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schreiber Hl. Johann Karl Kempfen und seiner
Ehl. Hausfrau Christina PHLlippina gebohrene
Herlin gebracht worden. Nach erfolgtem unver-
mutheten Todt des Direktors Herle ist die arme
Heydin hier geblieben und da Sie großen Lüsten
bezeuget, in unserer X stljchen (christlichen Re
ligion underwiesen und dann getauft zu werden,
so hat es Zwahren sehr große mühe gekostet, dem
armen Menschen nur die Teutsche spräche einiger
maßen begreiflich zu machen, wobey der jetzige
Mägdlein Praeceptor Sauer Wein Vielen fleiß
und Treue erwießen, Ihr auch die anfange unße-
rer Religion so beygebracht, daß Ich Sie Zu einer
näheren Unterweisung in meine Catechisation ge
nommen, worinnen Sie unter Gottes Segen so
schnell Zugenommen, daß Sie heude bey einer
gantz außerordentlichen Menge Menschen in hie
siger Stadt Kirche Ihr Glaubensbekandnüße Zu
Vieler X sten (Christen) beschämung öffentlich so
standhaft und deutlich abgeleget, daß alle Zuhö
rer beweget worden, worauf Sie unter anrufung
Gottes und danksagnng Vor seine Barmherzigkeit
getaufet worden. Gevattern waren obgemeldeter
frohndschreiber Hl. Johann Carl Kempff und
deßen Ehl. Hausfrau Christina Philippina, da
dann der gewesenen Heydin der nähme gegeben
worden:
Christina Carolina Trau Gott.
Der Nahme des Herrn sey ewig geprießen!
Er nehme die neue Christin aus gnaden Zu einer
Erbin des Ewigen Lebens an! Amen". — Diese
Negerin hat sich später verheiratet, und Nachkom
men von ihr leben noch heute in Steinau. Immer
wieder einmal schlägt bei diesen das Negerblut
durch. So hatte vor einigen Jahren eine in diese
Nachkommenschaft gehörige Schülerin völlig ne
gerartiges Krollhaar und eine durchaus negroide
Gestchtsbildung.
Waldeckscher Humor in Qrtsverspottungen.
Im Rahmen der waldeckschen Volksliedersammlung
gesammelt von cand. phil. M axBeck - Bergheim.
(Erstveröffentlichung.)
Fast jeder waldecksche Ort hat seinen Spott
namen, oder man sagt gar kleine Verse über ihn.
Die Spottnamen find noch heute lebendig und viel
angewandt, jedoch ist es empfehlenswert, sie nicht
anzuwenden, wenn man allein ist, denn eine Tracht
Prügel von schwieligen Bauernfäusten ist die be
stimmte Wirkung.
Eö ist etwas Eigenartiges um diese Namen. Oft
scheinen sie aus der Luft gegriffen und völlig leer,
oft haben sie wohl ihre sichere historische Begrün
dung. Die Einwohner der Stadt Mengeringhan-
sen nennt man allgemein die Hundebröder, d. h. die
Hundebrater. Und das Volk erzählt, ein Bischof
oder Ritter habe Mengeringhausen in alter Zeit
einmal hart belagert und zur Übergabe zwingen
wollen. Aber die Einwohner hätten allen Gefahren
mutig getrotzt und endlich aus Hunger Hunde ge
braten. Diese Erklärung erscheint mir nicht ganz
unwahrscheinlich. Tatsächlich war Mengeringhau
sen als die wichtigste waldecksche Stadt außer Cor-
bach früher immer wieder den Überfällen der
Bischöfe von Paderborn und der Ritter von Can
stein ausgesetzt. Die Einwohner schlossen sich daher
auch zu einer Schützengilde zusammen, die noch
heute besteht und alle sieben Jahre das weithin be
rühmte Freischießen feiert, zuletzt nach langer
Pause im Juni 1930. Die oben erwähnte Be
lagerung dürfte i4?4 stattgefunden haben, in wel
chem Jahre der Paderborner Bischof Mengering
hausen belagerte, es aber nicht einnehmen konnte.
Ein Vergleich mußte den Streit schlichten.
Was aber fragt das Volk nach Zeit und Mög
lichkeit feines Ortsspottes? Nichts! Also kann
man die Einwohner der Nachbarstadt Arolsen
ruhig die Spießelecker nennen. Arolsen entstand
zwar erst als Stadt zu Beginn des 18. Jahrhun
derts, eine künstlich geschaffene Residenz der waldeck
schen Herrscher, erbaut in reinstem Barock. Als
die Residenzstadt wurde es aber bald die Neben
buhlerin Mengeringhausenö, das mit Neid und
Wut auf den aufblühenden Wohlstand Arolsens
sah. Direkt vor seinen Toren liegend, sah es ja
täglich das Wachsen und Gedeihen Arolsens.
Feindschaft entstand und klingt noch heute nach in
dem Liede von der Marie, die den Kaspar freien
soll, damit sie zu Ansehen und Ehre gelange, die
ihn aber absolut nicht leiden kann. Als letzten
Trumpf spielen nun die Mengeringhäuser den Na
men Spießelecker aus. Damals als die Mengering
häuser ihre Hunde gebraten hätten, seien die trau
rigen, armen und immer hungrigen Arolser, den
guten Duft riechend, herbeigelaufen und hätten die
Spieße abgeleckt.
Die Arolser selbst und auch einige umliegende
Ortschaften nennen die Einwohner Arolsens
Schmandlecker, was der Würde eines Bewohners
einer Residenzstadt entspricht. Denn wie kann man
es anders erwarten, als daß der Arolser etwas