selbständige Dorfgemeinde Bettenhausen ihr 800 jähriges
Bestehen begehen wird, soll vom 30'. Juli bis 1. Aug.
stattfinden. Vorgesehen ist am 30. Juli Kommers, am
31. Juli und 1. August Volksfest auf den Diemar
und Hellerschen Wiesen in der Agathofstraße, dem Sonn
tag früh ein Festakt vorausgeht. Eine die Ortsge-
schlchte aus archivalischer Grundlage behandelnde Fest
schrift wird vom Volkswirt Bruno Jacob verfaßt. —
Für Beihilfen an bedürftige Kasseler Künstler hat der
Magistrat einen Betrag von 5000 RM bewilligt, der
im ' Benehmen mit dem Reichswirtfchaftsverband für
bildende Künstler zur Verteilung gelangen soll.
Marburg. Am 27. Mai begannen vor der alten
Lutherkirche in großen Ausmaßen mit Massenszenen,
Gruppen und Einzelauftritten die Marburger Festspiele.
Den .Hauptinhalt des von A. Pfeffer verfaßten Stückes
bildet die Übergabe der Marburger Marienkirche an den
evangelischen Gottesdienst durch Landgraf Phillipp. Die
Ausführung war vortrefflich. Die gesamte Spiellei
tung lag 'in den Händen des Nniversitätslektors 0r.
Fritz Budde. Die Spiele, an denen über 250 Dar
steller mitwirken, werden bis zum 19. Juni wieder
holt. — Auch die 400-Jahrfeier des Gymnasium Philip-
pinum nahm in dreitägiger Dauer bei zahlreicher Be
teiligung ehemaliger Schüler — als ältester der an
wesenden Ehemaligen sprach am Begrüßungsabend
Pfarrer Weiß- Hofgeismar — einen glänzenden Ver
lauf. —- Am 24. Mai jährte sich zum 600. Male der
Überfall Marburgs durch einen Mainzer Kriegshaufen.
Die Marburger setzten sich mit Erfolg zur Wehr und
verfolgten die Mainzer bis in die Gegend von Amöne
burg, wo sie in einen feindlichen Hinterhalt gerieten
und zum größten Teil erschlagen wurden.
F u l d ä. Der preußische Minister des Innern hat
aus Grund des § 4 Alp. 1 und 2 der Kreisordnung für
die Provinz Hessen-Nassau vom 7. Juni 1885 die
Stadt Fulda im Regierungsbezirk Kassel vom 1. April
d. I. ab für ausgeschieden aus dem Verbände des
Kreises Fulda erklärt. Seit diesem Tage bildet die
Stadt Fulda für sich einen Stadtkreis.
Melsungen. Hier soll in der Nähe des Bahn
hofs eine neue Fuldabrücke errichtet werden, um die
alte Brücke zu entlasten; diese soll als historisches Bau
denkmal stehen bleiben und nur noch dem leichteren
örtlichen Verkehr dienen.
Friedberg. Das vor sieben Jahren ins Leben
gerufene Wetterauer Heimatmuseum hat sich mittler
weile zu einer reichhaltigen Sammlung von Kunstgegen
ständen aller Art aus' dem Heimatgebiete entwickelt,
so daß die Neubeschasfung von Räumlichkeiten dringend
notwendig ist.
4k eu entdeckte Handschriften zur Ge
schichte des Klosters Fulda. Während man
sich für das berühmte und vielerörterte Schreiben
Karls des Großen an den Abt Bangulf
von Fulda über die Bildung der Klostergeistlichkeit
und die Notwendigkeit des Studiums bisher auf eine
einzige Handschrift des 11.—12. Jahrhunderts stützen
mußte, ist es Prof. Paul Lehmann in München ge
lungen, in Oxford eine aus Würzburg stammende Kopie
zu entdecken, die ihren angelsächsischen Schriftzügen
nach zeitlich wie örtlich in die nächste Nähe des Emp
fängers, ans Ende des 8. Jahrhunderts und ins Schrift
gebiet von Würzburg-Fulda, führt. Die Abweichungen
im Wortlaut geben Veranlassung zu einer in mancher
Hinsicht neuartigen Erklärung wichtiger Stellen des
Briefes. Ferner' konnten, wie Prof. Lehmann aus der
neuen Folge seiner Fuldaer Studien in der Bayerischen
Akademie 'der Wissenschaften mitteilte, dem mit 361
Bildern geschmückten Kodex der Enzyklopädie des Hra-
banus Maurus aus Montecassino von 1023 zum ersten
Male zwei andere illustrierte Handschriften desselben
Werkes aus der Vaticana angeschlossen werden. Be
sonders wertvoll ist ein 1425 in Deutschland abge
schlossener Band, der früher dem Pfälzer Kurfürsten in
Heidelberg gehört hat. Die alten Bilder sind mit Ge
schmack und Geschicklichkeit in den deutschen Stil des
15. Jahrhunderts übertragen und geben in vielem reiz
volle Darstellungen von Natur und Leben.
Aus dem S ch l i tz e r L a n d. Der „Schlitzer Bote"
berichtet: Vor kurzem hatten der Sohn Karl des Bürger
meister Döring in Rimbach und die Tochter Barbara
des Landwirts Faust in Queck Hochzeit, die in alt
hergebrachter Schlitzerländer Sitte gefeiert wurde. Be
merkenswert war, daß der ganze Hochzeitszug mit den
reizenden Schlitzerländer Trachten und der Brautwagen,
der vor der Hochzeit gefahren wird, von Schulrat
Lorentz-Lanterbach mit der Filmkamera aufgenommen
worden ist. Der Filmstreifen wird ein Stück dörflicher
Eigenart im Bild festhalten, die allmählich unserer
Zeit geopfert wird.
Von der Schwalm. Wer mit offenen Augen
durch unsere Schwalmdörfer wandert, der muß mit
Betrübnis die Wahrnehmung machen, daß es mit der
schönen Tracht des Schwälmer Volksstammes immer
weiter rückwärts geht. Das ist eine traurige Tatfacho,
an der alle Bemühungen einsichtiger Volkskreise, denen
die Erhaltung des echten Schwälmer Volkstums am
Herzen liegt, leider nicht viel werden ändern können.
Gibt es doch schon eine tjan^e Reihe von Dörfern in
der Schwalm, in denen die städtische Tracht die Ober
hand gewonnen hat, während die Schwälmer Tracht
immer mehr zurückgedrängt wird. Kommt man gar in
die Schulklassen hinein, so bemerkt man mit Erstaunen,
daß nur noch wenige Kinder die echte Schwälmer
Kleidung tragen. Und bei dem kleinen Nachwuchs
sieht's noch viel ärger aus. Es ist hohe Feit, daß
die Schwälmer selbst aus angeborenem Nationalstolz
heraus diesem Bestreben mit allen Mitteln entgegen
treten und vor allem selbst an der prächtigen Ur
vätertracht festhalten. Wenn es ihnen nicht gelingt,
ihre eigenen Volksgenossen von dem unsinnigen Ge-
bahren zurückzuhalten, dann wird die Zeit nicht mehr
fern sein, in der man die schönen Schwälmer Trachten
nur noch in den Museen wird bewundern können. Es
wird an den Schwälmern selbst liegen, diese Befürch
tungen in möglichst weite Ferne zu' rücken. (Oberhess.
Jeitung.x
Steinau (Kreis Schlüchtern). Nach gründlicher
Wiederherstellung ist jetzt die hiesige Teufelshöhle
vom Verkehrsverein Steinau wieder für das Publikum
freigegeben worden. Sce ist die größte Höhle Hessens
und bietet ein ideales Beispiel dafür, daß Höhlenbäche,
Springe, Penore, Wassersickern und Unterhöhlen mit
Kropfsteinen auf kleinem Gebiet vorkommen können. Man
gelangt in sie durch einen 53 Meter langen Gang.
Der Hauptdom ist 30 Meter hoch, mißt 111/2 Meter
im Durchmesser und endet rn einem linken, abschüssigen
Gang, der in das Innere der Höhle nach Süden führt.
Man glaubt, daß außer der Haupthöhle, dem Wasser
bassin und den kürzlich neuentdeckten Seitenhöhlen noch
weitere Höhlen vorhanden sein müssen, was auch mit
den Beobachtungen bekannter Geologen übereinstimmt.
Ist ein Kasselaner an Schillers Tod
schuldig? Unter dieser Überschrift weist Or. Kurt
Brauer im „Kasseler Tageblatt" vom 5. Junr darauf
hin, daß die ursprüngliche Tapete in Schillers Sterbe-
zimmer Arsen und Kupfer enthielt, also aus Schwein-