Full text: Hessenland (40.1928)

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sitzenden gewählt. Es soll ein Heimatmuseum geschaf 
fen und unterhalten werden, das sich neben denen der 
Nachbarstädte wie Alsfeld, Hersfeld- Schlitz Usw. sehen 
lassen kann. Aus der Vorkriegszeit, wo schon einmal 
ein Versuch zu einem Museum gemacht morden ist, 
sind u. a. noch vorhanden einige 'Zimmereinrichtungen 
in Barock, Rokoko und Empire, eine Bauernstube und 
-küche usw. Man hofft, das sogenannte Hochhaus für 
ein Heimatmuseum freizubekommen. 
Der Vogelsberg als Naturfchutz- 
g e b i e t. Landtag, Abgeordnete und Ministerien, die 
Ministeriolforstverwaltung und idas Landesamt für 
das Bildungswesen haben ein Schreiiben des Vorstan 
des des Gesamtvereins „Vogelsberger Höhenklub e. V." 
erhalten mit der Bitte- die in 700 Meter Höhen 
lage beginnenden Oberwald- und Hochmoorgebiete des 
Vogelsbergles als hessischen Naturschutzpark erklären 
zu lassen. Aus dem Schreiben geht hervor, daß die 
Tier- und Pflanzenbesiedelung dieser Gebiete gefährdet 
sei. Di>e Eingabe findet besondere Unterstützung durch 
die fachwissenschaftlichen Beiträge namhafter Heimat 
forscher. wie Oberforstmeister l)r. Baader, Professor 
Baiser, Professor I)r. Spilger und Karl Rudolf Fi 
scher. Das vorgeschlagene Gebiet würde umfassen die 
Oberwaldregion zwischen Breungeshain, Feldkrücken 
und Rundingshain. 
Allendorf (Werra). Das von Herrn v. Gilsa 
erbaute und- das ganze Werratal um Allendovf- 
Sooden beherrschende Sch Io ß Roth este in soll 
von Herrn v. Knoop an Herrn v. Lünning verkauft 
worden sein. Herr v. Knoop, 'ber englischer Unter 
tan war, setzte Damwild eng, und wer heute eine 
Wanderung durch die eingegatterten Distrikte unter 
nimmt, sieht überall die 'Spuren des Wildes. Wer in 
den letzten Jahren Glück hatte, konnte gelegentlich 
sogar Rudel Hirsche sehen. Viele hat man allerdings 
schon wieder abgeschossen, so daß der Bestand heute 
nicht mehr allzu groß ist. 
D i e F ä h r e b e i S piek e r^ h a u s e n. In 
den letzten Jahren konnten die Besucher des Dorfes 
Spiekershausen und der drei gegenüberliegeniden 
Gartenwirtschaften ..Graue Katze", „Roter Kater" und 
„Waldschlößchen" feststellen, daß die Fährschiffe 
der beiden letztgenannten Vergnügungsstätten gegen 
Entgelt übersetzten, während der Besitzer der „Grauen 
Katze" die Ueberfahrt unentgeltlich gewährte und> auch 
sein Schiff mit einer entsprechenden Aufschrift ver 
sehen hatte. Um diesen nachbarlichen Feindseligkeiten 
ein Ende zu machen, strengte die Realgemeinde Land 
wehrhagen als Besitzerin der Fähre Klage gegen den 
Besitzer der „Grauen Katze" an, mit dem Erfolge, 
daß dieser kostenpflichtig zur Unterlassung >des An 
legens an der von der Realgemeinde erbauten Treppe 
verurteilt wurde xtnb seinen Fährbetrieb einstellen 
mußte. Dieses Urteil in dem über vierzig Jahre lang 
bis zum Reichsgericht geführten Rechtsstreit ist jetzt 
rechtskräftig geworden. Der Gemeinde Landwehrhagen 
ist damit das ausschließliche öffentliche Fährvecht über 
die Fulda bei Spiekershausen sowohl auf Hannover 
scher wie auf hessischer 'Seite bestätigt worden. 
Fritzlar. Die Wiederherstellungsarbeiten an 
dem großen mittelalterlichen W a n d g e m ä I d e im 
Dom sind so weit vorgeschritten, daß 'demnächst mit 
der eigentlichen Renovierung begonnen 'werden kann. 
Wanfried, 8. Juni. Zwei der schönsten histo 
rischen Holzfachbauten in unserer Stadt, das Rathaus 
und dev Gasthof „Zum Schwan", haben ein neues 
farbenprächtiges Kleid erhalten. Der Türeingang zum 
,/Schwan" wird zur rechten Seite von einer alten 
Steinfigur, dem „Roten Mann", bewacht. Eine 'gleiche 
Figur stand' auch früher auf der linken Seite, ist aber 
zerstört worden. Das' Entstehen des Rathauses' fällt 
in die Zeit der ehemals sehr blühenden Werraschiff 
fahrt; es hat als Kauf- und- Handelshaus gedient, 
während' der „Schwan" viel älter ist und früher die 
Versammlungsstätte der adligen Geschlechter Wan 
frieds und' seiner Umgebung war. 
Gieße n. Vo n einem Naturbeobachter wird ide m 
„Gießener Anzeiger" mitgeteilt, 'daß auf dem Acker 
land in der Wette rau stellenweise eine stattliche, gelb- 
blühende Pflanze zu beobachten ist, deren Dasein 
früher nicht zu bemerken war. Es handelt sich' hierbei 
um eine Bereicherung der oberhessischen Flora durch 
ein Unkraut, das von Osten her einwandernd, immer 
weitere Gebiete erobert, nämlich das Frühlingskreuz 
kraut (Senecio vernalis). Die etwa 30 Zentimeter 
hohe Pflanze entwickelt ihre Blüte so zeitig- daß reich 
lich 'Samen zur Reife kommen, die infolge ihrer Leich 
tigkeit vom Winde weithin verbreitet werden, wodurch 
auch das rasche Vordringen der Pflanze von Osten 
nach, Weiften zu erklären ist. Das Frühlingskreuzkraut 
wurde 'bisher auf Luzerneäckern in der Gemarkung 
Wohnbach, Kreis Briedberg, festgestellt. Es wäre 
interessant zu erfahren, ob diese Pflanze noch ander 
wärts angetroffen wird. 
Setze l b a ch. Bei den Aufräumungs- und Aus- 
schachtungsarbeiten am Neubau des Maurers Rh aban 
Bott fand nwn in altem Mauerwerk etwa 80 Silber- 
münzen aus der Zeit zwischen 1706 und 1849. Der 
Fund zeigt deutlich die Mannigfaltigkeit der deutschen 
Geldmünzen aus der ersten Hälfte des verflossenen 
Jahrhunderts. Außer Reichstalern, Taler- und- Zwei 
talerstücken, unter denen sich auch hannoversche Täler 
befinden, wurden Gulden- und Zweiguldenstücke, sowie 
Zwei- und' Dreieinhalbguldenstücke der Freien Stadt 
Frankfurt aufgefunden. 
A u s d e r R h ö n. Auf Betreiben des Rhönklubs 
wurden im Interesse des Heimatschutzes und- der Denk 
malpflege die Schürfversuche' an der landschaftlich und 
geologisch interessanten Stoffelskuppe eingestellt, so 
daß der Berg in seiner ursprünglichen Form erhalten 
bleibt. 
Wo l fhage n. In diesem Jahre können die Ko 
lonien Ph'ilippinenhof, Philippinenburg und Philip- 
pinenthal auf ein IWjähriges Bestehen zurückblicken. 
Die Bewohner von Philippinendorf werden das 160- 
jährige Bestehen ihrer Kolonie am 1. Juli festlich' be 
gehen. Die beiden Kolonien Philippinenburg und 
Philippinen that werden die Feier an einem anderen 
Tage veranstalten. 
Frankenberg. Es wird von vielen alten 
Forstmännern die Tatsache bestätigt, daß der Kuckuck 
in unserer Gegend heute weniger auftritt als früher. 
Die Schuld daran müssen die veränderten Nahrungs- 
bedingungen sein, die wieder eine Folge der Wald 
wirtschaft ist, die an Stelle der ehemaligen Eichen- 
und Buchenbestände den schneller wachsenden Nadel 
wald hat treten lassen. 
A l s f e l d. Der Verkehrs-- und Derschönerungs- 
verein hat den Beschluß gefaßt, ein historisches Wahr 
zeichen der Stadt, den Bernhardsturm, zu renovieren. 
Bei dieser 'Gelegenheit soll der 'ehemalige Gefangenen- 
raum mit der Folterkammer wieder in Stand gesetzt 
und mit den Marter- und Folterinstrumenten des 
Mittelalters ausgestattet 'werden.
	        

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