Buchstaben „Adolf". Diesen Teller schenkten wir
unserem Adolf, auf den der Spruch auch noch lange
Jahre Paßte, bis er sich vor etwa sechs Jahren
noch eines Besseren besann und eine alte Freundin
heiratete, die ihn dann, als er vor einem halben
Jahr erkrankte, gar treulich bis zu seinem schweren
Ende gepflegt hat.
Adolf Lins war so sehr in Willingshausen zu
Hause, daß man hätte denken können, er lebte aus
schließlich dort, wenn er, der gewöhnlich den echten
Kasseläner Tonfall beibehalten hatte, nicht bei der
Unterhaltung mit den Bauern aus den vergeblichen
Versuchen, schwälmerisch zu sprechen, immer sehr bald
in die rheinische Mundart verfallen wäre und da
durch verraten hätte, daß er auch am Niederrhein,
bejonders im Dorfe Nierst, ebenso heimisch war
wie in Willingshausen. Während er die Wintermo
nate in Düsseldorf verbrachte, wo er außer den Sit
tenbildern und Landschaften auch Bildnisse, lebens
große Akte und Tiere malte und im Malkasten eine
führende Persönlichkeit war, verbrachte er die Früh
jahrsmonate mit Düsseldorfer Freunden am Nieder
rhein, von wo er außer Bildern auch eine Menge
drolliger Erlebnisse mitbrachte, die er in lebhaftester
Schilderung dann in Gesellschaft zum Besten gab.
Erwähnt muß noch werden, daß Lins etwa von
1909 an einige Jahre mit seinem Freund Mühlig
anstatt nach Willingshausen nach Röllshausen im
Schwalmgrund ging, wohin ihm auch eine Anzahl
jüngerer Berliner Maler folgten, die rpir ein Jahr
in Willingshausen gewesen waren, und von denen
Eichhorst, Lünstroth, Högg und die iin Kriege ge
fallenen Courtois und Wiegand (Schüler von Lins)
zu nennen sind. In dieser Zweigniederlassung von
Willingshausen entwickelte sich ebenfalls ein sehr
schassensfrohes Leben, und ein reger freundschaft
licher Verkehr rüber und nüber entstand, uno
zwar nicht nur im Sommer, sondern auch im Win
ter, denn inzwischen hatten Thielmann sich in Wil
lingshausen, Eichhorst und Lünstroth in Röllshausen
dauernd niedergelassen. Jetzt wohnt in Röllshausen
nur noch dauernd der Kasseler Karl Mons.
So verlor Düsseldorf und Hessen in Adolf Lins
nicht nur einen vortrefflichen Künstler, sondern
auch einen der liebenswürdigsten Menschen.
Tie Kasseler städtische Gemäldesammlung besitzt
nichts von Lins, es tväre nötig, wenn sie eine
heimische Galerie sein soll, und nur dadurch kann sie
Charakter bekonnuen, daß der Verbleib des in Paris
ausgezeichneten Gänsebildes ermittelt und es für
Kassel erworben würde. Es gäbe da überhaupt
noch manches nachzuholen. Im September dieses
Jahres wird in der Düsseldorfer Kunsthalle eine
Lins-Gedächtnisausstellung stattfinden. Es wäre
sehr wünschenswert, daß diese Ausstellung dann auch
im Kunsthaus seiner Vaterstadt Kassel gezeigt wird.
z/JHcitfcifct stieg «.. Von Dr. Anneliese Bretschneider.
Aus dem Material des Hessen-Nassauischen Wörterbuchs.
Welcher Frühlingsbote wird wohl so stürmisch
von der Kinderschar begrüßt wie der braungeflü
gelte Maienbringer Melolontha vulgaris? Sinnend
denkt der einsame Spaziergänger bei dem Summen
über sich der entschwundenen Jugendsreuden, und
selbst das Alter belächelt wohlwollend diesen Künder
des licht- und wärmespendenden Sommers. Nur
Landmann und Förster ziehen bedenkliche Gesichter,
wenn die Käserzahl allzu sehr anschwillt und Schaden
in Wald und Feld anrichtet. Jedenfalls erregt
der Maikäfer überall ungewöhnliches Aufsehen.
Dieses ihm dargebrachte Interesse ist in den merk
würdigen Eigenschaften begründet, die ihn vor
andern Arten der Käsergattung auszeichnen und
die ihm beim mundartsprechenden Volke die ver
schiedensten Namen eingetragen haben, ja, denen
er es verdankt, daß ec überhaupt überall im Hessen-
Nassauischen Lande einen Namen hat. Denn der
Bauer neigt sonst dazu, das Getier, das nicht zu
Haus, Hof und Stallung gehört, zu übersehen und
nicht der Ehre eines besonderen Namens für würdig
zu erachten.
Wie ist es nun mit den Qualitäten unseres.
Braunrockes bestellt? Seine unangenehmste Eigen
schaft, die unersättliche Freßlust, hat ihm den Namen
„Laubsresser" eingetragen, und zwar in der Um
gebung von Schlüchtern. Andrerseits dient er selbst
dem immer hungrigen Hühnervolk zum schmack
haften Mahle! „Hühnerklette, Hühnerkleber" wird
er in einem großen oberhessischeu Gebiet genannt,
das ungefähr von Gießen-Wetzlar bis Butzbach und
den nordwestlichen Teil des Kreises Büdingen sich
erstreckt.
Von einer anderen, besonderen ..Eigenart des
Tierchens rührt der Name „Klette, Maiklette" her,
den es vielfach im Kreise Marburg führt und der
auch vorherrscht im nördlichen Kreise Gießen und
im südlichen Kreise Alsfeld, Gebiete, die geographisch
benachbart sind.
Tie Klette ist bekanntlich die Frucht des Kleb-
krautes (Galium aparine); jeder weiß, daß sie sich
festkrallt, gleichsam klebt. Man braucht nur einmal
einen Maikäfer auf die Hand zu nehmen — und die
Erklärung dafür, daß auch er „Klette" heißt, ist
gegeben: er hält sich mit den Widerhäkchen seiner
Beine fest, er „klebt". Zu bemerken ist hier nur,
daß „Klette" der sprachlichen Herkunft nach zn
„kleben" gehört — und unser Braunrock steht mit
einemmale als ein „Kleber" da. Und siehe da!
Blicken wir uns weiter in der Provinz um, so
finden wir die „Klette" tatsächlich als „Kleber"
wieder. „Kläwer, Kleawer" und ähnlich ist die
ganz geläufige Bezeichnung z. B. bei Melsungen,
im südlichen Kreise Wetzlar, in der Umgegend von
Nauheim usw. „Hühnerkleber, Baumkleber, Wei
denkleber" heißt er um Butzbach, im ganzen mitt