Full text: Hessenland (42.1931)

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50. Ils bissen Wender hen vun Frocht un anger» 
Sachen / 
An Linsen / Boone» / Krut / Käß / Egger / 
Botter / Späck / 
lln was des Zigges meh. Un Tä wult vu» »ins 
wäck? 
Nu Grousser Lainnes-Ferscht! lot Uch vun »ins 
erweichen / 
Mä wun ze Urem Heyl de Häng na» Himmel 
reichen J 
55. Das Hertz ho» mä fer Uch / günt uins »urscht 
Ure Huld / 
Se es uins Ure Gnade der scheuste Ruge-Puld. 
Ach! daß in Schweden Tä »urscht immerscht 
Kenick weeret 1 
Tä bläwwet awerscht hie wou mä Uch gaintz 
vereeret / 
Tä syt jou doch verwahr uinse eigen Fleisch un 
Blut / 
fio. Oer tapperò Catte» Hertz / der Hessen Erw un 
Gut/ 
Des Groußmitigen Carls recht Awenbild un 
Freide / 
Io aller tregge» Hessen ähr Hertzeng Augen> 
Weide. 
Mä kinnten veele meh vum G r 0 u s s e n F r e d - 
brich saa» / 
Das Schwatzen awerscht get verni Kenege nit an. 
65. Nou sais dan au sou syn / daß Tä uins wult 
verlosten / 
Un nit en Wylchen »och zu bliewen hot beschlossen / 
So denkt / 0 Lainnes-Vater! daß Oä hie 
Wäysen loot/ 
Unger Äerminger Hänge / un uins jou nit verlost / 
Ach kumt jou baie wedder Tä gillen Lainnes- 
Ferschte / 
70. Un brengt de Kenegen / stst riedete in de Gärschte. 
Nu Hesten-Kenger loot ur' Augen Treuen quellen / 
Ur Augen-Trost zieht wäck loot nre Siffzer 
schnällen / 
Doch hert eri wimkgen uff es feit mä ewen yn / 
Oes wiesen Willems Roht wird uins gar 
netzlich syn. 
Hessische Arie us der Zetter. 
75. Reyse un läwe / 0 Grousser Fredderich! 
läwe big zum ew'gen Schin / 
Loot den Nordschin Urer Gnaden / tecke uf uinsem 
Häuwete schinn'n / 
Loot der Schweden Lewe / Hessen / Hessens Lew' 
en feindlich sin / 
Oan se sal uins nimmermeh puppern wie verhen 
ferm Nordschin / 
lln mä kun den ungerm Schotze disses Lichtes 
frelich sin. 
80. Reyse un läwe / 0 Grousser Fredderich! 
läwe bis zum ew'gen Schin. 
7. bat, eigentlich battet: hilft, nützt: „In der Schrift 
sprache ist dieses Wort in der zweiten Hälfte des 17. 
Jahrhunderts erloschen" (Vilmar). 13. tecke: oft. In 
dieser Form, mit t, wie oben gesagt, sonst nicht nach 
zuweisen. „Das Voeabularium Hassiaeum unterscheidet: 
dicke als viel, reichlich, zur Genüge; hinwieder decke 
als öfters" (Pfister). Vgl. V. 76. ifi. bleindnings. 
Oie Form ist sonst nicht nachweisbar. Natürlich liegt 
eine Anspielung auf die „blinden" Hessen vor. 18. 
ockerst, vgl. oben I, 13, 34, 47,^ unten V. 33,43,49. 
19. Cller-Heyten: Alterväter, Vorfahren, vgl. oben 
l, 18 und Grimm a. a. O. über den Ellerheitenberg bei 
Iba. 2i. enketen: genau. Vilmar kennt nur die For 
me» enke, enken, enked, doch ist auch enkeden noch heute 
in der Umgegend von Kassel üblich. 32. Wiewes- 
Thiere s. oben 1 , 45 - 37- schlächter: das Wort kann 
hier nur in seiner ursprünglichen Bedeurung: schlicht, 
einfach gemeint sein (Ihr seid kein gewöhnlicher Mann, 
sondern einer, auf dessen Wohl und Wehe es sehr an 
kommt), wenn eg auch nach Vilmar in der Volkssprache, 
zumal der oberhesstschen und ziegenhainischen Äauern- 
sprache, noch mehr von seiner ursprünglichen Bedeutung 
eingebüßt hat als in der Schriftsprache. 56. Ruge- 
Puld. Nach v. Pfister ist Puld eine hessische Form für 
Pfühl, doch kann er dafür nur diese Stelle als Beleg 
anführen. 59. gillen, s. oben 1,21. 70. stst riedete 
in de Gärschte: sonst rittet Ihr in die Gerste, kann doch 
wohl nur heißen: sonst würdet Ihr Unheil anrichten. 
Ich habe die Redensart sonst nirgends gefunden. 
72. schnällen: Vilmar kennt nur die Bedeutung: über 
vorteilen, betrügen. Hier ist das Wort in seiner ur 
sprünglichen Bedeutung: rasch emporsteigen oder empor 
fliegen lassen gebraucht. 76. tecke: reichlich. Oie Un 
terscheidung des Vor. Hast. — s. oben zu V. 13 — 
trifft hier jedenfalls nicht zm 80. puppern oder bub- 
bern wird vom schnellen Schlagen des Herzens ge 
braucht, das sowohl durch Freude wie durch Angst her 
vorgerufen werden kann. Hier ist nur nicht recht klar, 
wer oder was eigentlich puppern soll. Oer Vers ist 
bös mißraten. 
Opernschicksale !9Zo/Zi. Dr. Gustav S t r u ck. 
Theater, wenn es lebendig und nicht nur Ku- 
lisienklischee oder Marionettenspiel des Augen 
blicks sein will, muß unmittelbarster Lebenöaus- 
druck sein. Im Schauspiel lagen die Beziehungen 
zur Gegenwart immer offen da, oft deutlicher als 
es dem Publikum und der Zeit lieb war. Anders 
bei der Oper! Ihr haftet schon in der ihr eigenen 
Darstellungsform des gesungenen Wortes notwen 
dig etwas Unwirkliches an. Als man im allge 
meinen Umsturz der Dinge nicht nur die Mensch 
heit und die Völker, sondern auch die Literatur re 
volutionierte, mußte das Theater „entfesselt" wer 
den. Im gesprochenen Drama hatte man die sti 
listischen und geistigen Hemmungen schnell umge 
worfen; bei der Oper war das Fundament sehr 
viel unbeweglicher. Sie war nicht so leicht zu 
entwurzeln. Sie hatte eine unendlich zähe Kraft 
der Tradition, sie lebte bei den verschiedenen Ge 
nerationen mit der gleichen Inbrunst der Erinne 
rung als unverlierbarer Allgemeinbefitz. Bei ihr
	        

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