Full text: Hessenland (43.1932)

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Asenburg, ging 1736 nach Marburg und starb dort schon 
am 3. April 17^8. Er hinterließ 3 Söhne, einer von 
ihnen, der am 16. April 1728 geborene Karl Theodor 
Kopp, starb am 16. Oktober 1777 zu Kassel. Dessen 
Sohn Ulrich Friedrich wurde dann für die ge 
lehrte Geschichte des Hessenlandes der bedeutendste, da 
man kaum eine Arbeit über ältere hessische Geschichte 
durchführen kann, ohne sein big zum Buchstaben R ge 
diehenes „Handbuch" zu benützen. Er war am 18. März 
1762 zu Kassel geboren, wo er bis 1803 wirkte. Hier 
verfaßte er noch eine Arbeit über die Rechtsverhältnisse 
des Salzwerkes Sooden, ging 1606 infolge eines 1804 
eingetretenes Konfliktes mit seinem Landesherrn nach 
Heidelberg, wo er als Dozent für die diplomatischen 
Wissenschaften wirkte. 1808 begann er seine paläogra- 
phischen Studien herauszugeben, er ist besonders wichtig 
geworden für die Entzifferung der sog. tironischen No 
ten, die die erste Form einer Stenographie darstellen 
und auf welchen auch die Neuerfinder dieser, wie Ga 
belsberger, aufbauen. Es lag dem Gelehrten aber die 
Beschäftigung auf dem akademischen Lehrstuhle nicht 
und so siedelte er, nur mit seinen Arbeiten beschäftigt, 
nach Mannheim über. Er stach selbst die Kupfer zu 
seinen Arbeiten und verlegte auch, weil er den Buch 
händlern nicht traute, ^eine Werke selbst. Am 26. März 
1834 ist er dann gestorben. — Nachdem Bankier Fi 0 - 
r i n 0 noch Einiges über den Sklaven Tiro gesagt, der 
der Schrcibgehilfe Ciceros und der Erfinder der nach 
ihm genannten Kurzschrift war, erhielt Volkswirt 
Bruno Jacob das Wort zu einem kurzen Bericht 
über die vor etwa 30 Jahren eingegangene D r u s e l!«- 
Wasserleitung. Nach 1334 für Kassel eingerich 
tet, zweigte sie vom Druselbache östlich Wahlershausen 
ab und führte am Kratzenberg entlang in die Stadt; 
seit 1772 war mit der Anlage der Porzellanmühle am 
Königstor ihr Lauf verändert und die offenen Leitungen 
zur Stadt durch gedeckte ersetzt, wenigstens vom Königs 
tor an. Von den eingebauten Wasserkammern und den 
gedeckten Kanälen zweigten dann die Rohrleitungen ab, 
die die Häuser und die Zaitenstöcke mit dem notwendigen 
Wirtschaftswasser versorgten. Bis zur Aue, den Ka 
sernen an den Unteren Königstraße und Artilleriestraße 
und bis zur Synagoge gingen die Leitungen, Pumpen 
bestanden dort, wo das Wasser nicht aus Druckhähnen, 
wie bei den Zaiten, ausströmen konnte. Mit der An 
lage der Aschrott'schen Straßen wurde auch der Drusel- 
graben beseitigt, von dem nur noch Spuren an der Tan- 
nenkuppc bemerkbar sind. 
Zolldirektor W 0 r i n g e r erinnerte anschließend an 
den Ingenieur B r a n d a u , der, ein Kasseler Kind, 
einmal den Plan entwickelt hatte, einen Teil des Drnsel- 
wassers von der Schönen Aussicht nahe dem Tempel als 
Wasserfall in die Aue zu führen, ein Plan, der ebenso 
verworfen wurde, wie der, eine Bahn auf den Herkules, 
nur mit anderer Trace als heute, zu erstellen. — Volks 
wirt Jacob erzählte dann noch kurz von einer Begeg 
nung mit dem Ingenieur Brandau, der 1904 den Simp- 
lon-Durchstich vollendete, im Eisenbahnzuge zwischen 
Basel und Karlsruhe. 
Zolldirektor W 0 r i n g e r knüpfte dann noch an den 
»eulichen Besucb in Waldkappel und erinnerte an die 
wirtschaftliche Bedeutung dieser Stadt in frühere» Ta 
gen. So übernachtete dort im Jahre 1340 Kurfürst 
Johann Friedrich von Sachsen mit 179 Pferden, wäh 
rend die Stadt damals etwa 800 Einwohner zählte. 
Aber einer von ihnen, der Kaufherr Lorenz 
G 0 ß m a n n , der auch mit dem Hofe zu Kassel arbei 
tete und dessen Absatzgebiet durch die Städte Kassel, Ro 
tenburg, Hersfeld und Eschwege begrenzt ward, während 
er zu Leipzig und Nürnberg Einkaufsoertretungen hatte, 
besaß 1619 ein ungeheueres Vermögen von über 113000 
Gulden, was nach heutigem Gelde wohl 2 Millionen 
Mark sein mochten. Was wir über seine Warenbe 
stände wissen, ist überraschend, einmal lieferte er dem 
Landgrafen Moritz 100 Ellen Goldborte zu einem Man 
tel. Aber die Geschäfte mit diesem Fürsten waren keine 
reine Freude, Goßmann wurde hingehalten und 1627 
dankte sa auch Landgraf Moritz mit Hinterlassung einer 
gewaltigen Schuldenlast ab. 1633 starb Lorenz Goß 
mann und seine Erben teilten das noch immer stattliche 
Vermögen, ohne allerdings das Geschäft wieder auf die 
Höhe um 1600 bringen zu können. Ein Sohn des Lo 
renz Goßmann starb 1669, und wenn Waldkappel auch 
heute ein bescheidenes Städtchen ist, so ist es doch inter 
essant, seine frühere Wirtschaftsbedeutung aus diesem 
Kaufmannsleben herauszulesen. 
Gegen i i Uhr konnte dann der reiche Abend geschlossen 
werden. 
Der Hessische Geschichtsverein eröffnete am 17. Ok 
tober 1932 mit einem Vortrage des Landesbibliotheks- 
Direktors Dr. Hopf über „Lage und Bedeutung hes 
sischer Burgen", den Zyklus über hessische Burgen, der 
im Winter 1932/33 im Rahmen der Kulturellen Ar 
beitsgemeinschaft läuft. — Nachdem Zolldirektor 
W 0 ringer die in großer Anzahl erschienenen Hörer 
begrüßt, zeichnete zunächst Dr. Hopf die Lage des Hes 
senlandeg nach seiner Trennung von Thüringe« i. I. 
1247. Er betonte dabei, daß nur jene Burgen diesmal 
berücksichtigt werden sollten, die in der Blütezeit des 
Burgcnwesens, im 13. und 14. Jahrhundert und in den 
wichtigsten Verteidigungs-Linien des Hefsenlandes ihre 
Stellung hätten. Nach der Verschiebung der Hauptstadt 
von Niederhessen von dem strategisch günstigen Gudens- 
berg nach Kassel war für dieses eine gewisse Umklam 
merung von Werra und Diemel her unverkennbar. Es 
verlief eine verkehrstechnisch wichtige Linie von Mar 
burg i. W. zum Eichsfclde und nach Sachsen und an 
jener Stelle, wo sie das Werratal verließ, entstand 
schon früher der A r n st e i n. Er mußte ersetzen, was 
die hessisch-thüringischen Landgrafen mit der Gründung 
von Hann. Münden bezweckt und was durch den Ver 
lust dieser Stadt an die Welfen für Hessen verloren 
gegangen war. Redner nahm Bezug auf den Besuch 
der Werragegend vor wenigen Wochen und skizzierte 
dann anschließend die Bedeutung der Burg Alten- 
stein, die als Wacht an einer Sälzerstraße von den 
Salzsiedereien in den Sooden nach Oste» führte. Alten- 
stein und Arnstein umklammerten aber den seit dem 13. 
Jahrhundert in mainzischer Hand befindlichen H a li 
si e i n , gegen den noch zu Ende der Äurgenzeit, 14 * 5 , 
der L u d w i g st e i n, ein Wächter an der Grenze, ge 
setzt ward. Wie unbeguem den Hansteinern diese Um 
fassung war, beweist die 1377 erfolgte Einnahme des 
Altensteins, wie überhaupt Kurmainz ein ganzes Bur- 
gen-System im Eichsfelde gegen die hessische Grenze 
aufbaute. 
Etwas mehr nach Süden, wo aus dem Eschweger 
Becken eine Senke in südwestlicher Richtung sich zum 
Fuldatale zieht, wird dieser Weg von einem strategisch 
beherrschenden Punkte erfaßt, der schon früher befestigt 
wurde. Es ist die B 0 y n e b u r g , die ursprünglich 
in der Hand der Northeimer Grafen i. I. 11 44 als 
Reichslehen heimfiel, um dann in der Hand der Staufer 
noch eine wichtige Rolle als Stützpunkt zu spielen, bis 
i. I. 1292 König Adolf, der Nassauer, die Burg dem 
Landgrafen Heinrich I. von Hessen übergab. Sie hatte 
besonders auch Bedeutung dadurch, daß sie einen Ein
	        

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