Full text: Hessenland (40.1928)

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Dr. Schröder seinen herzlichen Dank für diese 
Auszeichnung aus und betonte dabei, wie sehr 
es ihn freue, daß ihm die Nachricht davon ge 
rade durch die beiden genannten Herren, von 
denen der erstere sein Schüler, der andere 
einer seiner wenigen noch lebenden Schul 
kameraden vom Kasseler Friedrichsgymnasium 
ist, persönlich überbracht werde. Möge es dem 
verdienten Gelehrten-, den auch das „Hessen 
land" mit Stolz zu seinen Mitarbeitern zählen 
darf. vergönnt sein, wie bisher rüstig und in 
seiner bekannten munteren Lebhaftigkeit für 
die Wissenschaft und für sein hessisches Vater 
land zu wirken! 
Des Pfarrers Ioh. Aegidius Ruppersberg jun. zu Aosen- 
thal Bericht über die beiden ersten Jahre des Siebenjährigen 
Krieges. Mitgeteilt von Prof. Dr. Karl Heldmann in Halle. 
Es war im Winter-Semester 1890/91, als 
mein hochverehrter Lehrer, Geheimrat Profes 
sor Dr. Max Lehmann in Göttingen, als 
damaliger Ordinarius der neueren Geschichte 
an unserer hessischen Landesuniversität Mar 
burg mit uns, seinen Schülern, im historischen 
Seminar die Quellen über den Ursprung des 
Siebenjährigen Krieges durchnahm: Uebungen, 
aus denen dann fein Aufsehen erregendes Buch 
„Friedrich der Große und der Ursprung des 
siebenjährigen Krieges" (Leipzig, S. Hirzel, 
1894) hervorgegangen ist. Methodisch muster 
gültig angelegt und durchgeführt haben diese 
Uebungen in ganz außerordentlichem Maße 
nicht bloß unser aller Kenntnisse erweitert und 
vertieft, sondern auch unser kritisches Unter- 
suchungs- und Urteilsvermögen angeregt und 
gestärkt und wohl nicht nur den Schreiber 
dieser Zeilen, sondern auch andere Teilnehmer 
an jenen Seminarübungen ein für allemal 
hellhörig und immun gemacht gegen jede Art 
neuzeitlicher historischer Legendenbildung. 
Während der darauf folgenden Osterferien be 
suchte ich einen Oheim von mir, der damals 
Pfarrer in Rosenthal war. In seinen Kirchen 
büchern herumstöbernd, fand ich zu meiner 
Ueberraschung in einem von ihnen (Band II, 
1677—1767) einen Bericht über den Anfang 
und die beiden ersten Jahre (1756 und 1757) 
des Siebenjährigen Krieges aus der Feder des 
damaligen Pfarrers Ioh. Aegidius Ruppers- 
berg jun., der 1747 seinem gleichnamigen Vater 
im Rosenthaler Pfarramt nachgefolgt war und 
1785 gestorben ist. Das Interessante an diesem 
unter dem frischen Eindruck der Ereignisse nie 
dergeschriebenen Bericht war, daß er nicht bloß 
einige sonst wenig oder gar nicht bekannte oder 
wenigstens beachtete Einzelheiten aus den bei 
den ersten Kriegsjahren der Aufzeichnung für 
wert gehalten hatte, sondern daß er auch un 
mittelbar bereits den Einfluß der Apologetik 
Friedrichs des Großen in bezug auf den von 
ihm begonnenen Krieg erkennen ließ. Aus 
diesen Gründen nahm ich sogleich eine Ab 
schrift davon, die ich dann meinem verehrten 
Lehrer vorlegte. Auch er war davon außer 
ordentlich überrascht. Ich höre ihn noch: 
„Nun sehen Sie mal, Herr H.", rief er aus, 
„da hat dieser Friedrich der Große doch auch 
schon den Pfarrer von Rosenthal im Burg 
wald hinters Licht geführt!" 
Erst vor einem Jahr fiel mir meine Ab 
schrift dieses Berichts wieder in die Hände, 
und nachdem ich sie dank der Freundlichkeit 
des derzeitigen Pfarrers zu Rosenthal, Herrn 
E. Teigeler, noch einmal mit dem Urtext ver 
gleichen konnte (ohne freilich ein von 
mir früher nicht entziffertes Wort des Textes 
auch jetzt lesen zu können), übergebe ich den 
jedenfalls schon im Jahre 1758 verfaßten Be 
richt, mit dem der Rosenthaler Pfarrer Ioh. 
Aegidius Ruppersberg jun. sich zu einem der 
ersten Historiographen des Siebenjährigen 
Krieges gemacht hat, begleitet von Erläuterun 
gen, hiermit der Oeffentlichkeit. 
Anno 1757 Rückte eine frantzosische 150 000 
Mfannj starke Armee über Wesel in Deutsch 
land feinst Im 7br. (Septembris) des vorher 
gehenden Jahres war der Krieg in Sachsen 
angegangen, welches der König in Preusen, 
Fridericus II. in diesem Monat auch gantz 
einnahm. 
Die Sache verhielt sich also. 1740 nach 
Absterben Coroli VI., Rom. Kfaisersstst nahm 
J ) 1711—1740.
	        

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