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nmmtß -Major a. D. Alfred v. We g e ne r -Berlin,
-den verdienten- Kämpfer gegen die Kriegsschuld-lüge,
ehrenhalber zum Doktor der Philosophie. — Im Rah
men des Forstinstituts wurde unter der Leitung von
Prof. Dingler eine Abteilung für Forstzoologie
und : Scf)ä'bI'tngsbekämpfung ins Leben gerufen. — Die
Zahl der Studierenden beläuft -sich in diesem Winter
semester auf 1560, wozu noch 5 Hosp-itan-tinnen und
164 Gasthörer und -Hörerinnen hinzukommen. — In
der Ehrenhalle vor d-er Universitätsaula wurde ein
non der Gießener -Studentenschaft gestiftetes -Ehren
mal, eine nach dem Entwürfe des Münchener Künstlers
Fritz -Scherbaum geschaffene mächtige 'Bronzeplatte ent
hüllt, auf der die Namen- von etwa 350 gefallenen Do
zenten, Kommilitonen und- Beamten eingetragen sind.
— Am 1. Januar -beging die Brühlsche Un-iversitäts-
buchdruckerei in Gießen, in deren Verlag der „Gieße
ner Anzeiger" im 179. Jahrgang -erscheint, die Feier
ihres 100jährigen Bestehens. —Dar m sta d t: Der
Direktor des tech-ni-jch-phyfitalifchen- Instituts der Uni
versität Jena, Prof. Di'. Abraham Es -au, der Vor
sitzende d-es Deutschen Funktechnischen Verbandes,
wurde auf den ordentlichen Lehrstuhl für Fernmelde
technik unserer Technischen Hochschule berufen. — Dem
Assistenten am physikalischen Institut II Dr. Georg
Reutlinger, wurde -die venia legen!di für tech
nische Physik erteilt. Der Besuch der Technischen
Hochschule stellt sich für das Wintersem-ester wie folgt:
2611 Studierende und 27 Hörer.
Todesfälle. In Heiligenstadt verschied am
21. November der Senior der deutschen Aerzte, Geh.
Med-izinalrat Dr. Wilhelm Koppen, der im Vor
jahr sein 70jähriges Doktorsub'iläum beging. Zu Wal
burg am 24. August 1834 geboren, besuchte er das
Hersfelder Gymnasium, promovierte 1867 in Mar
burg, ließ sich 1860 in Allen-dorsiSooden als prak
tischer Arzt nieder, -wurde 186-9 Wundarzt in Metzen
hausen und 1870 Kreisphyfikus -in He-ili-genftadt, wel
ches Amt er bis 1909 verwaltete. — Auf einer Reise
von Dresden nach Mannheim- starb zu Marktre-dwitz in
der Nacht des 36. November Admiral Reinhold Scheer,
einer d-er Führer -im Weltkrieg, dessen Leben aufs
engste mit dem Werd-en der deutschen Marine ver
knüpft war. Am 30. September 1863 -wurde -er in
Obernkivchen, Grafschaft Schaum-burg, -als Sohn des
Hilfsp-farrers und- Rektors Sch-eer geboren-, -d-er vier
Jahre lsp-ät-er -als- Oberlehrer nach Hanau versetzt
wurde. Hier besuchte der junge Sch-eer das Gymna
sium — Hanau -ernannte -ihn später zum Ehrenbürger
— und trat 1879 16-jährig als Kadett ein-, beteiligte
sich an der Bekämpfung verschiedener Aufstände in
Afrika, wechselte aktive Kom-m-andos mit Posten, im
Reichsmarineamt, übernahm 19-16 d-en Oberbefehl über
die gesamte deutsche Hochseeflotte und- bestand -mit
dieser am 31. Mai und 1. Juni 1916 ehrenvoll die
Seeschlacht im -Skagerrak gegen die üb-erle-gen-e -eng
lische Hauptflotte; in dieser größten Seeschl-a-ckt d-er
Weltgeschichte verlor Deutschland 11 Schiffe, -während
auf -Seiten der Engländer 33 Kriegsschiffe unter
gingen. Admiral S-cheer wurde in Weimar beige
setzt. Sein Name wird in der Geschichte der deutschen
Flotte fortleben. — Am 2. Dezember verstarb in Fulda
im 65. Jahr Domänenpächter Heinrich Bispinck
von Trätzhof bei Fulda, der Führer der Landwirte
des Fuldaer Landes. Er stand an -der Spitze des Ful-
daer Bezirks des Kurheffischen Da-uernvereins, gehörte
d-em Kreisausschuß des Landkreises Fulda und dem
Vorstand der Vereinigung der deutschen Bauernvereine
an. — Am 1. Dezember -starb erst im 68. Lebens
jahr Gartendirektor i. R. Justus E nge l n in Kassel,
ü-er sich um die gärtnerische Ausgestaltung -der Stadt
Kassel sehr verdient gemacht hat. In Egeln bei Mag
deburg geboren, legte er 1896 -in Wildpark-Dahlem die
Prüfung als GarteNkünstler ab, gestaltete den Schloß
park in Wernigerode -in- modernem -Sinne um, legte
seit 1896 in Breslau !den- Endpark sowie mehrere
Plätze und Friedhöfe -an, bestand 1899 -die Diplom
prüfung und kam 1906 als -Stadtgartendirektor nach
Kassel, wo -er vor allem- d-en arg -vernachlässigten
Schöns-elder Park zu -einem Schmuckkästchen umgestal
tete. — Im Alter von- 82 Jahren verschied- am 35. De
zember in Hersfeld der Lehrer und Komponist
August Lohr mann. Während seiner 38jährigen
Schaffensz-eit in Hersfeld- -war ' Lohrm-an-n, der als
Komponi-st von Volksli-ed-ern un!d kleineren Chor
werken -bekannt wurde, die Seele -des musikalischen
Lebens in Hersfeld.
D. Dr. Rudolf Sch- -w a n d e r , Ober
präsident der Provinz Hessen-Nassau, beging am
23. Dezember 1928 seinen 60. Geburtstag, Schwan-
der, ein Mann von hervorragender -administratorischer
Begabung, wurde 1868 in Kalmar geboren, trat nach
Beisuch der Volksschule mit 15 Jahren als -Schreiber
beim Kolmarer Bürgermeisteramt ein und wußte sich
in seinen Mußestunden- mit solchem Erfolg fortzu-bil-
d-en, daß er sich 29jähri-g an d-er Universität Straß-
burg einer besonderen Prüfung für das Studium
-d-er Rechts- und Realswissenschaften unterzog und
-schon 1901 die Doktorprüfung summa cum laude
bestand, worauf er als Generalsekretär für das Ar
menwesen in den Kommunald-ienst der Stadt Straß
burg trat, -wo -er bereits im nächsten Jahr zum Bei
geordneten und 1906 zum Bürgermeister von Straß-
burg gewählt wurde. Kurze Zeit -war er noch als
Staatssekretär Leiter des Reichswirtschaftsamtes in
Berlin und Kaiserlich,er Statthalter der Reichslande
und trat dann im Juni 1919 als Ober Präsident an
die Spitze unserer Provinz. Wie Rudolf Schwander,
-d-er verschiedene sozial- und kommunal-politische -Schrif
ten veröffentlichte und Ehrendoktor der Rechte, der
Theologie, -der Philosophie und Medizin ist, bei seinen
hervorragenden menschlichen und beruflichen Eigen
schaften in seinem Geburtsland -d-as Vertrauen aller
Be-völkerungsf-chichten befaß, so -erfreut er sich auch in
unserer Provinz durch -seine sachliche und schlichte Art
allgemeinster Wertschätzung.
Der Präsident des Reichspatentamtes
vr. Fritz v. Specht,
von dem -die Berliner Blätter jüngst meldeten, daß
-er nach- fast achtjähriger- Leitung -des Patentamtes,
dem er seit 33 Jahren- seine Kräfte gewidmet, am
1. Oktober unter -dankbarer Wür-digun-g seiner Ver
dienste durch den Reichspräsidenten und durch den
Reichsju-stizmini-ster -wegen -Erreichung -der Alters
grenze in d-en Ruhestand versetzt sei, entstammt einer
-althessischen Familie und- ist ein- Kasseler Kind. Seine
Wiege stand unweit dev Fuldabrücke gegenüber dem
Kastell in der damals Lippes-chen Hygea-Apotheke.
Hier wohnte sein Vater, -der damalige Obergerichts
assessor und -spätere Obergerichtsrat Karl v. -Specht,
der Sohn eines 1850 verstorbenen kurhessischen Ge
neralmajors F. A. K. v. Specht*) eines Bruders -des
durch seinen Ehrenhandel mit General v. Hayn-au be
kannten -Generals -v. Specht, der als Generalleutnant
*) sAnmerkungj: Er verfaßte u. a.: Das Königreich
Westphalen und seine Armee im Jahre 1813.