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bürg vergrößert. Unter der freundlichen Führung von
Herrn Geheimrat Schneegang wurde die Burg er
stiegen. Im Burghof hielt er einen in der Hauptsache
aus älteren Darstellungen geschöpften Vortrag über die
Geschichte von Burg und Stadt Biedenkopf. Dann
wurde unter seiner und des Sammlungshüters Fey Füh
rung das sehr sehenswerte und durch geschickte Aufstel
lung besonders gut wirkende Museum des Hinterländer
Geschichtsvereins besichtigt. Nach der Sammlung
wurde auch die hinter der jetzigen Burg liegende alte
Burgstätte besucht. Auf dem Weg zum Bahnhof wurde
noch eine Anzahl interessanter Häuser gezeigt.
Am 25. Juli fand die Hauptversammlung des Zweig
vereins Marburg in den Räumen des kunsthistorifchen
Museums statt, die gut besucht war. Mit ihr verbunden
war eine Führung durch die prähistorische Abteilung durch
Herrn Prof Dr. Merhart von Bernegg. Dieser
schickte dem Rundgang eine kurze Ansprache voraus, in
der er u. a. in sehr humorvoller Weise ans die haupt
sächlich durch die geringen Etatgmittel verursachten
Schwierigkeiten seiner Arbeit hinwies und auch begrün
dete, warum die Sammlung noch nicht allgemein zu
gänglich gemacht werden konnte. Die Sammlung be
steht aus drei Teilen, einem Teil, der vom hessischen Ge
schichtsverein beigebracht wurde, einem Teil, der als
Lehrsammlung für die Mitglieder des prähistorischen
Seminars dient, und einem Teil, der durch neue Gra
bungen zusainmenkommt. Diese drei Teile räumlich zu
scheiden sei nicht möglich. Beim Rundgang durch die
Räume wurden dann, immer mit prächtigem Humor ge
würzt, Erklärungen zu den verschiedensten Stücken, u. a.
solchen des Lohrarer Fundes, gegeben. Leider gehen die
meisten Funde, da hier das Geld für Grabungen fehlt,
an die Geldgeber, Staat, Regierungsbezirk, u a
Bei der dann anschließenden Hauptversammlung, für
die der Museumsleiter, Herr Dr. Kippenberger,
freundlicherweise den Saal der Baumausstellung zur
Verfügung gestellt hatte, gab der Vorsitzende zuerst den
Geschäftsbericht. Der Verein konnte auch in diesem
Jahre seiner Aufgabe gerecht werden. An z. T. außer
ordentlich gut besuchten Vortragsabenden sprachen:
i. Studienrat Prof. Kürschner über „Die Heilige Elisa
beth und ihre Bedeutung für Hessen", 2. Privatdozent
Dr. Zeh aus Darmstadt über „Das Osebergschiff", 3.
Prof. Dr. Blanckenhorn über „Oie geologischen Karten
des kurhessischen Gebietes und die geologische Geschichte
des Kreises Kirchhain", l\. Archivdirektor Dr. Knetsch
über „Goethes Ahnen".
An Ausflügen und Besichtigungen wurden veranstal
tet: i. Führung durch die Elisabethausstellung (Dr.
Kippenberger), 2. Ausflug im Gesellschaftsauto nach
Hatzfeld (Dr. Lotzenlug), Z. Führung durch die restau
rierte Elisabethkirche (Dr. Kippenberger), !\. Ein geo-
logisch-historisch-prähistorischer Ausflug nach Neustadt
und der Nellenburg (Prof. Blanckenhorn, Dr. med.
Engelhardt und Rendant Keppler aus Neustadt), 5.
Kloster Altenberg bei Wetzlar und Burg Hermannstein
(Privatdozent Dr. Meyer-Barkhausen aus Gießen und
Archivrat Dr. Uhlhorn), 6. Führung durch die Ubbe-
lohde-Ausstellung und unsere Waffensammlung (Dr.
Kippenberger), 7. Ausflug nach Biedenkopf, Burg und
Sammlung (Geheimrat Schneegans). Allen Helfern
wurde herzlicher Dank ausgesprochen und um weitere
Unterstützung, besonders Führung bei Ausflügen, gebe
ten. Eine schwierige Frage ist, wie heute bei allen Ver
einen, ^>ie Mitgliederfrage. Zwar hat sich, nachdem der
erste Schrecken über die Gehaltsabzüge überwunden war,
die Austrittsbewegung, in erfreulichem Gegensatz zu an-
dercn Zwcigvereinen in ganz erträglichen Grenzen ge
halten und drei der Ausgetretenen haben den Weg schon
wieder zurückgefunden, andere ihren baldigen Wiederein
tritt in Aussicht gestellt, aber der Vorstand bittet doch
dringend um die Mitarbeit aller Mitglieder, besonders
um eifriges persönliches Werben und Mitteilung von
Anschriften, an die er Einladungen und Werbekarten
versenden kann. Will der Verein seine große und schöne
Aufgabe, durch Pflege der Liebe zur engeren Heimat die
Liebe zum großen deutschen Vaterlande zu stärke», wei
ter erfüllen, so darf er die pekuniäre Seite der Sache
mcht übersehen. Je mehr Mitglieder er hat, desto mehr
Veröffentlichungen kann er drucken, desto mehr Geld für
Grabungen, Neuankäufe und Aufstellung der Samm
lung ausgeben. Gerade die letztere Aufgabe ist trotz der
dankenswerten Mithilfe der Universität, besonders des
Herrn Kurators und der hingebenden Arbeit des Herrn
Dr. Kippenberger sehr ins Stocken gekommen. ^Oer
Verein verlor durch Austritt 13, durch Wegzug 2 und
durch Tod 5 Mitglieder. Diesem Verlust steht ein Ge
winn von 12 Mitgliedern, darunter 8 Neueintritte, ge
genüber. Mit immer noch über 2^0 Mitgliedern bleibt
der Zweigverein Marburg der zweitstärkste Verein im
Gesamtoerein.
Es folgten die Berichte des Kassenführers, Geh. Rat
Heer, dem Entlastung erteilt wurde, und des Konser
vators Giebel, der über den Fortschritt in der Aufstel
lung der Sammlungen und einige Neuankäufe berichtete.
Oie Vorstandswahl ergab Wiederwahl: Vors. Kürsch
ner, Schriftf. Gutbier, Kassenführer Heer, Konservator
Giebel. Zum Schluß wies der Vorsitzende auf die noch
geplanten Ausflüge nach Caldern und, im Gesellschafts
auto nach Schweinsberg und Homberg a. Ohm sowie
die diesjährige Tagung des Gesamtvereins vom 26. bis
28. August in Hersfeld hin, teilte das vielversprechende
Programm mit und bat um zahlreichen Besuch dieser
Tagung.
Zweigverein Hamburg.
Richard Begers treues Hessenherz hat aufgehört zu
schlagen. Durch sein Hinscheiden hat der „Verein für
Hessische Geschichte und Landeskunde zu Hamburg"
einen schweren, sehr schweren Verlust erlitten. Richard
Beger gehörte mit zu den Begründern des Hamburger
Zweigvereins und er war der treuesten einer. Die Vor
sehung hatte ihn mit wunderbarem musikalischem Talent
begabt. Wer in seinem stillen rosenumsponnenem, klang-'
durchflutetem Häuschen im friedlichen Othmarschen aus-
und eingehen durfte, nahm immer reichen Segen mit von
dem, was seine göttliche Kunst uns bot. Charakteristisch
für seine Wesensart war, daß klassische Musik ihm
Ideal wir. Beger war Oberbaurat der Stadt Altona
und leitete dag städtische Siel- und Verkehrswesen fast
zehn Jahre lang. Er war in Kassel 187g geboren, hatte
in Charlottenburg studiert und war als Offizier aus dem
Felde zurückgekommen. Und wenn des Tages Last und
Mühe, der Dienst ihm Aerger und Unruhe brachte,
wenn die Not des Vaterlandes sein kerndeutsches Herz
bluten ließ, dann flüchtete er in den Tempel der Musik
und legte in die heiligen Klänge seines Flügels alles,
was sein Herz bewegte. Neben seinen Flügel betteten
ihn seine Lieben auf die Bahre, als er die guten Augen
geschlossen. Ein altfriesisches Kreuz von seines Seelen
bruders, Professor Arthur Bock, Meisterhand geschaffen,
kündet die Stätte, wo sein edles Herz ruht. Das Wald-
vöglein, dessen Gesang er uns so oft aus seinem Flügel
herauszauberte, singt nun in dem Gezweig über ihm, und
alte Bäume rauschen Ewigkeitsmelodien.
Dr. Hans Braun -Hamburg.