1
Illustrierte Monatsblätter für Heimatsorschung, Kunst und Literatur
Schriftletter Paul Heidelbach, Kassel. Unter Mitwirkung von Bezirkskonservator Baurat Dr. H o l tm ey er, Kassel,-
Direktor der Landesbibliothekvr. Hopf, Kassel,-LyzeallehrerKeller, Kassel,- Staatsarchivrat vr.Knetsch,Marburg,-
OberbibliothekarProfessor Ur. Losch, Steglitz,- Schriftsteller Heinrich Nuppel, Homberg,- Professor vr. Schaefer,
Kommissar für Naturdenkmalpflege im Neg.-Bez. Kassel,- Geheimrat Universitatsprofessor vr. Schröder, Göttingen,-
Universitätsprofessor vr. Schwantke, Marburg,- vr. Werner Sunkel, Marburg,- Professor vr. Bonderau, Fulda,-
Universitatsprofessor vr. W e d e k i n d, Marburg.
■ - 3m Einverständnis mit den Vereinen: -
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde,- Hessischer Gebirgsverein,- Knüllgebirgsverein,- Allgemeiner Deutscher
Sprachverein, Kassel,- Verein für Naturkunde, Kassel,- Geologischer Verein, Marburg,- Biologische Vereinigung, Marburg,-
Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck,- Hessischer Volksschullehrerverein.
—- ' — Bezugspreis vierteljährlich 2.— Mark ——-
39, Jahrgang Heft 1 Kassel, Januar 1927
Der Name Gelnhausen.
Durch die letzte Tagung des Vereins für Hessische
Geschichte und Landeskunde in der schönen, an
alten Baudenkmälern sv reichen, durch ihre Ge
schichte bekannten ehemaligen Reichsstadt Geln-
hause :U wurde auch die Bedeutung dieses Ortsna-
mens wieder einmal erörtert.2 Wir können auf
alle diese, vielfach dilettantischen Namendeutungen
nicht eingehett. Grundlegend ist für unsere Unter
suchung die älteste Schreibweise des Namens, kritisch
untersucht, ferner die Feststellung der Lage des
Ortes nach deut Augenschein und die historische
Topographie, besonders in Bezug aus die Verkehrs
straßen, die z. Z. der Entstehung des Ortes be
standen. Auf diese Weise können wir den Namen
in eine bestimmte Gruppe einreihen uitb mit ande
ren ähnlichen Namen in Vergleich stellen, um so
zu einer gesicherten Deutung zu gelangen.
Jur Kiuzigtal, unweit der Stelle, wo der Fluß
den engen Gebirgspaß zwischen Vogelsberg und
Spessart verlassen hat und das Tal sich zu einer
Ebene erweitert, ist die Stadt Gelnhausen, von
den: rechten Kinzigufer an, den steilen Tietrichs-
berg terrassenartig ausgebaut. Was mögen es wohl
für Gründe gewesen sein, die die ersten Ansiedler
an diese, für den Verkehr so schwierige Stelle
zogen? Von jenseits der Kinzig kommt über die
Höhen des Spessarts aus Franken eine Abzweigung
der alten Birkenhainer Straße und von der Main
fähre bei Seligenstadt über Kahl der alte Verbin
dungsweg mit dem Palatino: Seligenstadt, der die
Fortsetzung von Straßen aus dein Rodgau. iinb
dem Odenwald ist; beide vereinige:: sich vor der
Kinzigüberqüerung und diese Straße steigt jenseits
die Schmidtgasse hinan, u m dann den Obermarkt
Von Ernst 3- Zimmermann, Hanau.
zu überqueren. Hier traf die Straße mit der durch
das Röthertor kommenden Frankfurt-Leipziger
Straße zusammen, die durch die „Alte Schmidt
gasse" — an den Eingängen alter Orte, besonders
an schwierigen Straßensteigungen, hatte der Schmied
seine Werkstätte — anstieg. Die Frankfurt-Leipziger
Straße zog daun durch die Fahrgasse, heute Pfarr-
gasse,b „welch letztere, als engste Straße der Stadt,
einst der Schreck aller diese Straße befahrenden
Frachtwagen gewesen," um durch das engere Hait-
zertor weiter zu ziehen; sie mied somit das Über
schwemmungen stets ausgesetzte Tal der Kinzig.
Die über die Kinzig gekommene Straße geht nach
Überquerung des Obermarktes durch.das .Holztor,
um dann steil hinauf über den Dürich als Höhen-
weg weiterzuziehen nach Gettenbach oder nach Witt
genborn und den: Vogelsberg. Als Fernstraße hatte
dieser steile Weg wenig Bedeutung, gewann aber
für den Ort Gelnhausen, der seinen Holzbedars'
von der Höhe aus dem großen Büdingerwald holte,
eine große Wichtigkeit. An: Schnittpunkt der beiden
alten Straßen, dem Obermarkt, entstand schon in
fränkischer Zeit der Ort, mindestens 350 Jahre
vor der ersten urkundlichen Erwähnung. Das eu8-
trum Gelnhausen „stand da, wo sich jetzt die Ma
rienkirche erhebt; westlich von ihm lag das alte
G e l n h a u s e n, dessen Mittelpunkt der jetzige
Obermarkt bildete und dessen Längsachse die Kin
zigstraße (Frankfurt-Leipziger Str.) zog"> Um den
beschwerlichen Verkehr auf den steilen Straßen un
ter himmlischen Schutz zu stellen, weihte man im
12. oder 13. Jahrhundert St. Veit eine Statue und
stellte diese an steiler Stelle auf; der Rest des
Sockels dieser Statue bildet heute den Eckstein un