bittmefsen vom hl. Geist zelebriert; auch
veranstaltete man eine Prozession außerhalb der
(Dom-)Kirche. Das hochwürdige Sakrament und
die Reliquien wurden ausgesetzt, um vor ihnen für
die Wahl eines neuen Erzbischofs 2 ) zu beten."
2) So wird wohl das „clavici coloris“ des Textes
zu übersetzen sein.
3) Als solcher wurde an dem genannten Tag Philipp
II. Graf von Dhaun und Oberstein gewählt (f 3. Aug.
I5i5)-
Gruß des „Heffenlandes" zu
gende Heimat" (Verlag Schmauch, Kleinschmal
kalden), worin er den höchsten Ort der hessischen
Enclave verherrlicht. Seine „Scheffelsteinklänge"
weben einen Dichterkranz um Scheffels Denkmal,
das oben auf dem Rennstieg steht, an der äußersten
Grenze hessischen Landes. Thüringen zum Lobe
klingen seine Inselberglieder und seine „Rasten-
bergisch Nachtigall" (Kühn-Verlag, ^Weimar),
für die er von der Stadt Rastenberg eine prächtige
Eiche im Rastenberger Stadtwalde gewidmet er
hielt. Außerdem erschien eine Deubner-Biographie
von Professor Rost im Verlag Kribe-Berlin und
eine literarische Ehrengabe „Deubner" im Verlag
Löseke, Ehrenfriedersdorf. Die schönste Linde in
Ziegenhain heißt jetzt „Deubner-Linde", dem
Dichter zu Ehren so genannt von der Stadt Zie
genhain aus Dank für feine hessische Liedersamm
lung „Meine Schwalm" und sein großes hessisches
Drama „Heinz Lüder" und seine weiteren hessischen
Dichtungen.
Heinrich Nutberlet-Abend in Berlin.
Am 2. Februar d. Zs. veranstaltete« der Verein der
Kurhefsen Berlin 1890 und die Ortsgruppe Berlin der
Vgg. chein. Hersfelder Klosterschüler einen Ehrenabend
für den aus einer alten hessischen Familie stammenden
und in Hcrsfcld geborenen Dichter Heinrich G n t b e r -
l e k. Oie Veranstaltung fand im Friedenauer Ratskeller
statt und war sehr gut besucht. Zahlreiche Mitglieder
der veranstaltenden Vereine hatten sich eingefunden,
dazu einige Freunde des Dichters und der Dichter selbst.
Herr Wilhelm Grebe begrüßte die Teilnehmer, be
sonders Herrn Gutberlet, und wies auf die Bedeutung
seiner Dichtungen für die nationale Bewegung in
Deutschland hin. Eine kurze Einführung in das Schaf
fen des Dichters gab sodann Herr Prof. Dr.
E. K n 0 t h.
Mehrere Künstler hatten stch in den Dienst der guten
Sache gestellt und erfreuten die Teilnehmer durch ihre
Vorträge. Frau Adelheid M a n n st a e d t rezitierte
eine große Zahl von lyrischen Gedichten Gutberletg. Herr
Hofschanspieler Max H 0 ch st e t t c r rrug einige Hei
matlieder und vaterländische Gedichte vor, die großen
Beifall fanden. Oie Notzeit unseres Vaterlandes hat
uns gelehrt, die Dichtungen Gutberlets richtig zu ver
stehen. Seine Mahnung
den Jahrgang 1932 der Zeitschrift „Hessenland" sind zum Preise
bon Mk. 1.50 durch den Verlag, Marburg, Markt 21/23 zu beziehen.