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Prodromus seiner vielfach falschen Gemmen und
Abraxas mit Kupfertafeln 10 * * * ) herausgegeben —,
kam im Oktober 1710 nach Kafsel und verkaufte
für immenses Geld (Voelkel gibt in der Geschichte
der Gemmensammlung den Preis nach alten Rech
nungen auf 5000 Rtlr. an; Klaute klagt (Dia
rium Ztal. 1722, 42), daß Eapello schon bei Karls
Besuch in Venedig seine Schätze „über alle maßen
herauszustreichen" verstanden hätte, offenbar mit
Erfolg, denn Karl „wollte es mit ihm so genau
nicht besehen" und kaufte!) dem Landgrafen erstens
den griechischen Schmuck, der auf dem Zettel aber
nur „eine Garnitur vor eine Dame" genannt wird,
ferner „ein Zdol mit Kristal, mit Golt und Edel
steinen" (eö ist das der Pagode, der auf der ersten
Seite des Prodromus in Kupfer zu sehen ist), sowie
noch eine größere Zahl — über 900 — von grö
ßeren und kleineren Kameen.
Der außer von Baron Rosenthal auch von Ca-
pello unterzeichnete Zettel, zusammengehalten mit
Voelkels Beschreibung vom November 1803 ge
stattet noch, die einzelnen Teile des Schmuckes zu
erkennen, wenn man den Fingerzeig benutzt, den in
der Zeichnung die von 1—100 laufenden kleinen
Nummern gewähren. 66 Kameen bildeten den
Brustschmuck, se zwei die beiden Ohrgehänge, zwei
die Schließen zu den Armbändern (brazolet auf
dem Zettel), die gekuppelten die Armelknöpfe, eins
war ein Ring, fünf Teile (sechs Stück) wohl die
auf dem Zettel erwähnten „fünff, so man in die
har stecket" 14 ), zwei Teile waren „Nadels mit
mornleiber undt diamant besetzt" (Voelkel führt
außer ihnen noch eine kleinere Nadel auf; im In
ventar mit Blei nachgetragen: Nadel mit schwar
zer Hand, unter Friedrich II. dazu gekommen —
10) DaS Exemplar der Landesbibliothek ist ein
Geschenk des „Antiquitäten- und Kuriositätenlieb
habers" Collin l’aine (Eintrag Raspes von 1768).
Der Name Collin kommt in der französischen Ge
meinde seit 1693 öfters vor. Einen Münzgraveur
Philipp C. führt Thieme-BeckerS Künstlerlexikon
1713 in Kassel an. Eine Collection des antiques
en Empreintes eines Collin erwähnt Arckenholtz
1733 in seinem Gemmeninventar (Museum).
n) Schmincke in der Beschreibung Kassels 1767,
131 spricht von den drei Haar- und zwei Dorsteck-
nadeln, letztere mit Mohrenköpfen.
Voelkel, Geschichte), der Rest, wie man leicht nach
prüfen kann, 17 Einzelstücke von gleicher Größe,
bildete das Halsband, eines freilich, das seine eigene
Halsband-Geschichte hat. Die Tuschzeichnung, die
die 17 Teile auSeinandergerifsen darstellt, darf
wohl nicht daran irremachen, daß es ein zusammen
hängendes Collier war, denn vom Eapellozettel an
über die Znventare von 174?, 1776, bis 1791 wird
es stets als ein Halsband von 17 Stücken ange
führt, wenn auch der französische Text von 1776
die einzelnen Steine zweideutig als pièces déta
chées du Collier aufführt.
Die Halöbandgefchichte ist die: Es befindet sich
bei den Museumsakten eine vom Oberhofmarschall
von Veltheim „unterthänigst-gehorsamst und pflicht
schuldigst" unterzeichnete Eingabe an Wilhelm IX.
vom 24. 8. 1802, der Landgraf möge dem ihm,
Veltheim, unterstellten Museumödirektor Rat
Voelkel eine gnädigste Bescheinigung zur Legiti
mation des Znventarii gewähren, daß die 17 Stück
Sardonixkameen, die das Collier der griechischen
Prinzessin ausmachten, auf landgräflichen Befehl
von Voelkel aus dem Museum genommen, an
Veltheim gegeben und durch Veltheim dem Land
grafen richtig ausgehändigt wären. Dem Herrn
Geheimen Staatsminister und Land-Komtur des
Teutschen Ordens scheint bei diesem Handel nicht
behaglich gewesen zu sein, jedenfalls hatte er sich
am 17. i. 1802 sorgfältig notiert, daß er „die
Eameen heute dato in Gegenwart der Gräfin
Schlotheim und des Ministers Waitz an Sere-
nifstmum überliefert habe". Er wird also aufge
atmet haben, als ihm Wilhelm am 17. 8. 1802
mit eigenhändiger Unterschrift die „Déchargé zu
seiner allenthalbigen Legitimation" erteilt hatte.
Was der Landgraf mit der Abtrennung des
Colliers von dem Gefamtschmuck bezweckte, sagen
die Akten: er verehrte es in Berlin der Königin
Louise zum Geburtstag. Daß ihn dies Geschenk
an die Schwägerin seiner Schwiegertochter nichts
kostete, hat Losch nicht unbemerkt gelassen (Wil
helm I., 1923, 233). Nach dem Tode der Kö
nigin ging das Collier, auf 800 Taler geschätzt und
als „Collier von 17 der schönsten Gemmen, Onyx,
mit ganz kleinen Figuren" beschrieben, wie das vor