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und auf diese TOeise auch in das Atelier des
seinerzeit hochgeschätzten Prof. S i e m e r i n g zu
gelangen, dem er beispielsweise bei der Ausführung
von Arbeiten für das Leipziger Siegesdenkmal be
hilflich war. Später wurde er mit der Renovie
rung der bekannten M arienkirche in
Prenzlau und anderen künstlerischen Ban-
aufgaben beauftragt.
Nach zehnjähriger Abwesenheit zog ihn die
Heimatliebe, die jedem Hessen so besonders stark
und tief innewohnt, nach Kastei zurück, wo er von
erspartem Kapital ein Geschäft für monumentale
Bildhauerei gründete, daö Jahrzehnte lang bestan
den und geblüht hat. Diese geschäftliche Tätigkeit
hinderte ihn aber nicht, auch weiterhin mit rein
künstlerischen Aufgaben sich erfolgreich zu befassen.
Es ist vor allem die Bildniskunst, auf deren
Gebiet er, wie etwa die Reliefs am Hohengras-
turm dartun, Beachtliches geleistet hat. Denn
seine Bildnisse find nicht nur durch äußere Ähn
lichkeit, sondern auch durch innere Lebendigkeit aus
gezeichnet, wie auch einer Kolostalbüste Beethovens
abzusehen ist, die im Vestibül des ehemaligen
Kunsthauses Aufstellung gefunden hat.
Carl Gruber, dessen eigenartigem, Architektur
und Plastik verbindenden künstlerischen Charakter
Papins Dampfzylmder.
Mit Stolz wird jeder Kurhesse, vor allem,
wenn er von der Oberweser stammt, die Aufschrift
auf dem riesigen Dampfzylinder im Hofe des M"u-
feums zu Kassel lesen:
„Papins-Dampf-Cylinder gegossen zu Vecker
hagen 1699.
Geschenkt von Henschel & Sohn in Cassel
1869."
Leider müssen wir nach den Mitteilungen von
Dr. Ing. e. h. F. M. Feldhaus in seiner Kul
turgeschichte der Technik, Bd. II, S. 70 feststellen,
daß diese Aufschrift unberechtigt ist. Die erste
Dampfmaschine wurde um 1699 durch Eisgang
Gemeinfchaftswerbung für das
Auch die Fremdenwerbung verlangt heute größte
Sparsamkeit und Rationalisierung. Aus dieser Er
kenntnis heraus wurde im Dezember 1929 in
Marburg eine Arbeitsgemeinschaft
aller Lahnstädte für Verkehrswerbung ins
Leben gerufen, zumal die Erfahrungen lehrten, daß
auch ein Kleinod von Alt-Kassel, die altdeutschen
Bierstuben der Gastwirtschaft zur „B ä ren
kn m m e r" zu danken ist, hat nie viel Wesens
von sich gemacht. Er hat seiner Familie und
seiner Kunst gelebt, nicht zuletzt aber auch der
M u s i k , deren große Meister mit ihren unsterb
lichen Weisen die verinnerlichte Stille dieses auch
den Geistern des Humors allzeit offnen Künstler
lebens wohllautend unterbrochen haben. Die Liebe
zur Heimat endlich, die Grnbers Entwicklung mit
bestimmt hat, ist mit diesem ihrem einmaligen Ein
fluß keineswegs verstummt. Immer wieder treibt
sie ihn hinaus zu W anderungen in daö
Hessenland, dessen lebendiger Schönheit auch die
sem Menschen die urhafte Auffrischung zuteil wer
den läßt, die jeder zu schmecken bekommt, der eö
versteht, sich hier den unerschöpflichen Wohltaten
der Natur hinzugeben. Carl Gruber liebt die
Natur als Künstler und als Mensch, er liebt sie
in der Menschengestalt und in der Form der Berge,
im Auge des Tieres und im Summen der Wiese
wie im Glitzern des Winters im Tannendickicht,
im Blinken des Weins und im Klingen unsterb
licher Mustk. So genießt er einen Lebensabend,
wie er, ob auch wohlverdient in diesem Fall, doch
selten so glückhaft zu finden ist in menschlichem
Schicksal. W. S.
restlos vernichtet. Die zweite, um 1706 erbaute
Dampfmaschine hatte einen viel kleineren Zylinder.
Der in Rede stehende Zylinder gehörte zu einer
Dampfmaschine, die im Jahre 1705 im Aufträge
des Landgrafen von Hessen durch den Hess. Haupt
mann Ioh. Heinrich Weber aus England herüber
geholt wurde. Diese Dampfmaschine wurde an der
Kasseler 2 Dallmauer aufgestellt und war bis zum
Jahre 176z dauernd in Betrieb. Nach Feldhaus
ist es, und daran ist bei der anerkannten Gründlich
keit dieses Forschers nicht zu zweifeln, überhaupt die
erste Dampfmaschine Deutschlands gewesen, die so
lange Zeit in Betrieb war.
Berlin. E. Wicke.
Lahntal.
das Lahntal von der Quelle der Lahn bis zur
Mündung für den Reisenden zu einem „festem
Begriff" geworden ist, dem naturgemäß auch die
Verkehrswerbung Rechnung zu tragen
hatte. Vor allen waren zunächst die Städte Bie
denkopf, Marburg und Gießen an dieser Arbeits