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Leiten eigner Art in sich barg. Landgraf Carl
weilte als Gast des Kurfürsten von Trier in
Koblenz und auf dem Schlosse Ehrenbreitstein, das
damals noch ganz den Charakter einer mittelalter
lichen Burganlage besaß, die zu Ende des i8. Jahr
hunderts in den Revolutionskriegen unterging. Wir
haben bis jetzt leider nur einige wenige Angaben
über den Besuch des Landgrafen Carl am Rhein,
einesteils aus der CasselerHofkam mer -
rechnung von 1702 a ), anöernteils aus der
Trierischen Landrentmeisterrech
nung 1702 9 10 ).
Da Landgraf Carl noch am 28. Oktober 1702
von Kassel aus seinen bei Grebel abgedruckten
Brief an den Rat D e b e l richtete, am 20. No
vember Erbprinz Friedrich aber seinen Angriff
gegen die Burg Katz, das rechtsrheinische
Außenwerk der Festung Rheinfelö, begann, die
Eintragungen in der Kasseler Hofkammerrechnung
ohne genaues Datum zwischen dem 24. September
und 16. November liegen, so dürfen wir wohl die
Anwesenheit des Landgrafen in und bei Koblenz
auf etwa die erste Hälfte des November 1702 an
setzen.
Unter den Personen deö kurtrierischen Hofdien-
steö, die wohl dem Landgrafen zugeteilt waren, viel
leicht auch mit dem Kurfürsten von Trier selbst
nach dort kamen, und die der Landgraf mit Ge
schenken bedachte, finden wir die nachstehenden
Namen:
Der Öfc. 11 ) Marschall Baron von Saf
fig, welcher 1 silbernes, vergoldetes Waschbecken
mit Kanne erhielt,
Der Ob. Hofmeister Baron v. Hagen,
welcher i großen Kappenbecher bekam,
Der ch u r f ü r st l. Ob. Stallmeister,
der einen silbernen Kappenbecher bekam.
Der Chevalier von der Setzen 12 * ).
Auch er wurde mit einem vergoldeten Kappen
becher bedacht,
ein Herr von Breitenbach,
dem ein silberner Kappenbecher verehrt wurde,
Baron v. Ouatt und Herr von
Hohen st edt,
die ebenfalls beide Kappenbecher verehrt erhielten.
Einen einfachen Tischbecher erhielt der ungenannte
C a v a l i e r znm Geschenk, der dem Prinzen
Philipp von Hessen-Homburg zur
Aufwartung zugeteilt war. Die Anwesenheit die
ses Prinzen beim Landgrafen, der als General
9) Marburger Staatsarchiv. Gütigen Hinweis verdanke
ich Herrn )Aof. Dr. K. ^uthmer, Kayel.
10) Staatsarchiv Koblenz, dem ich die Auszüge verdanke.
11) wohl Ober-
12) wohl ein Verwandter des Kurfürsten Carl Cafper
von der Leyen zu Trier.
major in Hesten-Kastel'schen Diensten stand und
iin nächsten Jahre am Speyerbache fiel, charak
terisiert wohl den militärischen Zweck der Reise des
Landgrafen. Auch der Zeugwarter zu Ko
blenz, dessen Namen die Rechnung leider ver
schweigt, erhielt einen leichteren ziervergoldeten
Becher zum Geschenke. Ihm lag wohl die Sorge
für die landgräflichen Wagen und Pferde ab.
Zu dem militärischen Gefolge des Landgrafen
hatten auch noch gehört der General von T e t -
tau und der Generaladjutant von Hatten
bach nebst anderen ungenannten Offizieren, die im
„Kayßer" (wohl Gasthof zum Römischen Kaiser)
gewohnt hatten und denen der kurtrierische Rent
meister die Zeche am 23. November bei ihrer Ab
reise mit 16 ThlM) bezahlte. General von Tet-
tau war wohl einer der besten Kenner der Festung
Rheinfels, wo er nach dem im Jahre 1696 erfolg
ten Tode des General von Görz das Kommando der
Festung geführt hatte.
Unter dem 9. Dezember 1702 werden dann noch
8 Thl. Z Alb. verrechnet für 3 „ordonantzreuther,
so vehrender ahnweßenheit des h. landtgraffen von
Caßell allster geweßen, ex speciali mandato de-
frayiert" 14 ). — Auch als dann im Januar 1703
der Erbprinz Friedrich den Rheinfelö wie
der verließ und dabei Koblenz passierte, finden wir
noch einmal in der kurtrierischen Rechnung unter
dem 23. Januar einen Posten von 13 Thl. 32 Alb.
für die Bediensteten des Erbprinzen. Der oben
schon erwähnte Herr von Breitenbach begegnet uns
Sann noch einmal zu Anfang des Jahres 1703,
wo unter dem 3. Januar seine Auslagen ver
rechnet werden, die er für „pferdtshewe, zehrung
und Verrechnung" gehabt hat „bey seiner Ver
schickung nach Rheinfels zum landtgraffen von
Castel." Da Hesten-Kastel die Festung Rhein-
fels am 30. November 1702 besetzt hatte, so
muß wohl die Reise des Amtmannes von Breiten
bach und somit die Anwesenheit öeö Landgrafen
Carl in Rheinfelö selbst in den Dezember fallen,
so daß vielleicht der Landgraf mit seinem Gefolge
erst am 23. November Koblenz verließ und bis znr
Einnahme der Festung durch seine Truppen bei die
sen oder in einer Zwischenstation, etwa Boppard,
wo er Hoheitsrechte 15 ) hatte, verblieb.
W^enn auch die Mitteilungen iiber des Land
grafen Reise nach Koblenz zum Rheinfels reichlich
13) Oie Talerbeträge werden in der Rechnung im Gulden-
fuße ausgeworfen, wobei 16 Taler - 36 st. gesetzt werden,
was den Unterschied gegen die hessische Währung deutlich
macht, wo ein Reichstaler 32, ein Gulden aber 26 albus galt.
14) d. h. frei gehalten. Es hat sich demnach wohl um
hessische Ordonnanzen gehandelt.
13) Anteil am dortigen Rheinzoll (Boyparder Warte-
pfennig) und am Salmenzug (gemeinsam mit Kurtrier) ;
beides Rechte aus dem Erbe der Katzenelnboger Grafen.