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schlimmstenfalls zu einem „non liquet" kom
men können, niemals aber zu seinem Urteil,
das folgendermaßen lautet: „Um 1825 er
schien in der Berliner Zeitschrift ,Der Frei
mütige' das Lied ,O alte Burschenherrlichkeit!'
Der Verfasser blieb unbekannt, aber das Lied
ward gesungen und wird gesungen, wo es Stu
denten gibt. Allmählich begann man sich über
den Autor den Kopf zu zerbrechen. Da gab
bei dem Kommers zum Jubiläum der Univer
sität Marburg im Jahre 1878 (!) der Sani-
tätsrat Dr. Höfling sich als Verfasser zu er
kennen. Es versteht sich, daß er von jungen
und alten Studenten gebührend gefeiert
wurde. Nach seinem Tode wurde an seinem
Wohnhause in Eschwege eine Gedenktafel an
gebracht, für die Scheffel die Verse lieferte.
So weit, so gut, aber 1891 stellten die ,Bur-
schenschaftlichen Blätter' fest, daß Höfling wohl
geschwindelt haben müsse, denn beim Erschei
nen des Liedes war er erst sechzehn Jahre alt
gewesen." In diesen Auslassungen hat die
Familie Höfling mit Recht eine Herausforde
rung erblickt. Auf ein kurzes Schreiben, das
dieses zum Ausdruck bringt, hat sich Müller-
Iabusch weder zu einer Richtigstellung noch zu
einer Begründung seines Urteils verstanden.
Ahngeschmärd.
Kasseler Mundart.
Der Kawefresser, wie bä wißt»,
Hobd's allermehrste G licke,
Wann hä mo in de Aebbel schmißd,
Dann Hagelbs knibkbeldicke.
So gungks nu mid den Karle Goos
Un sinnen geiz'gen Lißchen;
Se näh men sich en Päreloos,
Un Heide honn se 'n Hißchen,
Am Stammbisch ow'enbs sttchelden
Se uff de Rellejohne:
Se achcheliden und bichchelden
Mo gerne was „for ohne".
Der Karle bied, alz heerd' hä schwer,
Doch losseNse ni!dd lose.
Der simmelierid'e hin und her
Un schbrochch dann sor >d-e Bloose:
„Nu macheb mä nibtb so'n Krawall!
Ich well je waß spendieren,
Wer kann!, bis Sunndag middag fall
Pie mä mo grostellieren."
Nu kunnden je de meisten nlibib
— Am Sunndag hodd me Flichden —
Doch zwei b'ervonne haidden Zidb
Un wullben's inn sich- richchden.
Am Sunndag kamen se hibbsch srieh,
Des Huß war noch nidd- uffe,
Dobie idad's räjnen, wie noch nie
Doch keiner rief se ruffe.
Die Verwandten des Dichters scheuen sich aus
naheliegenden Gründen, selber eine Presse
fehde zu entfesseln; so ist mir, der ich den Dich
ter, wenn auch flüchtig, noch persönlich ge
kannt habe, das gesamte handschriftliche und
gedruckte Material, das sich in den Händen
des Herrn Major a. D. Eugen Höfling in
Franfurt a. M. befindet, zugänglich gemacht
worden; ich selber konnte aus anderen Quellen
und aus meinen Erinnerungen noch einiges
hinzutun. Auf Grund alles dessen glaube ich
die leisen Zweifel an der Autorschaft Höflings,
die ich bisher selbst noch gehabt habe, aufgeben
zu müssen. Ich bin der festen Ueberzeugung,
daß Eugen Höfling und kein anderer der Dich
ter des Lieblingsliedes deutscher Studenten
ist; und wie dieses Lied das erste Jahrhundert
seines Bestehens siegreich überlebt hat, ohne
von seiner Frische und seiner Wirkung auf
junge und alte Semester nur das geringste ein
gebüßt zu haben, so wird auch der Name sei
nes Dichters noch verehrt und ihm dafür ge
dankt werden, wenn alle, die ihn noch kannten,
längst dahingegangen sind.
(Aus bem „Gschweger Johannisfest-Iahvbuch 1927".
Verlag Otto Vollprecht, Esch-wege. Bergt. Bücherschau.)
Un wie be Bliebe rkerse not
De Midbagszibb bctb stimmen,
Do war be Dähre >a I s noch zu
Un unnen kunnd me schwimmen.
Doch wi!e's barm glicklich zweie schlug
— Es gwadschten Schuh unb- 'Strimmbe —
Sä zochch>e!N -enb-lich- sich rebuhr
Mib>d forchtbaren Geschimmble!.
Am Owenb ibrotff kam uns ch-enieid
Der Karle Goos zum Scho-bben,
Alz -wie, w>ann gar nix weer bassierd,
Un wullde Kahrben klobben.
Doch lwi>e bie zweie rickben ahn,
Verlor hä be Kurasche;
Se hädben len wo bobgeschlähn.
So waren bie in Rahische.
Ochch Godb, gab baß 'ne Baxerei!
Se machden alle midbe,
De Kenner, Wiewer. einerlei,
So-gar den Wir'd sinn Ribble.
En Schubo stillbe ähre Wub;
Glichch äß ber Karle owen;
Hä päckeb heimlich sinnen Hub
Und- '9^1^ in bas Domen:
„Es sallde kummen>, wer be kann,
Dä riesengroßen Ossen!
Wer von uchch zweien kun-nbe bann?
Ich hon n b o ch z u -g e s ch >l o ss e n !"
G, F l -a b u n g.