Full text: Hessenland (42.1931)

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schreiber Hl. Johann Karl Kempfen und seiner 
Ehl. Hausfrau Christina PHLlippina gebohrene 
Herlin gebracht worden. Nach erfolgtem unver- 
mutheten Todt des Direktors Herle ist die arme 
Heydin hier geblieben und da Sie großen Lüsten 
bezeuget, in unserer X stljchen (christlichen Re 
ligion underwiesen und dann getauft zu werden, 
so hat es Zwahren sehr große mühe gekostet, dem 
armen Menschen nur die Teutsche spräche einiger 
maßen begreiflich zu machen, wobey der jetzige 
Mägdlein Praeceptor Sauer Wein Vielen fleiß 
und Treue erwießen, Ihr auch die anfange unße- 
rer Religion so beygebracht, daß Ich Sie Zu einer 
näheren Unterweisung in meine Catechisation ge 
nommen, worinnen Sie unter Gottes Segen so 
schnell Zugenommen, daß Sie heude bey einer 
gantz außerordentlichen Menge Menschen in hie 
siger Stadt Kirche Ihr Glaubensbekandnüße Zu 
Vieler X sten (Christen) beschämung öffentlich so 
standhaft und deutlich abgeleget, daß alle Zuhö 
rer beweget worden, worauf Sie unter anrufung 
Gottes und danksagnng Vor seine Barmherzigkeit 
getaufet worden. Gevattern waren obgemeldeter 
frohndschreiber Hl. Johann Carl Kempff und 
deßen Ehl. Hausfrau Christina Philippina, da 
dann der gewesenen Heydin der nähme gegeben 
worden: 
Christina Carolina Trau Gott. 
Der Nahme des Herrn sey ewig geprießen! 
Er nehme die neue Christin aus gnaden Zu einer 
Erbin des Ewigen Lebens an! Amen". — Diese 
Negerin hat sich später verheiratet, und Nachkom 
men von ihr leben noch heute in Steinau. Immer 
wieder einmal schlägt bei diesen das Negerblut 
durch. So hatte vor einigen Jahren eine in diese 
Nachkommenschaft gehörige Schülerin völlig ne 
gerartiges Krollhaar und eine durchaus negroide 
Gestchtsbildung. 
Waldeckscher Humor in Qrtsverspottungen. 
Im Rahmen der waldeckschen Volksliedersammlung 
gesammelt von cand. phil. M axBeck - Bergheim. 
(Erstveröffentlichung.) 
Fast jeder waldecksche Ort hat seinen Spott 
namen, oder man sagt gar kleine Verse über ihn. 
Die Spottnamen find noch heute lebendig und viel 
angewandt, jedoch ist es empfehlenswert, sie nicht 
anzuwenden, wenn man allein ist, denn eine Tracht 
Prügel von schwieligen Bauernfäusten ist die be 
stimmte Wirkung. 
Eö ist etwas Eigenartiges um diese Namen. Oft 
scheinen sie aus der Luft gegriffen und völlig leer, 
oft haben sie wohl ihre sichere historische Begrün 
dung. Die Einwohner der Stadt Mengeringhan- 
sen nennt man allgemein die Hundebröder, d. h. die 
Hundebrater. Und das Volk erzählt, ein Bischof 
oder Ritter habe Mengeringhausen in alter Zeit 
einmal hart belagert und zur Übergabe zwingen 
wollen. Aber die Einwohner hätten allen Gefahren 
mutig getrotzt und endlich aus Hunger Hunde ge 
braten. Diese Erklärung erscheint mir nicht ganz 
unwahrscheinlich. Tatsächlich war Mengeringhau 
sen als die wichtigste waldecksche Stadt außer Cor- 
bach früher immer wieder den Überfällen der 
Bischöfe von Paderborn und der Ritter von Can 
stein ausgesetzt. Die Einwohner schlossen sich daher 
auch zu einer Schützengilde zusammen, die noch 
heute besteht und alle sieben Jahre das weithin be 
rühmte Freischießen feiert, zuletzt nach langer 
Pause im Juni 1930. Die oben erwähnte Be 
lagerung dürfte i4?4 stattgefunden haben, in wel 
chem Jahre der Paderborner Bischof Mengering 
hausen belagerte, es aber nicht einnehmen konnte. 
Ein Vergleich mußte den Streit schlichten. 
Was aber fragt das Volk nach Zeit und Mög 
lichkeit feines Ortsspottes? Nichts! Also kann 
man die Einwohner der Nachbarstadt Arolsen 
ruhig die Spießelecker nennen. Arolsen entstand 
zwar erst als Stadt zu Beginn des 18. Jahrhun 
derts, eine künstlich geschaffene Residenz der waldeck 
schen Herrscher, erbaut in reinstem Barock. Als 
die Residenzstadt wurde es aber bald die Neben 
buhlerin Mengeringhausenö, das mit Neid und 
Wut auf den aufblühenden Wohlstand Arolsens 
sah. Direkt vor seinen Toren liegend, sah es ja 
täglich das Wachsen und Gedeihen Arolsens. 
Feindschaft entstand und klingt noch heute nach in 
dem Liede von der Marie, die den Kaspar freien 
soll, damit sie zu Ansehen und Ehre gelange, die 
ihn aber absolut nicht leiden kann. Als letzten 
Trumpf spielen nun die Mengeringhäuser den Na 
men Spießelecker aus. Damals als die Mengering 
häuser ihre Hunde gebraten hätten, seien die trau 
rigen, armen und immer hungrigen Arolser, den 
guten Duft riechend, herbeigelaufen und hätten die 
Spieße abgeleckt. 
Die Arolser selbst und auch einige umliegende 
Ortschaften nennen die Einwohner Arolsens 
Schmandlecker, was der Würde eines Bewohners 
einer Residenzstadt entspricht. Denn wie kann man 
es anders erwarten, als daß der Arolser etwas
	        

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