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geschossen, was man auch immer über diese Politik
sagen mag (und man kann sehr viel darüber sagen,
und der Verf. hat das auch getan), so viel ist sicher,
daß man der hessischen Finanzpolitik doch die Existenz
unseres paus- und Staatsschatzes verdankte, während
in anderen Ländern das aus Subsidienverträgen gelöste
Geld meist dahin geschmolzen ist, wie der Schnee in
der Sonne. Interessant in dem Sauerschen Buche ist
der Nachweis, daß die eigentliche hessische Finanzpoli
tik unter Landgraf Friedrich II. beginnt. Ihren
Höhepunkt erreichte sie unter dessen Sohne, dem ersten
hessischen Kurfürsten, der der fürstliche Großbankier
seiner Zeit war, aber, was nicht vergessen werden darf,
auch privaten und notleidenden Gemeinden in seinem
Lande Darlehn zu sehr billigem Zinsfuß gab. Sauer
gibt über die einzelnen hessischen Finanzgeschäfte ge
naue Zahlen und verfolgt ihre Geschichte bis zur fi
nanziellen Auseinandersetzung von ^ 830 , die zur Bil
dung des paus- und Staatsschatzes führte. Dessen
traurige Geschichte ist in dem Schlußkapitel kurz be
handelt. Sauers Arbeit stützt sich hauptsächlich auf
Marburger Akten; daneben ist aber auch das wert
volle Familienarchiv der Buderus v. Earlshausen zu
Altenhaßlau benutzt und ferner sind Berliner, Mün
chener und Karlsruher Archivalien herangezogen wor
den, so daß das Buch als eine wertvolle quellenmäßige
Bereicherung der neueren hessischen Geschichtsliteratur
bezeichnet werden kann. PH. L.
„Das Stammesgebiet der Hessen" (zur
Neugliederung Deutschlands) von Earl peßler. Ver
lag Ernst pühn, Kassel t 930 .
Die bisher von politischen Theoretikern geforderte
Vereinsnachrichten.
Verein der Kurhessen Berlin t 8 9 0.
Donnerstag, den 2. Oktober fand in dem neuen Ver
einslokal, dem Gesellschaftszimmer des Friedenauer
Ratskellers, die zweite Monatsversammlnng statt.
In Ergänzung eines früheren Vortrages über geistiges
Leben in Hessen am Vorabend der Reformation ent-
warf der Vorsitzende ein Lebensbild Ulrichs von
Hutten. In großen Zügen zeichnete er zunächst
Aus der Heimat.
Amtsgerichtsrat i. R. Bohne 70 Jahre
a l t. Am 22. September vollendete Amtsgerichtsrat
i. R. Bohne, der Vorsitzende des Vorsteheramtes des
Evangl. Waisenhauses in Hanau, sein 70 . Lebens
jahr. Richard Bohne, in Kassel geboren, besuchte die
Universitäten Marburg, Leipzig und Berlin. In seiner
Vaterstadt Kassel verbrachte er seine Referendarzeit,
in Arolsen seine Assessorjahre. Als Amtsrichter war
er zunächst sechs Jahre in Windecken tätig; am \.
Oktober ^899 erfolgte seine Versetzung an das Aints-
gericht Hanau. Hier wirkte er bis zu seinem am
{. Oktober {925 erfolgten Rücktritt in den Ruhestand.
Von J9J3 ab war er aufsichtführender Richter. Be
reits zwei Jahre nach seiner Uebersiedlung nach Ha
nau, also l9vl' wurde Amtsgerichtsrat Bohne durch
Verfügung der Regierung in Kassel zum Mitglied des
Vorsteheramtes des Evangel. Waisenhauses bestellt.
Neugliederung Deutschlands scheint infolge der kata
strophalen Kassenverhältnisse des Reiches einer schnel
leren Lösung entgegenzugehen, als man bisher erwarten
konnte. Mit der wirtschaftlichen Not wächst auch die
Gefahr, daß die Frage der Neugliederung mehr nach
gegenwärtigen und somit veränderlichen wirtschaft
lichen Rücksichten als nach den unveränderlichen, stam
mesrechtlichen Grundsätzen erfolgt.
Umso verdienstlicher ist es, wenn ein Kenner des
Hessenlandes wie Earl Heßler, der Herausgeber der
vorzüglichen dreibändigen „Hessischen Laich es- und
Volkskunde" zu dieser Frage das Wort nimmt. Er
tritt entschieden für eine Berücksichtigung der natür
lichen Zusammengehörigkeit ein und befürchtet, daß bei
einer Gliederung Deutschlands nur nach Handels- und
Wirtschaftsgebieten das inhaltreiche Wort „Heimat"
seine Bedeutung gänzlich verlieren und die deutsche
Volksseele geradezu veröden und verkümmern werde.
Mögen auch einige der vpn ihm angeführten ge
schichtlichen Vorgänge, z. B. der Ort der Salzschlacht
im Jahr 58 n. Ehr. von der Wissenschaft noch stark
umstritten sein, so hat der Verfasser doch mit der Be
hauptung einer das Gebiet des späteren Niederhessens
erheblich überschreitenden Ausdehnung des Stammes
sicherlich recht. Lin so kleines Völkchen, das ständig
seine Nord- und Ostgrenze gegen Sachsen und Her
munduren verteidigen mußte, hätte nicht gleichzeitig
Jahrhunderte hindurch der Schrecken der Römer sein,
große Feldzüge nach Süddeutschland und Belgien
machen und endlich die starke römische Verteidigungs
linie des Limes zu Falle bringen können.
w. Kürschner.
die Welt des deutschen Humanismus und schilderte
anschließend, wie H. zum Herold des erwachenden
deutschen Nationalbewußtseins wurde, dann aber schei
terte an der Vermittlung zwischen der nationalen und
der religiösen Bewegung. Ein früher Tod brach die
verheißungsvollen Anfänge seines zu jenem Zweck be
gonnenen deutschen Schrifttums jäh ab. Beß.
In dieser Eigenschaft entfaltete er eine segensreiche Tä
tigkeit, der er sich noch heute, seit \<) 2 Q als Vorsitzen
der des Vorsteheramtes, unterzieht. Große Verdienste
hat sich Amtsgerichtsrat Bohne auch um das Krieger
vereinswesen erworben.
Line alte Dorfkapelle wiederherge-
st e l l t. In Hailer ist die ehemalige, aus den Jahren
um J 700 stammnde, Dorfkapelle einer umfassenden
baulichen Erneuerung unterzogen und nach einem Ent
wurf des Architekten Franz Schneider (Gelnhau
sen) mit Genehmigung der staatlichen Denkmalspflege,
unter deren Schutz der Bau steht, in den alten Formen
renoviert worden.
Hersfeld gehört 500 Jahre z u Hessen.
In diesem Jahre sind 500 Jahre verflossen, seit Hers-
fcld zu Hessen gehört. Nach den geschichtlichen Urkun
den schlossen Ratsmeister, Rat, Schöffen und Bürger