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Dr. Schröder seinen herzlichen Dank für diese
Auszeichnung aus und betonte dabei, wie sehr
es ihn freue, daß ihm die Nachricht davon ge
rade durch die beiden genannten Herren, von
denen der erstere sein Schüler, der andere
einer seiner wenigen noch lebenden Schul
kameraden vom Kasseler Friedrichsgymnasium
ist, persönlich überbracht werde. Möge es dem
verdienten Gelehrten-, den auch das „Hessen
land" mit Stolz zu seinen Mitarbeitern zählen
darf. vergönnt sein, wie bisher rüstig und in
seiner bekannten munteren Lebhaftigkeit für
die Wissenschaft und für sein hessisches Vater
land zu wirken!
Des Pfarrers Ioh. Aegidius Ruppersberg jun. zu Aosen-
thal Bericht über die beiden ersten Jahre des Siebenjährigen
Krieges. Mitgeteilt von Prof. Dr. Karl Heldmann in Halle.
Es war im Winter-Semester 1890/91, als
mein hochverehrter Lehrer, Geheimrat Profes
sor Dr. Max Lehmann in Göttingen, als
damaliger Ordinarius der neueren Geschichte
an unserer hessischen Landesuniversität Mar
burg mit uns, seinen Schülern, im historischen
Seminar die Quellen über den Ursprung des
Siebenjährigen Krieges durchnahm: Uebungen,
aus denen dann fein Aufsehen erregendes Buch
„Friedrich der Große und der Ursprung des
siebenjährigen Krieges" (Leipzig, S. Hirzel,
1894) hervorgegangen ist. Methodisch muster
gültig angelegt und durchgeführt haben diese
Uebungen in ganz außerordentlichem Maße
nicht bloß unser aller Kenntnisse erweitert und
vertieft, sondern auch unser kritisches Unter-
suchungs- und Urteilsvermögen angeregt und
gestärkt und wohl nicht nur den Schreiber
dieser Zeilen, sondern auch andere Teilnehmer
an jenen Seminarübungen ein für allemal
hellhörig und immun gemacht gegen jede Art
neuzeitlicher historischer Legendenbildung.
Während der darauf folgenden Osterferien be
suchte ich einen Oheim von mir, der damals
Pfarrer in Rosenthal war. In seinen Kirchen
büchern herumstöbernd, fand ich zu meiner
Ueberraschung in einem von ihnen (Band II,
1677—1767) einen Bericht über den Anfang
und die beiden ersten Jahre (1756 und 1757)
des Siebenjährigen Krieges aus der Feder des
damaligen Pfarrers Ioh. Aegidius Ruppers-
berg jun., der 1747 seinem gleichnamigen Vater
im Rosenthaler Pfarramt nachgefolgt war und
1785 gestorben ist. Das Interessante an diesem
unter dem frischen Eindruck der Ereignisse nie
dergeschriebenen Bericht war, daß er nicht bloß
einige sonst wenig oder gar nicht bekannte oder
wenigstens beachtete Einzelheiten aus den bei
den ersten Kriegsjahren der Aufzeichnung für
wert gehalten hatte, sondern daß er auch un
mittelbar bereits den Einfluß der Apologetik
Friedrichs des Großen in bezug auf den von
ihm begonnenen Krieg erkennen ließ. Aus
diesen Gründen nahm ich sogleich eine Ab
schrift davon, die ich dann meinem verehrten
Lehrer vorlegte. Auch er war davon außer
ordentlich überrascht. Ich höre ihn noch:
„Nun sehen Sie mal, Herr H.", rief er aus,
„da hat dieser Friedrich der Große doch auch
schon den Pfarrer von Rosenthal im Burg
wald hinters Licht geführt!"
Erst vor einem Jahr fiel mir meine Ab
schrift dieses Berichts wieder in die Hände,
und nachdem ich sie dank der Freundlichkeit
des derzeitigen Pfarrers zu Rosenthal, Herrn
E. Teigeler, noch einmal mit dem Urtext ver
gleichen konnte (ohne freilich ein von
mir früher nicht entziffertes Wort des Textes
auch jetzt lesen zu können), übergebe ich den
jedenfalls schon im Jahre 1758 verfaßten Be
richt, mit dem der Rosenthaler Pfarrer Ioh.
Aegidius Ruppersberg jun. sich zu einem der
ersten Historiographen des Siebenjährigen
Krieges gemacht hat, begleitet von Erläuterun
gen, hiermit der Oeffentlichkeit.
Anno 1757 Rückte eine frantzosische 150 000
Mfannj starke Armee über Wesel in Deutsch
land feinst Im 7br. (Septembris) des vorher
gehenden Jahres war der Krieg in Sachsen
angegangen, welches der König in Preusen,
Fridericus II. in diesem Monat auch gantz
einnahm.
Die Sache verhielt sich also. 1740 nach
Absterben Coroli VI., Rom. Kfaisersstst nahm
J ) 1711—1740.