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Der nette Oberpräsident hat sich in das Goldne
Buch der Stadt Kassel eingetragen als „Philipp
von Lothringen nnd Brabant, Prinz nnd Landgraf
zn Hessen." Das bernht darauf, daß die hessischen
Fürsten von den alten Herzogen von Lothringen ttnd
Brabant abstammen. Der Vater Heinrichs des
Kindes war Heinrich II. Herzog von Lothringen
nnd Brabant (1207—1248) nnd anch dessen Va
ter Heinrich I. ('s 1235) führte den gleichen Titel.
Dessen Ahnherr Gottfried I., der Bärtige
('s nZg) war seit 1106 Herzog von Lothringen.
Anch dessen Ahnen, die sich gewöhnlich Grafen
von Löwen nannten, waren z. T. Herzöge von
Lothringen. Der älteste von ihnen Reginar I.
Langhals führte um 900 den Titel Herzog von
Lothringen. Er war ein Enkel des Kaisers Lothar,
Die Burg Herzberg.
I. Einleitnng.
Da, wo die Anslänfer des Knüllgebirges nach
den Vorbergen des Vogelsberges hinstreben, liegt
ans einer Basaltknppe, hart an der prenßisch-hes-
sischen Grenze, das feste Bergschloß Herzberg (306
Nteter) *). Für die Wahl dieses Berges znm Ban
einer Bnrg bestimmte den Erbaner wohl insbeson
dere die Lage des Berges über der von Hersfeld
nach Alsfeld vorbeiführenden alten Heerstraße,
dnrch die sog. „knrzen Hessen". Die Bnrg selbst
scheint, soweit rechtliche nnd geschichtliche Onellen
darüber Ansknnft geben, mehr der Sichernng als
der Gefährdnng dieser Straße gedient zn baben.
Hatten die hessischen Landgrafen sich schon früh
zeitig das „Offnnngörecht", d. h. die Belegnng der
Bttrg mit einer Besatzung, vorbehalten, so tritt
anch dnrch die Geschichte der Bnrg, besonders seit
dem Ansgang des Mättelalters, der Charakter
des Bergschlosses als Landesfeste immer mehr her
vor, bis die Weiterentwicklung aller rechtlichen
nnd kriegstechnischen Verhältnisse in der Neuzeit
jeder kriegerischen Betätigung der Bnrg ein Ziel
setzte.
Der friedliche Wanderer nnd Beschatter da
gegen wird noch heute von dem Zauber umfangen,
der von den in gewaltigen Ausmaßen vorhandenen
Bnrganlagen selbst und von dem herrlichen Rund
blick in die hessische Landschaft ausgeht.
Bei guter Fernsicht schweift der Blick nach
Nordwesten am Rimberg vorbei in die Schwalm
ebene bis nach Ziegenhain und zu der Landsbnrg,
dahinter nach dem Sanerland und dem Bnrgwald.
Zn westlicher Richtung erblickt man den Franen-
i) Nach Hallenberger in „Die Burg Herzberg" ist der
ursprüngliche Name: „Hirschberg" oder „Hjrzbrrg".
der in Ztalien herrschte. Das ist weit über tau
send Zahre her und beweist das hohe Alter unseres
hessischen Fürstenhauses. Daß sich der Prinz als
„Landgraf zu Hessen" unterzeichnete, bernht auf
dem alten Branche, daß alle Prinzen des hessischen
Hauses früher so genannt wurden. Erst im Lause
des 18. Jahrhunderts wurde der ans Frankreich
stammende Prinzentitel üblich. Seit dem 23.
Zannar 1803 führten die beiden Brüder des da
maligen Kurfürsten den Titel „Landgraf von Hes
sen", der sich ans den ältesten Sohn vererbte. Der
eine dieser Brüder, Landgraf Friedrich, war der
Ilrnrgroßvater des neuen Oberprästdenten, der
durch seine Eintragung wohl sein starkes Familien
gefühl bekundet hat. Ph. L.
Von Hugo Frhr. von Dörnberg.
berg bei Marburg, die Amöneburg, Alsfeld und
die Altenbnrg. Nach Südwesten zu liegt der
Taunus und im Süden die Masse des Vogels
berges mit dem Taufstein, der Bnrg Eisenbach und
dem Oberwald. Ans südöstlicher Richtung grüßen
die Berge um Schlitz und Fulda, dahinter, wie
an einer Kette aufgereiht, die Bergzüge der Rhön.
Nach Osten anschließend liegen der Dietrichs- und
der Oechsenberg, dahinter der Jnselsberg, davor der
Landecker, der Sänlingswald sowie der Alheimer.
Zm Kranze um den Burgberg herum erblickt man
den Hof Hnhnstadt, die Dörfer Lingelbach,
Schwarz, Hatterode, Breitenbach, Gehau, anch
das Städtchen Grebenau.
Der auf dieser anmutigen Landschaft ruhende
Blick findet seine Freude an der Natur, die Burg-
anlage selbst dagegen bietet eine Fülle von Sehens
wertem für den Bnrgenfrennv.
II. Profane Bttrgbanten.
Vor Betreten der eigentlichen Bnrg durchschreitet
man zunächst die sog. „Bastion", die in ausfallender
Spitze den Eingang zur Brücke und znm Tor
schützt. Wenn man wohl anzunehmen berechtigt
ist, daß diese Bastion erst in der Zeit um 1600 ent
stand, so erinnert diese Anlage mit der bogen
förmigen Einführung des Bnrgweges unwillkür
lich an Torschntzanlagen ans der Zeit frühster Be
festigungsbauten, wie sie in Deutschland und in
(England erkennbar geworden sinv 2 ). Der bogen
förmige Eingang — der im Gegensatz zu sonst im
rechten Bogen zulaufenden Bnrgwegen hier die
linke Seite der Eintretenden dem Verteidiger zn-
2) Vgl. Karl Schuchhardt: „Die Burg im Wandel
der Weltgeschichte".