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Grund eingetriebener Eisenrohre Betonsäulen gebaut,
die in einen: bestimmten Abstand zu einander dem
Oberbau nunmehr eine kräftige Stütze bilden. Die
oberen Enden der Betonsäulen, die auf beiden Seiten
der Mauer in die Erde eingebaut sind, greifen in die
zu diesem Zwecke ausgezahnte Grundmauer. Die
Betonsäulen reichen durch den Kiesboden hindurch bis
auf den festen Lettengrund so daß nach den neuesten
Erfahrungen alles getan ist, um den außerordentlich
schönen und kunstgeschichtlich wertvollen Teil der Burg
zu erhalten. Außer diesen Unterfangungsarbeiten am
Kallas wurde die Stützung durch einen Strebepfeiler
aus Beton vervollständigt an einer Stelle, wo das
alte Maucrwerk überhaupt keine Rostgrundlage hatte.
Zn nächster Zeit wird der vortragende weitere Gra
bungen vornehmen, um die Reste der östlichen Ab
schlußmauer des Pallas und des im östlichen Teil der
Anlage vorhandenen Restes einer runden Mauerung
— ob Turm oder Brunnenanlage — näher zu unter
suchen.
Zn der Besprechung stellte Oberstleutnant von
Earlshausen die vielfach vorhandene, irrige Einnahme
von der Verwendung von Baumaterial aus der Burg
beim Bau des v. Earlshausenschen Besitztums in
Altenhaßlau dahin richtig, daß es sich um Abbruch
material alter, nicht zum Palast gehöriger Baulich
keiten gehandelt habe. — Bürodirektor Kreuter machte
ausmerksam aus ein altes, in der Umgegend vorhan
denes Bild, auf dem die Burg mit einem kleinen
Rundturm im östlichen Teil der Anlage dargestellt ist.
Für den mit lebhaften Beifall aufgenommenen Vor
trag dankte Rektor Kaufmann und bat den vortra
genden um weitere Unterstützung bei den Staatsbehör
den in der Unterhaltung dieses geschichtlichen Denk
mals, besonders würde es der Zweigverein begrüßen,
wenn der Eintritt zur Besichtigung der Burg für
Schulkinder im Znteresse des heimatkundlichen Unter
richts ohne Bezahlung gestaltet würde. Rektor Kauf
mann teilte ferner mit, daß Katasterdirektor pölzer-
kopf, fetzt zu Koblenz, dem Zweigverein eine Samm
lung von Zeitschriften und Zeitungen aus den Zähren
des Weltkrieges in dankenswerter Weise gestiftet habe,
durch die die bisherige Sammlung von Briefen und
Karten Gelnhäuser Weltkriegsteilnehmer wesentlich er
weitert werde. Innerhalb des Zweigvereins hat sich eine
aus den perren Kreuter, Frey und Drusche! bestehende
Gruppe für Familienforschung gebildet, die mit der
Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und
Waldeck in Kassel in Verbindung steht.
6 . Uber den in der Monatsversammlung vom 3.
März J930 von Oberstleutnant von Earlshausen-
Altenhaßlau gehaltenen Vortrag über den kurhessischen
Geheimrat Buderus v. Earlshausen, den der Redner auch
in anderen Zweigvereinen hielt, ist bereits dort be
richtet worden. — Lehrer Drusche! machte aus einige
Reuerwerbungen für das Heimatmuseum aufmerksam:
ein auf polz aufgezogenes Mitgliederregister der Geln
häuser Schuhmacherzunft aus den ^830er Zähren,
Stahlstiche hessischer Städteansichten, ein Amulett mit
den Segen verschiedener peiligen, in wasserdichten
Umschlag enthaltene sarbige wundertätige Teilchen
aus Tier- und Pflanzenreich, die aus dem früheren
pofrockschen pause am Ziegelturm stammen. — perr
Zoh. Kreuter machte Mitteilung von der Auffindung
der Fundamente eines alten Turms, wahrscheinlich des
in Urkunden mehrfach vorkommenden alten Turms,
der sich an der Stadtmauer am alten Graben befand,
und Zuschriften, die gelegentlich der Kinzigregulierung
und Abdämmung der Burg entdeckt wurden.
7 . Monatsversammlung am April 1930 . Nach
dem der Vorsitzende, Rektor Kaufmann, die zahlreich
Erschienenen begrüßt hatte, hielt perr Zulius Frey
einen Vortrag über die in der zweiten pälfte des ^8.
Zahrhunderts in Gelnhausen tätig gewesenen preußi
schen und österreichischen Werbekommandos. Beide
Teile hatten nach Beendigung des siebenjährigen
Kriegs das Bedürfnis nach Vervollständigung ihrer
peere und sandten deshalb Werbekommandos überall
hin, um neue Truppen ihren peeren zuführen zu
können. Die (Österreicher hatten allein von 39 deut
schen Regimentern Werbekommandos ausgeschickt.
Gelnhausen wurde als Sitz der Komanndos wohl des
halb ausersehen, weil es damals noch freie Reichs
stadt und eine kleine Residenz (der Pfalzgrafen von
Zweibrücken-Birkenfeld) war. Ls sind dann aus der
Gelnhäuser Gegend auch zahlreiche Anwerbungen er
folgt. Da den Angeworbenen gestaltet war, Familie
mit zur Truppe zu nehmen, wurden damals viele
Trauungen in Gelnhausen geschlossen und durch die
Eintragungen im Kirchenbuche sind viele Namen der
Brautleute und Trauzeugen erhalten geblieben, aber
auch Angehörige der Werbekommandos fanden hier
ihre Ehefrauen und hielten hier ihre Trauung ab. Als
Angehörige der Werbekommandos werden u. a. ge
nannt Kapitän de pallavicini, Frhr. v. Strutz v.
Stympel, Graf zur Lippe-Biesterfeld, Gberlt. v. Zanda,
Oberst. v. Monegatta, Unteroff. David Frey, v. Mas
senbach, von den preußischen v. Dolne, Fabritius. Der
vortragende hat eine sehr eingehende und erfolgreiche
Forschung auf diesem Gebiete entwickelt. Um die
verworrene Rechtsgeographie der damaligen Zeit in der
Gelnhäuser Umgegend zu kennzeichnen, hatte er eine
farbige Karte der Gegend angefertigt, in der nicht
weniger als ^5 Landesherren und Rechte verzeichnet
sind, dazu in der Mitte Gelnhausen als freie Reichs
stadt an die Grafen von panau verpfändet. Die Zu
hörerschaft folgte mit großer Spannung den Ausfüh
rungen des Redners, dem Rektor Kaufmann herzlich
im Namen des Zweigvereins dankte. Anschließend
machte perr Kreuter auf die für Gelnhausen wich
tigen Akten im österreichischen Reichsarchiv in Wien
aufmerksam, die eine noch unerschlossene, reiche Ge
schichtsquelle für Gelnhausen darstellen und durch
Erschließung ein recht erfolgversprechendes Betäti
gungsfeld für den Forscher sein würde. Leider kann
das Studium nur an Ort und Stelle erfolgen, weil
die Akten nicht versandt werden. — Rektor Kaufmann
zeigte eine ihm zur Ansicht geschickte Bronzemedaille
mit dem Bild des in Gelnhausen geborenen bayerischen
perzogs vor, die zu erwerben beschlossen wurde.
Lehrer Drusche! verlas eine Eingabe des Burg
mannen Abraham pirsch an den perrn Gremp von
Freudenstein um Erlaß einer Abgabe und dessen Ent
scheidung in dieser Angelegenheit und eine Anweisung
ini Auftrag des Generals Kellermann, die auf Papier
aus der in Gettenbach in Betrieb gewesenen Papier
fabrik von Katz ausgestellt war, und kam auf die Pa
pierindustrie in der Gelnhäuser Gegend zu sprechen,
die in Gelnhausen, Gettenbach, Steinau betrieben
wurde. Aber die Glas- und Kleineisenindustrie, die
aus der Gelnhäuser Gegend gänzlich verschwunden
sind und sich nach Schmalkalden und Thüringen ver
zogen haben, sprach Rektor Kaufmann. — Pfarrer
poffmann bereitete der Versammlung eine kleine feier
liche Stunde durch Vortrag von Gedichten seiner ver
storbenen Frau, welche in dem Gnadhelm- puttener
peimatblatt, das er während seiner dortigen Amts
zeit herausgab, erschienen sind.