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Trompeter und der Pauker vorkommen, werter noch
in der Kompagniestärke, da die der Reiter-Regi
menter nur 50 Mann betrug, die „Einspännige"
hießen, Ln welchem Namen noch eine Erinnerung
an die Tage des Rittertumeö nachhallte. Die Ge
samtstärke des Dragoner-Regimentes belief sich so
mit einschl. aller Offiziere, Unteroffiziere, Mann-
schaften und Knechte auf rund 500 Köpfe 3 ).
Von der Beteiligung deö Regiments Gräfen-
dorff-Dragoner an den Feldzügen des Hessischen
Heeres haben wir nur exakte Nachrichten in unserer
kriegögeschichtlichen Literatur vorliegen über den
Entsatz der Festung Rheinfels im
Dezember 1692 4 * * ). Die Stärke des Regiments
wird dabei auf 360 Ntann angegeben, was sich
wohl so erklärt, daß 2 Kompagnien im Depot zu
rück blieben, was bei einer Stärke von 65 Mann
je Kompagnie und etwa 10 Offizieren usw. wieder
eine Gesamtstärke von 500 Mann für das Re
giment ergäbe i3 ). Die Gräfendorff-Dragoner waren
eines der sechs berittenen Regimenter, die Landgraf
Earl in dem von ihm persönlich herangeführten
Entsatzheere hatte. Landgraf Carl hatte, während
der Angriff auf die Festung Rheinfels vorgetragen
wurde, sein Hauptquartier in dem katzenelnbogischen
Schlosse Reichenberg, das gut mit Geschütz
versehen war und das Hinterland von St. Goars
hausen beherrscht. Seine Truppen lagen vornehm
lich auf hessischem Gebiete in dem rechtsrheinischen
Teile der Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Die
Quartiere der Reiterei befanden sich außer in Rei
chenberg auch in und um Nastetten, ein Regiment
lag in Goarshausen. Den Dragonern fiel beson
ders die Aufgabe zu, in regem Patrouillendienst das
rechte Rheinufer zu überwachen.
Da außer dem hessischen Heere noch die Kur-
pfalz, Kurbrandenburg und der Bischof von Mün
ster Truppen in Bewegung gesetzt hatten, um den
Angriff der Franzosen abzuwehren, so konnte Land
graf Carl auch erst daran denken, den Rhein zu
überschreiten, wenn die übrigen deutschen Truppen
teile nahe genug heran waren, um einen Druck auf
die französische Belagerungöarmee auszuüben.
Wahrscheinlich hatte der französische Leiter der Be
lagerung des Rheinfels, General de C h 0 i f y, die-
3) Für die gesamte Heeresorganisation jener Tage vergi.
Ztschr. f. H. G Vili S. 109 ff. In diesem Aufsätze
wird die Stärke des Wartensleben-Dragonerregiments auf
460 Mann angegeben, sie müßte all 0 pro Kompagnie38 Mann
betragen haben, während wir die im gleichen Aufsätze an
gegebene Kompagniestärke von 63 zu Grunde legen, für
das ^ahr 1694 ist uns feine Stärke mit 421 Mann einschl.
der Ofstziere bezeugt.
4) Ztfchr. f. H. G. Band z4 S. i ff.
3) Rechnet man nur 1 Kompagnie als Depot, so käme
man der Zahl von 421 Köpfen schon näher.
sem Drucke zuvor kommen wollen, als er am
16-/26. Dezember den tollkühnen Angriff auf die
Werke des Rheinfels ansetzte, der fehlschlug.
Gleichzeitig muß sich wohl, vielleicht gespornt durch
das Dröhnen des Kampfes vom jenseitigen ilfer,
das hessische Entsatzheer in Bewegung gesetzt
haben. Da ein Brückenschlag in der 9 sähe von
St. Goar unmöglich war, überschritten die hessi
schen Truppen bei Koblenz den Rhein, wo die kur-
trierische Veste Ehrenbreitstein Deckung bot.
Stamforo, in seiner Schilderung, der wir fol
gen, sagt: „Am 18-/28. Dezember überschritt die
hessische Di eiferet bei Coblenz den Rhein, am
19-/29. ebenso das Fußvolk und der Marsch wurde
gegen das französische Heer vor Rheinfels gerichtet.
Die Wege waren durch das schon länger dauernde
Regenwetter außerordentlich schlecht und setzten
dem Vormarsch deö kleinen Heeres eben solche
Schwierigkeiten entgegen, als sie den Franzosen
die Belagerung und die Herbeischaffung von Ma
terial und Bedürfnissen erschwert hatten."
„Der General von Choisy vernahm am 21-/31.,
daß die von mehreren Seiten heranrückenden deut
schen Truppen sich in 3 Meilen Entfernung von
seinem Lager vereinigt hätten und ihr Angriff
drohe. Da entschloß er sich, die Belagerung auf
zuheben, um nicht zwischen zwei Feuer zu kommen.
Sein Rückzug war von den Deutschen bedroht und
mußte mit möglicher Eile ausgeführt werden, auch
fanden unbedeutende Scharmützel statt."
TLenn auch an dieser Stelle Näheres über die
Tätigkeit der Gräfendorff-Dragoner nicht gesagt
wird, so haben wir doch einen Anhalt für ihre Be
teiligung an jenem Feldzuge, in dessen Mittel
punkte die Verteidigung der Festung Rheinfels
durch den hessischen General Grafen Sittich Görtz
von Schlitz steht.
Nun tauchten in den letzten fahren aus dem
Privatbefitz der Familie von Gräfendorff zwei
Standarten auf und wurden dem hessischen Lan-
desmusenm zn Kassel zum Kaufe angeboten, das
sie aber wegen der Höhe des Preises nicht erwerben
konnte. Sie wurden inzwischen durch Frhr. Gunt
ram Schenck zu Schweinöberg in Fronhausen an
gekauft. Die Standarten wurden bezeichnet als die
des Regiments Gräfendorff-Dragoner und die
Jahreszahl 1694, die darauf angebracht ist, be
zeugt auch deutlich, daß sie für das genannte Re
giment bestimmt gewesen find. Sie dürfte aber auch
gleichzeitig bezeugen, in Verbindung mit dem so
gut wie tadellosen Zustand der Standarten, daß
sie von dem Regimente nicht mehr geführt wur
den. Man darf wohl annehmen, daß nach dem
Feldzuge von 1692 der Chef des Regiments die da
mals geführten und vielleicht stark beschädigten