Full text: Hessenland (39.1927)

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Das alte Unlversitätsgebäude, kurz vor dem Abbruch 1876. 
Aus: A. Kcyffer, Die Iugendtage eines Kleinstädters (Verlag L. Bösendahl Zun., Rinteln). 
„Eulenburg", heute Alumnat des Gymnasiums, 
sowie der Blumenwall, der ehemalige botanische 
Garten der Universität, sind als alleinige Zeugen 
der Universitätszeit Rintelns übriggeblieben. Her 
vorragende Lehrer erivarben auch dem Gymnasium 
in der wissenschaftlichen Welt bald einen hohen 
Ruf. Männer, deren Namen später einen guten 
Vor 120 Zähren. 
Klang hatten, empfingen air ihm ihre erste Unter- 
weisung in den Wissenschaften. Neben dem Dichter 
Franz Dingelstedt traten am meisten hervor der 
Tier- und Landschaftsmaler Christian Kröner, der 
Dichter und Schriftsteller Julius Rodenberg, der 
Politiker Friedrich Oetker und der Sprachforscher 
und kaiserlich-russische Hofrat I)r. Georg Böhling. 
Reinhold Börner. 
Die französische Besetzung der hessischen Grafschaft Schaumburg. Bon Dr. Philipp Losch. 
Seit dem preußischen Reichsverrat von 1795 
genoß Norddeutschland die Segnungen des sog. 
Baseler Friedens. Aber es war nur die Ruhe vor 
dem Sturm, der sich zuerst ankündigte, als Mortier 
-das Kurfürstentum Hannover besetzte. Um sein 
Gebiet vor einem gleichen Schicksal zu bewahren, 
verfiel der Kurfürst von Hessen ans ein eigenartiges 
Mittel, worüber der Sohn des Amtmanns Merkel 
von Freudenberg (das damals zu Kurhessen gehörte) 
folgendes erzählt: „Mein Vater feierte seinen 
größten Triumph, als er eines schönen Morgens 
die sämtlichen Zugänge des weitläufigen Amtes 
mit Grenzpfählen umgürten ließ, auf denen man 
in glänzenden Farben den hessischen Löwen er 
blickte mir der Unterschrift: Llsetorut äs Hesse, 
pays neutre! Es fand dies große Ereignis statt, 
als die französischen Legionen es sich schon mehrere 
Tage in unserer hannöverschen Nachbarschaft hatten 
recht wohl sein lassen. Noch höre ich deutlich die 
Worte, die er, als er von der Grenzbegehnng 
zurückkam, lächelnd an meine Mutter richtete, so 
bald er vom Pferde gestiegen war: „Jetzt sollen 
die Herren Franzosen die Nase wohl von uns lassen. 
Habe keine Furcht mehr, meine Liebe, erst jetzt 
soll es heißen: Respekt vor dem Kurfürsten!" 
Dem großen Korsen fehlte aber dieser Respekt, 
und trotz der warnenden Grenzpfähle und trotz 
der (freilich nicht ganz einwandfreien) hessischen 
Neutralität standen die Truppen Mortiers und 
des Königs von Holland am 31. Oktober 1806 
vor den Toren von Kassel, und der Kurfürst mußte 
Hals über Kopf flüchten, um nicht gefangen zu werden)
	        
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