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Das alte Unlversitätsgebäude, kurz vor dem Abbruch 1876.
Aus: A. Kcyffer, Die Iugendtage eines Kleinstädters (Verlag L. Bösendahl Zun., Rinteln).
„Eulenburg", heute Alumnat des Gymnasiums,
sowie der Blumenwall, der ehemalige botanische
Garten der Universität, sind als alleinige Zeugen
der Universitätszeit Rintelns übriggeblieben. Her
vorragende Lehrer erivarben auch dem Gymnasium
in der wissenschaftlichen Welt bald einen hohen
Ruf. Männer, deren Namen später einen guten
Vor 120 Zähren.
Klang hatten, empfingen air ihm ihre erste Unter-
weisung in den Wissenschaften. Neben dem Dichter
Franz Dingelstedt traten am meisten hervor der
Tier- und Landschaftsmaler Christian Kröner, der
Dichter und Schriftsteller Julius Rodenberg, der
Politiker Friedrich Oetker und der Sprachforscher
und kaiserlich-russische Hofrat I)r. Georg Böhling.
Reinhold Börner.
Die französische Besetzung der hessischen Grafschaft Schaumburg. Bon Dr. Philipp Losch.
Seit dem preußischen Reichsverrat von 1795
genoß Norddeutschland die Segnungen des sog.
Baseler Friedens. Aber es war nur die Ruhe vor
dem Sturm, der sich zuerst ankündigte, als Mortier
-das Kurfürstentum Hannover besetzte. Um sein
Gebiet vor einem gleichen Schicksal zu bewahren,
verfiel der Kurfürst von Hessen ans ein eigenartiges
Mittel, worüber der Sohn des Amtmanns Merkel
von Freudenberg (das damals zu Kurhessen gehörte)
folgendes erzählt: „Mein Vater feierte seinen
größten Triumph, als er eines schönen Morgens
die sämtlichen Zugänge des weitläufigen Amtes
mit Grenzpfählen umgürten ließ, auf denen man
in glänzenden Farben den hessischen Löwen er
blickte mir der Unterschrift: Llsetorut äs Hesse,
pays neutre! Es fand dies große Ereignis statt,
als die französischen Legionen es sich schon mehrere
Tage in unserer hannöverschen Nachbarschaft hatten
recht wohl sein lassen. Noch höre ich deutlich die
Worte, die er, als er von der Grenzbegehnng
zurückkam, lächelnd an meine Mutter richtete, so
bald er vom Pferde gestiegen war: „Jetzt sollen
die Herren Franzosen die Nase wohl von uns lassen.
Habe keine Furcht mehr, meine Liebe, erst jetzt
soll es heißen: Respekt vor dem Kurfürsten!"
Dem großen Korsen fehlte aber dieser Respekt,
und trotz der warnenden Grenzpfähle und trotz
der (freilich nicht ganz einwandfreien) hessischen
Neutralität standen die Truppen Mortiers und
des Königs von Holland am 31. Oktober 1806
vor den Toren von Kassel, und der Kurfürst mußte
Hals über Kopf flüchten, um nicht gefangen zu werden)