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Vogelöbergs, auch Basalteisenstein und Bauxit,
und häuften sich in Terrasse an, z. T. durch eisen
schüssiges Bindemittel zu Konglomeraten verfestigt.
Aus dem Oberpliocän, das in seinem nie-
derschlagöreichen Charakter schon dem Diluvium
nahestand, find vielerorts bis 50—100 Mieter über
den heutigen Flußtälern mächtige Flußschottenab-
lagerungen erhalten. Die Flüsse, insbesondere die
Urlahn, hatten freilich damals noch einen von dem
heutigen völlig verschiedenen Verlauf.
Erst die letzte Orogenphase an der Wende von
Pliocän und Diluvium führte im Hefsenland durch
Erhebung neuer trennender Wafserscheiderücken
und Senkungen anderer Gebiete (meist älterer
Tertiärbecken) die heutige Verteilung der Ober-
flächengewäer herbei.
Während des Diluviums wechselten Zei
ten starker Aufschüttung und Erosion miteinander
ab. Schotter wurden auf den Terrassen der Fluß
ufer abgesetzt und über ihnen der Löß und Lehm
teils als äolisches teils als Hochflutüberschwem
mungsprodukt.
Schlußbemerkungen: Überblicken wir
noch einmal rückwärts die geologische Vergangen
heit Hesienö und das komplizierte Bild seiner heu
tigen Erdoberfläche, so erkennen wir, daß im
Grunde zwei Kräfte dieses Bild hervorgerufen
haben, die wir als endogene und exogene
unterscheiden können. Es find die Kräfte, die im
Erdinnern fußten und Gebirgsfaltung und Zerrung
oder Zerreißung in Schollen, Hebung und Sen
kung und endlich auch Auftrieb von vulkanischen
Eruptiv-Massen verursachten und zweitens exogen
oder von außen wirkend die nagende Tätigkeit der
Atmosphärilien, insbesondere des Wassers, die Ver
witterung hervorrufen, Furchen einschneiden und
ganze Flächen abtragen und so schließlich ein ver
wickeltes Relief erzeugen. Die Auswirkung der
exogenen Kräfte richtet sich nach der Beschaffen
heit und Widerstandsfähigkeit der vorhandenen Ge
steine, diese hängen ab von den Formationen vom
Paläozoikum bis zur Jetztzeit und wechseln in jeder
einzelnen Formation.
Einer Fülle von Vorgängen, die in weit zurück
liegende Zeiten zurückreichen, verdankt das heutige
Oberflächenrelief seine Entstehung. Ich habe ver
sucht, an der Hand der bisherigen geologischen und
morphologischen Forschung nur die allgemeinen
Züge hervorzuheben. Das Bild im einzelnen aus
zugestalten in der engeren Heimat, muß dem Leser
selbst überlassen bleiben, wenn er später mit Hülfe
der unerläßlichen geologischen Spezialkarte und mit
dem Hammer in der Hand die Heimat durchstreift.
Wer dabei nachdenkt, findet Vieles, was ihm bis
her verborgen blieb, und immer neue Fragen stellen
sich ein. Das starre Bild der Landschaft erhält so
inneres Leben, wenn wir versuchen, die Natur
gesetze zu ergründen, nach denen sich die Schöpfung
unserer Erde vollzogen hat und die Veränderungen
noch weiter vollziehen.
Aus Marburgs mittelalterlicher Geschichte. V°n Dr. Philipp L°sch.
Die meisten Marburger werden kaum wißen,
daß unter den vielen grünen Bänden der Historischen
Kommission im vorigen Jahre ein Geschichtswerk
ihrer Vaterstadt fertig geworden ist, wie es m. W.
keine andere hessische Stadt besitzt. Das heißt, es ist
keine eigentliche Geschichte, sondern es find nur die
Fundamente und Bausteine zu einer solchen, deren
Fertigstellung auf dieser soliden Grundlage wohl
gesichert ist. Ich meine die „Duellen zur
R e ch t s g e s ch i ch t e der Stadt Nk a r -
bürg", die der frühere Direktor des Marburger
Archivs Friedrich Küch jetzt endlich abge-
schlosten hat 1 ). Der erste Band erschien 1918,
der Schlußband trägt die Jahreszahl 1931. Wenn
ich etwas an diesem 2Derke auszusetzen habe, so be
trifft das den Titel, der eine Beschränkung auf die
Rechtsgeschichte vermuten läßt. Es ist aber nicht
nur die Rechtsgeschichte, deren -Duellen hier ver
öffentlicht sind, sondern die ganze Geschichte der
Stadt Marburg bis zu Philipp dem Großmütigen,
von der alle Zweige, namentlich auch die Kultur
i) Marburg, N. G. Elwertsche Verlags-Buchhand
lung 1918—31.
geschichte, zu ihrem Rechte kommen. Das zeigt
schon die vortreffliche geschichtliche Einleitung, die
Küch seinem Werke vorausschickt.
Sie beginnt mit der Gründung der Burg Ntar-
bnrg durch die Landgrafen um 1130 und reicht bis
zum Beginn der Reformation. In der am Fuße
der Burg stch entwickelnden Stadt herrschten wie
anderswo in Deutschland zunächst die Geschlechter,
an deren Spitze 1284 Ludwig v. Fronhausen als
erster Bürgermeister erscheint. Östlich von der
Stadt war die Niederlassung des Deutschen Or
dens, der mit der Stadt nicht immer im besten Ein
vernehmen lebte. Diese Niederlassung lag an der
Lahn um die 128z eingeweihte Elisabethenkirche
herum, räumlich von der Stadt getrennt und nur
durch den Pilgrimstein bezw. den hohen Steinweg,
der bis znm Kesteltor reichte, mit ihr verbunden.
Unter den Zünften der Stadt, die im Laufe der
Zeit mehr und mehr an Macht und Bedeutung
gewannen, war die der Wollenweber die weitaus
bedeutendste. Sie hatten hauptsächlich in Weiden
hausen ihren Sitz. Von dem Umfang dieser Zunft